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0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

Titel: 0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass ich nicht gestorben bin. Vor dir steht ein Mensch aus Fleisch und Blut, der nur eine andere Aufgabe übernommen hat und Dinge tun muss, die schon seit seiner Geburt festgeschrieben worden sind. Verstehst du das?«
    Sheila nickte zwar, ich jedoch war der Ansicht, dass sie tief in ihrem Innern ganz anders dachte.
    Shao lachte leise. »Ich merke schon, dass du mir nicht glauben willst. Komm her, bitte. Komm zu mir und fasse mich an. Überzeuge dich davon, dass ich nicht gelogen habe.«
    Sheila blickte zunächst mich an, sah mein zustimmendes Nicken und setzte sich erst dann in Bewegung. Mit zögernden Schritten ging sie auf Shao zu, die ihr den freien Arm entgegenstreckte.
    »Nimm meine Hand!«
    Sehr vorsichtig berührte Sheila sie, als hätte sie Angst davor, etwas zu zerbrechen.
    »Fass ruhig fester zu!« forderte Shao sie auf.
    Sheila hob den Kopf an. Auf ihren Lippen lag ein zögerndes Lächeln.
    Dann nickte sie und drückte zu.
    Ich sah mir die Szene an. Auch Shao lächelte jetzt. Sheila zog hastig die Hand zurück, drehte sich mir zu und sagte: »Sie lebt, John! Ja, sie lebt tatsächlich.«
    Ich hob die Schultern. »Allmählich weiß ich selbst nicht, was ich noch alles glauben soll. Einmal ist jemand tot, dann lebt er wieder. Das ist fast der reine Irrsinn.«
    »Nein, John!« widersprach Shao. »Gerade du müsstest wissen, wie viel Lug, Trug und Täuschung es in der Schwarzen Magie gibt. Auch wir müssen manchmal diese Wege gehen. Ich bin ein Mensch geblieben, aber ich bin in die Arme der Sonnengöttin Amaterasu gefallen, von der ich praktisch abstamme. Abermals hat sich ein Kreis geschlossen. Du kannst Suko gleich fragen, er wird dir auch sagen, dass Shimada und Susanoo ihr Ziel nicht erreicht haben. Aber ich muss wachsam sein. Sie lauern überall und versuchen, Bastionen zu errichten. Niemand kann vor ihnen sicher sein.« Sie hob den rechten Arm mit der Armbrust. Mir kam es so vor wie ein Abschied.
    Auch Sheila dachte ähnlich. Sie lief vor, um Shao noch einmal anzufassen, aber die Chinesin ging einen wie schwebend aussehenden Schritt zurück und stand plötzlich in der roten Sonne, die mit ihr verschwand, als würde die Dunkelheit wie eine gewaltige Klappe auf beide fallen.
    Wie ein Phantom war Shao erschienen, und wie ein Phantom war sie wieder verschwunden.
    Sheila und ich blieben allein auf dem Hügel zurück, starrten den Grabstein an und schüttelten die Köpfe.
    »Verstehst du das, John?« hörte ich Sheila flüstern.
    »Noch nicht ganz.«
    »Und ich auch nicht!« vernahmen wir hinter uns die Stimme des Inspektors.
    ***
    »Suko!«
    Wir hatten uns umgedreht, und Sheila rief den Namen unseres Freundes. »Du lebst?«
    »Ja, Unkraut vergeht wohl nicht.« Er antwortete lässig, aber trotz der Dunkelheit sahen wir den bitteren Zug auf seinen Lippen. Shao hatte ihn eingeweiht und ihm wahrscheinlich einen harten Schlag versetzt, den er nicht so schnell überwinden konnte.
    Wir gingen auf ihn zu. Sheila warf sich in seine Arme und flüsterte: »Es tut mir so leid für dich.«
    »Tja«, sagte Suko nur. Ich sah, dass er schluckte und fühlte mich selbst wie ein begossener Pudel.
    Jetzt wussten wir Bescheid. Die Wochen der Ungewissheit waren vorbei, und Suko fasste es zusammen. »Ich bin zwar jetzt schlauer als zuvor, kann aber nicht sagen, dass ich mich wohler fühle. Ich bin der Meinung, dass ich Shao verloren habe.«
    »Sie sprach aber anders.«
    »Ja, das hat sie auch zu mir gesagt und sich sogar als Schutzengel bezeichnet, aber das kann ich nicht glauben, John. Ich müsste erst Beweise haben.«
    Ich blickte dorthin, wo die Sonne geleuchtet hatte. Es war nichts mehr zu erkennen. Dunkelheit und Nebelstreifen vermischten sich zu dieser dunkelgrauen Suppe, die träge über den Friedhof und die Hügelkuppe zog.
    »Habt ihr wirklich öfter miteinander darüber gesprochen, dass es so einmal kommen könnte?« fragte ich ihn.
    »Sicher. Aber ich habe es nicht geglaubt, John. Oder nicht wahrhaben wollen. Wie hättest du denn an meiner Stelle reagiert?«
    »Wahrscheinlich ebenso.«
    »Da hast du es.«
    Sheila hob fröstelnd die Schultern. »Sollen wir hier noch länger herumstehen?«
    Ich lächelte. »Nein, ich weiß ja, was du willst. Du denkst an Bill.«
    »Ja. Ich habe ein schlechtes Gewissen.«
    »Meinetwegen können wir gehen. Oder hast du noch etwas, Suko?«
    Mit unbewegtem Gesicht starrte mein Freund auf den flachen Grabstein.
    Ich konnte mir vorstellen, welche Gedanken ihn beschäftigten. Bestimmt dachte er

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