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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ihr es ihm nicht untersagen?«
    Don Cristofero arbeitete sich aus dem Sessel empor. »Mitnichten«, sagte er. »Weil's mich ebenfalls interessiert. Gehen wir also.«
    Also gingen sie.
    Das Bett, in dem Zamorra den schnarchenden Gnom vorgefunden hatte, war leer.
    ***
    Die Zimmertür sprang Nicole förmlich entgegen. Sie konnte das Türblatt gerade noch mit den Händen abfedern, sonst wäre es ihr förmlich ins Gesicht geschleudert worden. Blitzschnell schossen schlangengleiche Tentakel durch den Spalt hervor, tasteten nach Nicole. Zwei riesige Pranken klammerten sich um die Türkante und versuchten sie weiter aufzudrücken.
    Nicole warf sich mit aller Kraft dagegen und versuchte die Tür wieder zu schließen, obgleich ihr klar war, daß das nichts bringen konnte. Das Ungeheuer, was im Korridor lauerte und hereindrängte, würde die Tür auch ein zweites Mal aufstoßen können.
    Die Tentakel ringelten sich um eines ihrer Beine und zerrten daran. Nicole schrie auf. Es wurde kritisch. Sie konnte das Ungeheuer, von dessen wirklichem Aussehen sie trotz der Tentakel und der Pranken keine Vorstellung entwickeln konnte, nicht zurückdrängen. Sie konnte jetzt auch nicht mehr zurückweichen und versuchen, durchs Fenster zu fliehen - immerhin war das Zimmer ebenerdig angelegt. Das Monster hielt sie fest. Es zerrte an ihrem Bein, drückte gegen die Tür und versuchte, Nicole zu Fall zu bringen und um die Türkante herum zu ziehen. Sie kämpfte gegen die Angst an. »Dich gibt es nicht«, stieß sie hervor. »Du bist eine Illusion, ein verdammtes Schreckgespenst! Verschwinde, Spuk!«
    Aber der Spuk verstand entweder ihre Sprache nicht, oder er ließ sich von ihrer Aufforderung nicht beeindrucken. Weitere Tentakel kamen um die Tür herum. Nicole stolperte. Jetzt konnte sie die Tür nicht mehr festhalten, wurde mit dem aufschwingenden Türblatt weiter ins Zimmer zurückgeschoben, und die grauenerregende Masse des Monsters walzte herein.
    Das Amulett! durchfuhr es Nicole, und sie sandte den Ruf aus - etwas, was ihr schon eher hätte einfallen sollen. Im nächsten Moment materialisierte das Amulett in ihrer Hand. Im gleichen Augenblick kam das Ungeheuer vollends ins Zimmer, von Tentakeln wimmelnd wie ein Riesenkrake, aber auch mit einer Vielzahl von Armen mit den überdimensionalen, krallenbewehrten Pranken ausgestattet. Der Rest des Monsters schien nur aus Maul und Zähnen zu bestehen. Stinkender Atmen schlug Nicole entgegen und raubte ihr fast die Besinnung. Sie versuchte das Amulett einzusetzen. Aber es reagierte nicht auf die unmittelbare Präsenz des Ungeheuers, und das Ungeheuer ließ sich auch von der magischen Waffe nicht abschrecken. Es schnappte zu.
    Nicole verschwand in dem riesigen Rachen der Bestie.
    ***
    In den Schwefelklüften nahm Julian Peters den Bericht der Dämonin Stygia entgegen. Immer noch hielt er die Augen geschlossen und träumte. Es war für Stygia verblüffend, daß er gleichzeitig schlief und ihr zuhörte. Daß er zuhörte, ging daraus hervor, daß er ihren Bericht kommentierte.
    Dieses Wesen war ein Phänomen.
    Geh , teilte Julian sich ihr schließlich mit, als sie ihren Bericht beendet hatte. Geh und komme erst wieder in meine Nähe, wenn ich dich rufe. Ich mag es nicht, wenn du mich pausenlos bespitzelst. Du wirst künftig meinen Thronsaal nur noch nach Aufforderung betreten, nicht mehr aus eigenem Antrieb. Abermals war seine telepathische Stimme von befehlender Magie unterlegt, und Stygia wußte, daß sie nichts anderes tun konnte, als zähneknirschend zu gehorchen.
    »Eine Frage noch«, begehrte sie auf. »Ist dir klar, mein Fürst, daß ich bei dieser Erkundigung hätte umkommen können? Das Amulett dieses Ombre griff mich an!«
    Seine Gedanken lachten spöttisch.
    Ich wußte, daß du einen Ausweg finden würdest , gab er zurück. Nun verschwinde.
    Sie verließ den Thronsaal. Alles in ihr drängte danach, aufzubegehren und sich dem Befehl zu widersetzen. Aber sie konnte es nicht. Seine Magie hielt Stygia gebannt. Ihr wurde mehr und mehr klar, welche Gefahr das Telepathenkind für die Höllenmächte war. So wie Julian sie kontrollierte, würde er jeden Dämon kontrollieren können. Möglicherweise sogar Lucifuge Rofocale. Nicht umsonst hatten die Legenden vor seinem Auftauchen und seiner Macht gewarnt. Nicht umsonst hatte sein Vorgänger alles versucht, Julian rechtzeitig zu töten. Es war ihm nicht gelungen, und jetzt saß dieser junge Kuckuck hier im Nest und kontrollierte alles und jeden, ließ

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