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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verfängt?« fragte Nicole.
    »Dann wissen wir, daß er der Missetäter ist; trotz aller gegenteiliger Beteuerungen«, sagte Zamorra.
    Nicole reckte sich. »Ich werde mal schauen, was die Zwillinge machen«, sagte sie. »Ich glaube, die beiden wollten sich im Château genauer umsehen, ob sie irgendwo die Spur eines Fremden entdecken könnten.«
    Bei der Menge der Zimmer und vor allem der Ausgedehntheit der Kellergewölbe war das ein zeitraubendes Unternehmen. Gerade der unterirdische Teil des Châteaus bot immer wieder neue Überraschungen. Obgleich Zamorra jetzt schon viele Jahre hier wohnte, hatte er nie Gelegenheit gehabt, die vor langer Zeit in den gewachsenen Fels geschlagenen Kellerräume zur Gänze zu untersuchen. Es gab Bereiche, in die er noch nie einen Fuß gesetzt hatte. Es war anzunehmen, daß seinerzeit beim Bau des Châteaus Magie im Spiel gewesen sein mußte - mit den damaligen technischen Mitteln hätte menschliche Arbeitskraft nicht gereicht, auch nur einen Teil der unterirdischen Anlagen zu schaffen.
    »Waidmannsheil«, brummte Zamorra. Die Falle stand; er suchte das Quartier des Gnoms auf, um ihn zu informieren und zu warnen. Der namenlose Schwarze mußte einen wahrlich gesegneten Schlaf haben, denn sein Schnarchen war noch draußen auf dem Korridor vor dem Gästezimmer zu hören. Und er mußte sich ganz nett verausgabt haben, daß er immer noch nicht wieder aus seinem Mittagsschlaf erwacht war. Zamorra klopfte an, klopfte noch einmal lauter an, bekam aber außer den Schnarchtönen keine weitere Antwort.
    Na schön , dachte er. Dein wohlbeleibter Chef wird dich ohnehin bald wecken, damit du ihn beim Abendessen bedienst! Also kommt's auf eine halbe oder eine ganze Stunde mehr oder weniger auch nicht an.
    Er betrat das Zimmer.
    Der Gnom lag noch in der gleichen zusammengerollten Stellung wie vor ein paar Stunden. »He«, sprach Zamorra ihn an. »Zauberer! Möchtest du nicht zwischendurch mal wieder aufwachen?«
    Der Gnom reagierte nicht. Auch nicht, als Zamorra ihn an der Schulter berührte und zu wecken versuchte. Schließlich gab der Professor es auf. Er schrieb ein paar erklärende Worte auf einen Zettel und legte den so, daß der Gnom ihn unmittelbar bei seinem Aufwachen sehen mußte.
    Der Schwarze konnte lesen und schreiben, denn das war eine der Grundvoraussetzungen dafür, daß man sich mit Alchimie und Magie befaßte, wie er es tat. Ohne das Studium gewisser Zauberbücher hätte er sich kaum seine Fähigkeiten aneignen können - auch, wenn ein Dämon ihm einst überhaupt das Zaubern ermöglicht hatte. Aber diesen Dämon gab es nicht mehr.
    Zamorra verließ das Gästezimmer und den Seitentrakt wieder. Er war ahnungslos, als Raffael ihm über den Weg lief.
    »Monsieur, ich suche Sie schon dringend. Sie müssen einschreiten, unbedingt. Ich kann es nicht. Sie hören beide einfach nicht auf mich.«
    »Was ist denn los?«
    »Dieser Cristofero Fuego«, sagte Raffael empört. »Mit Verlaub, Monsieur, aber ich halte ihn mehr für verrückt. Sie müssen ihm unbedingt mal seine Grenzen aufstecken. So geht es nicht weiter.«
    »Was denn nun?« fragte Zamorra, der neben seinem Diener herschritt. Mittlerweile hatten sie die Eingangshalle erreicht. Raffael trat durch das Portal nach draußen, Zamorra folgte ihm - und erstarrte.
    Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Vor der Garage stand der BMW, die Motorhaube hochgeklappt. Auf einem der eigentlich zu den Terrassenmöbeln gehörenden Sessel saß in voller Lebensgröße und Leibesfülle Don Cristofero und sah zu, wie der Gnom Schraubenzieher und -schlüssel schwang und ein Motorteil neben das andere legte…
    ***
    Nicole ließ sich Zeit. Sie fühlte sich etwas erschöpft nach der Arbeit an der magischen Falle. Aus der Hausbar in einem der größeren Wohnzimmer holte sie sich einen erfrischenden Drink und wünschte, die Hitze würde endlich abfließen. Aber damit war wohl erst nach Ablauf der Nacht in den frühen Morgenstunden zu rechnen. Das konnte noch dauern.
    Nicole setzte das leere Glas wieder ab und wandte sich zur Tür, um sich auf die Suche nach den Zwillingen zu machen.
    Sie stutzte.
    Sie war sicher, daß sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, als sie das Zimmer betrat. Jetzt stand sie einen Spaltbreit offen. Etwa zehn Zentimeter! Und das, ohne daß Nicole, die mit dem Rücken zur Tür gestanden hatte, etwas bemerkt hatte!
    »Geht's schon wieder los?« stieß sie hervor. Von allein hatten Türen im Château sich nicht zu öffnen. Die

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