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0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

Titel: 0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Aber die Gestalt war schnell. Sie jagte mit sicheren Sprüngen über die Bespannungen hinweg, die eine Verbindung zwischen den Haltestäben und dem Zelt darstellten.
    An der dem Eingang gegenüberliegenden Seite befand sich das Ziel.
    Man hatte die Käfiggänge für die Raubtiere bereits abmontiert und war dabei, die einzelnen Teile wegzutragen. Leicht waren sie nicht gerade.
    Zwei Männer jeweils beschäftigten sich mit einem Gitterteil und legten es auf die Ladefläche eines Transporters.
    An diesem Abend lief die letzte Vorstellung. Sie sollte gleichzeitig der unvergessene Höhepunkt werden. Jeder war hier beschäftigt, denn jeder Helfer hatte seine Aufgabe. Fremde störten da nur, und die Gestalt sah zu, so rasch wie möglich durch den Eingang zu schlüpfen und den bläulich schimmernden Bahnen der aufgestellten Scheinwerfer auszuweichen.
    Zur Manege hin verdeckte ein dunkelblauer Samtvorhang die Sicht. Die Gestalt duckte sich und verschwand nach rechts, wo sie einen schmalen Gang gesehen hatte, der unter dem stufenförmigen Aufbau verlief, wo die Kapelle hockte und bereits den Auftrittstusch für die Artisten gespielt hatte.
    Eine Lautsprecherstimme machte die Ansage und sprach von einem Höhepunkt des Abends. Von einem gewagten Stunt, der in die Annalen der Zirkusgeschichte eingehen würde und selbst für die fernöstliche Kunst etwas Besonderes war.
    »Die Yagani-Brothers!«
    Tosender Beifall, den die Gestalt überhörte. Auch sie würde Beifall klatschen, doch auf ihre Art und Weise.
    Das Podest mit der Band darauf hatte sie rasch hinter sich gelassen.
    Aber der Weg führte noch weiter, denn das Phantom konnte unter den gestaffelt aufgebauten und ansteigenden Sitzreihen hergehen, ohne dabei von irgendeinem Zuschauer entdeckt zu werden.
    Auf dem Grund war es dunkel. Abfall moderte vor sich hin. Seit drei Wochen gastierte der Zirkus hier, und keiner der Zirkusleute hatte es bisher für nötig gehalten, unter den Sitzreihen zu fegen. Das würde sich am morgigen Tag ändern, wenn man abbaute und packte.
    Durch die Lücken fiel hin und wieder ein Lichtschimmer. Er warf dann einen blitzenden Reflex auf die schwarze, dünne Kleidung der Gestalt.
    Nicht nur sie bewegte sich unterhalb der halbkreisförmig angelegten Sitzreihen. Auch Vierbeiner huschten durch den Abfall. Ratten, die davon gut leben konnten. Sie waren dick und fett geworden.
    Im Zelt hatte Stille Einzug gehalten. Jeder Gast beobachtete von seinem Platz aus die wagemutigen Männer, die an einer schwankenden Strickleiter zum Podest unter der Zirkuskuppel hochstiegen, das sie als Startplattform benutzten.
    Das Phantom war gut in der Zeit. Es erreichte einen der Mittelgänge, der die Ränge durchschnitt, tauchte wieder auf und wurde nur von einem Kind gesehen, das sich heftig erschrak und an seine Mutter presste, die aber keine Notiz davon nahm und weiterhin die Artisten beobachtete.
    Inzwischen war auch das Netz gespannt worden. In fast drei Yards Höhe schwebte es über der Menge und war unter anderem dort befestigt, wo das Gestänge der Startplattform in den Boden gerammt war.
    Dorthin wollte das Phantom. Niemand sah es auf seinem Weg. Die unheimlich wirkende Gestalt verschmolz mit dem Dämmer des Zirkuszeltes, denn beleuchtet waren nur die drei Künstler und die beiden sich gegenüberliegenden Plattformen. Ein dritter Scheinwerfer wurde ebenfalls eingeschaltet und stach seinen breiten Arm schräg in die Höhe bis gegen die Decke der Kuppel, wo er einen großen Kreis hinterließ.
    Zwei Männer standen auf der linken, der andere hielt sich auf der rechten Plattform auf, wobei er bereits die Schaukel festhielt und leicht in den Knien wippte.
    Die Brüder waren gleich angezogen. Hauteng lagen die hellroten Trikots an. Auf dem Stoff funkelten die Perlen im Licht des Scheinwerfers wie Sterne.
    Noch konzentrierten sich die Artisten. Es blieb der Gestalt Zeit, sich den idealen Standort für die Tat auszusuchen.
    Sie musste am Gestänge hochklettern und würde sich dort aufhalten, wo das Netz befestigt war. Von diesem Punkt aus hatte sie den idealen Überblick.
    Wieder war kein Geräusch zu hören, als sich die Gestalt bewegte. Sie war sehr gelenkig und auch trittsicher. Am Netz fand sie eine schmale Unterlage, nicht breiter als eine Treppenstufe, für sie aber ideal, denn dort konnte sie sich abstützen, griff mit der freien Hand nach hinten und holte das hervor, was auf ihrem Rücken hing.
    Es war die Waffe - ihre Waffe!
    Eine Armbrust!
    Helles, fahlweißes

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