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0455 - Der Zeit-Zauberer

0455 - Der Zeit-Zauberer

Titel: 0455 - Der Zeit-Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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jetzt um mehr als dreihundert Jahre in die Zukunft versetzt hatte. Es war etwas anderes, und es war früher nicht dagewesen.
    Eine allgegenwärtige, seltsame Kraft beeinträchtigte den Zauber des Gnoms. Sie machte ihn nicht völlig zunichte, aber sie störte ungemein.
    Bevor er also den Versuch machte, zurückzukehren in seine Zeit, mußte er erst einmal die Quelle dieser eigenartigen Kraft finden und ausschalten. Nur dann konnte er sicher sein, daß alles so funktionierte, wie er es sich dachte. Wenn diese Kraft nämlich weiterhin wirkte, würde er nur einen geringen Teil seiner eigenen Fähigkeiten benutzen können. Einen viel zu geringen Teil. Wie störend die Kraft war, hatte er vorhin schon gemerkt, als er mit unsichtbaren magischen Händen den zusammensinkenden Don auffangen wollte und statt dessen seinen Sturz nur verlangsamen konnte.
    Der Gnom begann nach der Kraftquelle der störenden Magie zu suchen.
    ***
    Don Cristofero kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als er sich in der Bibliothek umsah. Mit Absicht hatte Zamorra ihn in einen der Räume geführt, die noch alt und gemütlich eingerichtet waren. Hier standen, in den Eichenregalen die schöngeistigen Werke, die Zamorra zuletzt in seiner Studentenzeit oder kurz danach hatte lesen können; später hat er kaum noch Zeit dafür finden können. Es gab einen offenen Kamin, einen Schachtisch, ein paar Lehnsessel, die mit Leder bezogen waren, einen kleinen Rundtisch, um Getränke abzustellen, und es gab Stand-Aschenbecher, falls jemand zu rauchen wünschte; ein Laster, das sich Zamorra schon vor vielen Jahren wieder abgewöhnt hatte.
    Don Cristofero zog einige der Bücher nacheinander aus den Regalen, betrachtete die schweren Einbände, das dicke Papier und die ihm sicher seltsam anmutende, glatte Schrift, die zu lesen er Schwierigkeiten hatte. Zamorra lächelte. Was würde der Don erst sagen, wenn Zamorra ihn in den Seitenflügel geführt hätte, in dem sich die computerunterstützte Fachbibliothek befand? Dort gab es uralte Folianten und Schriftrollen neben modernsten Büchern und Zeitschriften, aber es gab auch die Computeranlage, die über etliche Speicher-Festplatten verfügte und über eine Unzahl von Disketten. Ein weiteres Terminal befand sich in Zamorras Arbeitszimmer; die meisten Texte konnte er sich auch dort auf den Bildschirm rufen. Allerdings war das EDV Archiv auch schon größer gewesen als heute. Als damals der Fürst der Finsternis mit einem Zeit-Trick ähnlich dem Auftauchen Don Cristoferos die Abschirmung unterlaufen hatte und im Château Montagne wütete, hatte der Brand nicht nur einen Großteil der Zimmer zerstört, sondern auch einen Teil der EDV-Anlage.
    Es hatte lange gedauert, Château Montagne wieder zu restaurieren. Über den zerstörenden Brand im Computerarchiv war Zamorra dagegen gar nicht mal ganz so unfroh gewesen - es bot ihm die Gelegenheit, auf Versicherungskosten die modernste Technik nachzurüsten. Eine Technik, die allerdings jetzt schon wieder fast altes Eisen war. Die Entwicklung der Computertechnologie ging mit immer größeren Riesenschritten voran.
    Cristofero Fuego warf einen Blick zur Decke hinauf.
    »Sagt, Don Zamorra«, brummte er. »Mir fiel's schon in den anderen Zimmern auf. Was ist das, was da überall an der Decke hängt?«
    »Licht«, sagte Zamorra. »Elektrisches Licht.«
    »Ele… was?«
    »Eine Erfindung«, sagte Zamorra. »Sie vereinfacht eine Menge. Man braucht nicht mehr umständlich Kerzen zu entflammen, sondern drückt nur auf einen Schalter, und schon gibt es Helligkeit.« Er ging zum Türschalter und berührte ihn. Schlagartig flammen die Glühbirnen auf.
    Unwillkürlich wich Don Cristofero zurück bis an die Bücherwand. »Zauberei!« entfuhr es ihm. »Mir scheint, ich tue wohl daran, diesen Gnom zu fördern. Die Zauberei entwickelt sich wohl zur bestimmenden Kraft in der Zukunft.«
    Zamorra schüttelte den Kopf und löschte das Licht wieder. »Keine Zauberei, nur Technik. Eine Erfindung, die etwa zweihundert oder mehr Jahre nach Ihrer Zeit gemacht wurde, Don. Sie läßt sich nur schwer erklären.« Vorsichtshalber verzichtete er darauf, auch noch die Zwischenstufe in Form von Öl- und Gaslicht zu erwähnen.
    »Erklärt es mir«, bat Cristofero. »Ich bin begierig darauf zu erfahren, wie diese Technik funktioniert.«
    Zamorra lächelte und zuckte mit den Schultern. »Es wäre zuviel, was ich Ihnen erklären müßte«, sagte er. »Den Menschen in Ihrer Zeit fehlen dazu zu viele Voraussetzungen.

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