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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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mal, das war — ja, das war heute mittag, gegen zwei etwa. Sie kam mit ihrer Freundin aus dem Hause, stieg in ihren Wagen und fuhr mit der Freundin auf und davon. Vielleicht hat sie die Flucht ergriffen. Genug Dreck am Stecken hat sie ja.«
    »Wie kommen Sie darauf, daß sie die Flucht ergriffen hätte?«
    »Na, immerhin hatten die beiden Mädchen mehrere Koffer bei sich.«
    »Kennen Sie die Freundin?«
    »Und ob ich die kenne! Die hat früher mal bei mir gewohnt. Bis ich sie hinausgefeuert habe. Ich bin eine anständige Frau, und so, wie es diese Person getrieben hat — also ich mußte damit rechnen, daß man mir gekündigt hätte, wenn ich so etwas in meiner Wohnung geduldet hätte. Jeden Tag war sie mit einem anderen Marin ›verlobt‹. Aber ich habe ihr die Meinung gesagt, darauf können Sie sich verlassen!«
    »Wie heißt das Mädchen?«
    »Diana Batfield. Sie behauptet, daß sie Tänzerin war. Schöne Tänzerin! Wenn die Tanzen kann, kann ich es auch.«
    »Wissen Sie, wo Miß Batfield zur Zeit wohnt?«
    »Nein. Aber ich hörte, sie tritt in einem Nachtlokal in Harlem auf. Überlegen Sie sich das: in Harlem! Und als was sie da auftritt, das kann ich mir schon denken. Als richtige Tänzerin bestimmt nicht.«
    »Ein Nachtlokal in Harlem«, murmelte Phil und schob die Unterlippe vor. »Den Namen des Lokals kennen Sie nicht — oder?«
    »Es war irgendwas mit ›schwarz‹… eh, ›Schwarzer Geist‹ oder so etwas…«
    »Schwarze Seele?«
    »Ja, richtig, so heißt das Lokal. Kennen Sie es?«
    »Und ob ich es kenne«, lächelte Phil. »Lieutenant, ich muß Sie verlassen. Harlem und ein gewisses Lokal haben für mich heute eine unwiderstehliche Anziehungskraft.«
    ***
    Der Lärm des Schusses hallte noch in meinen Ohren, als die Stimme des jungen Barkeepers ertönte. Sie klang auf einmal nicht mehr ängstlich, sondern war hart und metallisch.
    »Dies ist ein Schnellfeuergewehr«, rief er und schob den Lauf über die hohe Bartheke. »Und wenn noch einer nach dem Colt greift oder die Flinte auch nur um einen Millimeter hebt, geht es ihm wie dem da drüben.«
    Er zeigte mit der linken Hand die Richtung. Schräg hinter dem Stämmigen stand ein junger Bursche von höchstens zwanzig Jahren. Seine Schrotflinte mit dem abgesägten Lauf war ihm aus den Händen gefallen. Der Keeper hatte sie ihm aus der Hand geschossen.
    »Laßt eure Waffen auf den Boden fallen!« rief ich den Hitzköpfen zu. »Hände hoch und keine Bewegung!«
    Sie waren in der Überzeugung gekommen, leichtes Spiel zu haben. Jetzt sahen sie sich einem G-man und einem mit einem Schnellfeuergewehr ausgerüsteten Barkeeper gegenüber. Ihr »Mut« oder was immer sie dafür gehalten hatten war schlagartig verschwunden. Fast alle ließen ihre Waffe gehorsam zu Boden fallen. Der Verwundete stöhnte laut. Nur der Stämmige fuhr mit der Hand in die Rocktasche und brachte einen kleinen Revolver zum Vorschein.
    »Das werde ich euch eintränken!« keuchte er wütend. »Ihr verdammten, stinkenden Bullen! Ich werde euch heimzahlen, was ihr hier angerichtet habt!«
    Ich schob die Schrotflinte, die ich ihm abgenommen hatte, hinter mir auf die Theke dem Barkeeper zu und ging langsam auf den stämmigen Burschen zu. Er hatte seinen Revolver auf mich gerichtet, ich meine Dienstpistole auf ihn.
    »Lassen Sie den Revolver fallen!« mahnte ich ruhig. »Seien Sie vernünftig! Wollen Sie denn mit aller Gewalt auf den Elektrischen Stuhl?«
    Unsere Blicke fraßen sich ineinander. Er hatte dunkelblaue Augen und dichte, struppige Brauen darüber. Als ich nur noch einen Schritt von ihm entfernt war, riß er die Waffe hoch und wollte abdrücken. Ich sah es am Zucken seiner Augen. Und ich hatte meine Pistole absichtlich so hochgehalten, daß ich sie nur nach unten wegzuziehen brauchte. Der Lauf krachte ihm aufs Handgelenk. Er stieß einen Schrei aus. Der Schuß löste sich im letzten Augenblick noch und fuhr in den Fußboden, eine Handbreit neben meinem linken Fuß. Dann polterte der Revolver über den Boden und schlidderte bis zum nächsten Stuhlbein. Wir waren zwei, der Barkeeper und ich. Sie waren genau dreizehn. Wir mußten auf Nummer Sicher gehen, wenn wir ihnen nicht eine neue Chance Zuspielen wollten.
    »Da drüben an die Wand!« befahl ich. »Zwei Meter Abstand, Hände vorgestreckt und gegen die Wand gelehnt! Ihr vier da drüben stellt euch neben der Tür auf. Ihr drei rechts neben dem Durchgang zum Nebenzimmer. Die anderen da an die Wand! Los, los, Herrschaften, und keine

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