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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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Krawall am Vormittag so rein zufällig in eine Schaufensterscheibe gestürzt war, damit er der Polizei einen triftigen Grund dafür lieferte, warum auf einmal die Alarmsirene des Juweliergeschäfts aufheulte.
    »He, Keeper!« rief Racktime zur Theke hin. »Laß die Hoftür auf machen! Ein Wagen mit einer Bierladung steht draußen!«
    Er wollte schon wieder hinaus, als er endlich die Reihe von Männern bemerkte, die rechts und links an den Wände lehnte. Und dann entdeckte er auch mich. Offenen Mundes starrte er zu mir herüber.
    Aber dann drehte er sich auf dem Absatz um und sprang hinaus. Eine Sekunde später heulte draußen auch schon der Motor eines Autos. Mit quietschenden Profilen jagte der Wagen um die'nächste Ecke.
    Ich hatte nicht einen einzigen Schritt getan, um Racktime zu folgen. Manche Leute fängt man am sichersten dadurch, daß man sie erst einmal laufen läßt…
    ***
    »Ich bin ruiniert, Lieutenant!« schrie der kleine dicke Bursche. »Ruiniert, verstehen Sie? Völlig ruiniert! Total pleite! Ich kann mir einen Strick nehmen! Oder mir eine Kugel durch den Schädel jagen!«
    Revier-Lieutenant Josuah Fitzgerald Woolton musterte den aufgeregten kleinen Mann. Er kam ihm bekannt vor, und er war sicher, daß er ihn schon einige Male innerhalb des Revierbereiches gesehen hatte, aber er konnte sich nicht besinnen, wo es gewesen war.
    »Wie wäre es, mein Lieber, wenn wir uns mal vernünftig über Ihr Problem unterhielten?« schlug er vor. »Von dem Geschrei wird nichts besser, und wir können nichts tun, weil Sie sich, gelinde gesagt, recht unverständlich ausdrücken. Wie ist eigentlich Ihr Name?«
    »Ich bin Bloyd Hopkins, der Briefmarken-Hopkins, mein Gott, den Namen müssen Sie doch gehört haben.«
    »Der bekannte Briefmarken-Auktionator?«
    »Eben derselbe, Lieutenant. Und in meinen Geschäftsräumen ist eingebrochen worden! Ein paar Tüten Kiloware liegen noch herum, aber alles andere — husch, weg, verschwunden, ausgeräumt, weggeschleppt, gestohlen! Wissen Sie, was das bedeutet? Die Sammlung der Witwe des Stahlmillionärs? Veranschlagt auf sechshunderttausend Dollar! Die Sammlung Altdeutschland von dem verrückten Kauz aus der Bowery, der auf einem Vermögen in Briefmarken sitzt und betteln ging, weil er sich nicht von ihr trennen konnte? Mindestens neunzigtausend hätte sie gebracht! Alles zusammen, Lieutenant, alles zusammen repräsentiert einen Mindestwert von vier Millionen Dollar! Und Sie setzen sich gemütlich hier hin und sagen, ich soll ruhig bleiben! Geben Sie mir um Gottes willen einen Whisky oder mich trifft der Schlag!«
    Lieutenant Woolton gab dem Sergeanten der Wache den Auftrag, einen doppelten Whisky zu besorgen. Danach runzelte er sorgenvoll die Stirn.
    »Also man hat Ihnen Ihre Briefmarken gestohlen«, wiederholte er. »Geben Sie uns Anhaltspunkte. Wann haben Sie den Diebstahl entdeckt?«
    »Gerade erst. Ich bin gleich gekommen.«
    Woolton sah auf seine Uhr. Es war zehn Minuten nach sieben Uhr abends.
    »Wann haben Sie Ihre Geschäftsräume zum letztenmal betreten?«
    »Wann? So eine dumme Frage! Vor ein paar Minuten, als ich den Einbruch entdeckte.!«
    »Ich meine natürlich, wann Sie vorher das letzte Mal drin waren.«
    »Das war um fünf. Um Punkt fünf wird bei mir geschlossen. Wenn mich nicht diese alte dumme Gans wegen ihrer England-Marken angerufen hätte, wäre ich erst morgen früh wieder ins Geschäft gekommen.«
    »In welcher Straße liegt Ihr Geschäft, Mister Hopkins?«
    »Höre ich recht? Sie kennen mein Geschäft nicht? Ja, lieber junger Mann, leben Sie denn auf dem Mond?«
    Woolton lächelte.
    »Nein. Aber ich sammle keine Briefmarken.«
    Der kleine dicke Hopkins stemmte seine rosigen Fäuste in die wohlgerundeten Hüften.
    »Was? Dann leben Sie hinter dem Mond! Briefmarken, die große Kapitalanlage, die sichere Vermögensgrundlage, Briefmarken, die bestverzinsliche…«
    »Entschuldigen Sie, Mister Hopkins«, unterbrach der Lieutenant, »soviel ich verstanden habe, hat man Ihnen Ihre Briefmarken gestohlen. Hielten Sie es nicht für ratsam, wenn wir erst dieses Problem untersuchten?«
    Der Unterkiefer des kleinen Mannes klappte herab. Entgeistert starrte er den Lieutenant an. Dann holte er Luft. Woolton fürchtete eine neue Klagelitanei und sagte schnell:
    »Also in welcher Straße liegt nun eigentlich Ihr Geschäft, Mister Hopkins?« Der Händler nannte die Adresse. Woolton fuhr von seinem Stuhl in die Höhe. Er trat ans Fenster und sah hinaus, um seine Erregung zu

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