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0455 - Der Zeit-Zauberer

0455 - Der Zeit-Zauberer

Titel: 0455 - Der Zeit-Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ihr hier herein, ohne anzupochen?« knurrte Don Cristofero den Peters-Zwillingen zu und straffte sein Wams. »Gar befremdlich geht's hier zu, dünkt mich. O Zeiten, o Sitten! Man schicke die Weibsleute hinaus, damit wir Männer uns endlich unterhalten können. Kommt, Don Zamorra, auch wenn Euer Bekleidungszustand zu wünschen übrig läßt, setzt Euch an die Tafel, greift zu und laßt es Euch wohlsein. Indessen muß ich dafür um Verzeihung bitten, daß ich Euch nicht jene Köstlichkeiten servieren lassen kann, wie ich es gewohnt bin.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Damit eines von Anfang an klar ist«, sagte er: » Mir gehört das Château, und Sie sind hier der Gast, Monsieur. Bitte.« Er deutete auf den Stuhl, auf dem Don Cristofero vorhin schon gesessen hatte. Der Don maß ihn mit einem skeptischen Blick und nahm dann Platz. »Ach, seid so gut und sagt mir, ob dies Eure Gespielinnen sind oder zur Dienerschaft gehören.« Er zeigte auf Nicole und die Zwillinge. »In jedem Fall schickt sie hinaus. Weibsleute sind fehl am Platz, wenn Männer sich bereden.«
    Zamorra wechselte einen Blick mit Nicole und nickte ihr zu. Sie verzog das Gesicht, griff aber nach den Armen der Zwillinge, um sie hinauszudrängen.
    »Was ist das für ein Verrückter?« fragte Monica Peters. »Er hat Raffael niedergeschlagen. Der alte Mann ist verletzt!«
    »Mehr Respekt!« brüllte Don Cristofero los. »Wenn hier jemand verrückt ist, dann keinesfalls ich! Dieser Lakai wurde frech und unbotmäßig; ich war gezwungen, ihn zu züchtigen! Hinaus.«
    »Sie täten gut daran, Monsieur, sich eines höflicheren Tones zu befleißigen«, sagte Nicole scharf und zog die Zwillinge mit sich hinaus.
    Don Cristofero beugte sich vor. Immer noch starrte er immer wieder auf das Amulett vor Zamorras Brust. »Es ist unfaßbar«, murmelte er. »So lange war es verschollen, und niemand vermochte zu sagen, wohin es verschwand… und nun sehe ich es wahrhaftig vor mir. Sagt, Don Zamorra, woher habt Ihr es?«
    »In diesen Mauern gefunden und rechtmäßig ererbt«, sagte Zamorra. »Merlin hat es immerhin einst eigens für mich geschaffen. Im Übrigen schreibe ich mich mit Doppel-r. Sollte es sein, daß wir irgendwie miteinander verwandt sind?«
    »Das mag schon sein«, räumte Don Cristofero ein. »Doch verratet mir zunächst, welches Jahr Ihr jetzt schreibt, damit ich weiß, wie weit dieser Tölpel mich in die Vergangenheit versetzt hat.«
    »Ich habe eher den Verdacht, daß Sie aus der Vergangenheit in unsere Zeit versetzt worden sind«, sagte Zamorra. »Kleidung wie Ihre hat man im 17. Jahrhundert getragen. Wir haben jetzt 1991.«
    Der Dicke schnappte nach Luft und wäre fast mit seinem Stuhl hintenüber gekippt. Rechtzeitig war der Gnom zur Stelle und hielt ihn fest, um dann aus irgendeiner verborgenen Tasche seiner Hofnarren-Kleidung ein parfümiertes Spitzentüchlein zu zücken und dem Don wohlriechende Frischluft ins Gesicht zu wedeln.
    »1991!« keuchte Don Cristofero. »Das - das ist unfaßbar! Das glaube ich einfach nicht!«
    »Sehen Sie sich das Etikett der Weinflasche an«, bat Zamorra. »Da ist die Jahreszahl drauf. 1987. Rechnen sie vier Jahre dazu, dann stimmt's.«
    »Das hieße ja… das hieße ja, daß ich… daß ich um mehr als dreihundert Jahre in - in die - in die Zukunft?« Er fuhr herum. »Elender Wicht! Honigzauber, pah! Ich habe mir von Ihm bislang eine Menge bieten lassen, dies aber schlägt dem Faß den Boden aus. In die Zukunft versetzt! Wie hat Er das angestellt? Rede Er, schnell!«
    »Ich weiß es nicht, Herr«, winselte der Gnom. »Verzeiht mir, aber seit einiger Zeit funktioniert mein Zauber nicht mehr so, wie er es eigentlich sollte.«
    »Das habe ich gemerkt!« knurrte Don Cristofero.
    »… und hier funktioniert er erst recht nicht mehr gut«, ergänzte der Gnom. »Eben, als Ihr stürztet, Herr, konnte ich Euch kaum halten.«
    »Auch das habe ich gemerkt«, sagte Don Cristofero. »Wenn er weniger oft an Süßigkeiten naschen würde und sich statt dessen mehr um seine Studien kümmerte, würde Er weniger Probleme mit Seiner Magie haben! Schweige Er jetzt, Don Zamorra und ich führen ein interessantes Gespräch. Zukunft also. Mehr als 300 Jahre. Das ist wahrlich höchst interessant. Sagt, wer ist jetzt König?«
    Zamorra schmunzelte.
    »Ich glaube«, sagte er, »es wird ein sehr langes Gespräch, und Sie werden vielleicht nicht alles begreifen oder wahrhaben wollen. Essen wir erst einmal einen Happen, dann ziehen wir uns in die

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