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0454 - Tal der Skelette

0454 - Tal der Skelette

Titel: 0454 - Tal der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mir nicht endlich sagen, was das soll?« fragte Carlotta, während sie ins Freie kletterte. Es tat gut, wieder festen Boden unter sich zu spüren. Die rasende Fahrt war ihr an die Substanz gegangen. Sie wünschte sich, so etwas nie wieder zu erleben.
    »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ein guter Freund - vielleicht«, sagte der Taxifahrer. »Vielleicht aber auch der schlimmste Feind. Es kommt immer darauf an, auf welcher Seite man steht.«
    Carlotta musterte ihn. Von ihm ging eine seltsame Aura aus. Er strahlte Überlegenheit und Macht aus, aber auf eine Weise, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Er war ungewöhnlich groß, mußte den Durchschnittsitaliener mindestens um anderthalb Haupteslängen überragen. Breite Schultern verrieten Kraft, und die Art, wie er sie bewegte, verriet Carlotta, daß er mit dieser Kraft auch umzugehen verstand. Sein Teint war ein wenig blaß, als wäre er lange Zeit nicht an der Sonne gewesen. Er war dunkel, fast schwarz gekleidet, und im schroffen Gegensatz dazu stand die rote Krawatte. Einmal schien es ihr, als würden seine Augen wie Feuer leuchten, aber das mußte eine Täuschung gewesen sein.
    »Mitkommen!« befahl der Unheimliche, griff nach ihrem Arm und zerrte sie zu Fuß weiter. Sie erschauerte und war froh, diesmal auf eine ihrer kleinen erotischen Überraschungen für Ted verzichtet zu haben - mitunter brachte sie es fertig, nur in Schuhen und Mantel und ansonsten völlig nackt bei ihm aufzukreuzen. Allein die Vorstellung, diesem Fremden so gut wie unbekleidet ausgeliefert zu sein, ließ sie erschauern. Sie wandte den Kopf.
    Wo war das Taxi geblieben? Sie konnte es nicht mehr erkennen, dabei waren sie doch gerade erst ein paar Meter gegangen! Ruckartig blieb sie stehen. Unerbittlich zog der Fremde sie mit sich, nahm es in Kauf, daß sie fast stürzte.
    »He, ich will wissen, was -«
    Da verstummte sie.
    Sie hatte die Skelette gesehen.
    ***
    Professor Zamorra studierte die Straßenkarte, die er auf den Knien liegen hatte. »Bist du sicher, daß es diese Stelle ist, die der Kidnapper dir beschrieben hat?«
    Ted Ewigk nickte. »Nenne ihn ruhig beim Namen«, sagte er.
    »Nicht, solange ich nicht hundertprozentig sicher bin, daß er es wirklich ist. Ich glaube immer noch an einen Trick«, wandte Zamorra ein. Seine Stimme wurde etwas schärfer, als er hinzufügte: »Und in diesem Punkt bin ich nicht bereit, zu diskutieren.«
    »Schon gut«, murmelte Ted Ewigk. Er war ruhiger geworden und fuhr konzentriert. Zumindest an seinem Fahrstil deutete nichts auf die unglaubliche Aggressivität hin, die ihn derzeit zu beherrschen schien. Das beruhigte Zamorra ein wenig. Er war froh, daß Ted seine Aggressivität nicht im Straßenverkehr abregierte. Immerhin wäre sein Wagen hierbei eine verdammt tödliche Waffe gewesen.
    Der metallic-silberne Mercedes 560 SEC glitt ruhig über den Asphalt. Längst waren sie aus Rom heraus.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Zamorra. »Es gibt genug Stellen, an denen der Kidnapper sich verstecken könnte. Warum nimmt er ausgerechnet dieses Tal? Da gibt es doch -zig Leute, denen er über den Weg laufen kann. Einem ganzen Dorf kann er schließlich nicht einfach so aus dem Weg gehen, noch dazu mit einer Person, die ihn nicht freiwillig begleitet.«
    »Wenn er seine schwarzmagische Kraft einsetzt, ist das für Asmodis kein Problem«, brummte Ted.
    Zamorra seufzte laut.
    Er traute der ganzen Angelegenheit nicht über den Weg. Und vor allem mußte er auf Ted aufpassen, damit der nicht wieder so eine Aktion startete wie in der Hölle, als er Julian mit dem Machtkristall angriff.
    Dort war Zamorra überrascht worden. Diesmal war er auf derlei vorbereitet.
    Glaubte er.
    ***
    Ombre erstarrte. Langsam wandte er den Kopf. In der Dunkelheit neben ihm stand ein Neger. Nur seine Augen und Zähne im leichtgeöffneten Mund schimmerten hell.
    »Wer bist du? Was willst du von mir?« fragte Ombre.
    »Mit dir reden - vielleicht dir helfen. Bruder. Immerhin verdanke ich dir etwas. Komm mit. Ich schätze, es wird dir nicht gefallen, die Polizei zu sehen.«
    Ombre überlegte schnell. Die gepflegte Wortwahl des Mannes deutete darauf hin, daß er alles andere als ein Slumkind war. Er gehörte nicht in diese Gegend.
    Der Druck verschwand. Ombre sah etwas Metallisches verschwinden. Er atmete auf. Die Bedrohung durch die Pistole war nicht mehr gegeben. Aber irgendwie schien es ihm nicht ratsam, jetzt sofort wieder zu flüchten. Er hatte das Gefühl, daß der Fremde schneller sein würde

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