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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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selbstverständlich auf die angeblich versehentlich eingedrückte Schaufensterscheibe zurück. Aber während meine Cops sich sehr energisch darum bemühten, die zerbrochene Schaufensterscheibe zu sichern und keine langen Finger in die Auslage geraten zu lassen, stiegen vom Hof her einige Gangster in das Geschäft ein und plünderten es in aller Seelenruhe aus, während meine Cops vorn Wache hielten.«
    »Waren es Neger, die den Raub ausführten?« fragte Mr. High.
    »Nein, es waren Weiße. Ein paar Nachbarn haben es bestätigt. Sie dachten sich nichts dabei, als ein paar weiße Männer offenbar in höchster Eile Kisten auf einen schwarzen Anderthalbtonner luden. Selbst ich hätte mir wahrscheinlich nichts dabei gedacht. Stellen Sie sich die Situation vor, meine Herren: Vorn in der Straße johlen knapp tausend aufgeputschte Menschen — und hinten auf einem Hof räumen ein paar Weiße offenbar aus Angst ihre Habseligkeiten aus einer Wohnung oder einem Geschäft auf einen Lastwagen, um ihren Besitz in Sicherheit zu bringen, falls die erregte Menge zu Ausschreitungen neigen sollte.«
    »Halten wir also eines fest«, sagte Mr. High: »Vorn toben Leute in künstlich hochgeschürter Massenhysterie — hinten räubern derweil Weiße ein Juweliergeschäft aus. Nun zum zweiten Fall. Am späten Nachmittag kam es zu ähnlichen Unruhen im Italiener-Viertel, an der Grenze zu den Portorikanern hin. Vielleicht erzählt uns Lieutenant Woolton die wichtigsten Einzelheiten.«
    Der junge Polizeioffizier wurde rot, als er plötzlich die Blicke aller Anwesenden auf sich ruhen fühlte. Er mußte sich zweimal räuspern, bevor seine Stimme frei war.
    »Im Grunde scheint es wohl sehr ähnlich wie in Harlem gewesen zu sein«, fing er an. »Ein Bursche namens Welshire hatte zur Gründungsversammlung des ›Komitees‹ aufgerufen und hielt eine Versammlung ab, die ordnungsgemäß bei uns vorher angemeldet war.«
    »Aber was geschah gleichzeitig?« erkundigte sich Hensley interessiert. »Ich wette doch, daß gleichzeitig irgendwo der Schwarze Peter auftauchte in diesem interessanten Gesellschaftsspiel.«
    »Eine Briefmarkenhandlung wurde ausgeräubert. Der Sachschaden scheint tatsächlich in die Millionen zu gehen — jedenfalls nach den Maßstäben von Briefmarkensammlern.«
    »Haben Sie schon ein paar Details über die Durchführung dieses Raubzuges ermitteln können?« wollte Mr. High wissen.
    Woolton nickte verwir rt.
    »Ja, aber leider nicht viel. Ein fünfzehnjähriger Junge behauptet, daß in der fraglichen Zeit auf dem Hof ein roter Ford-Anderthalbtonner gestanden hätte und daß dieser Wagen sehr eilig von einigen Portorikanern mit Kisten beladen worden wäre.«
    »Halten wir wieder eine Kleinigkeit in unserem Gedächtnis fest«, sagte der Chef grimmig: »Auf der Straße tobt eine aufgeputschte Menschenmenge — und gleichzeitig räubern Portorikaner eine Briefmarkenhandlung von hinten her aus.«
    »Der Fall Harlem mit umgekehrten Vorzeichen«, murmelte Captain Hensley.
    »Das sind keine Zufälle mehr, da steckt ein planendes Gehirn dahinter!«
    »Jawohl«, bestätigte Mr. High nachdrücklich, »genau das ist unsere Meinung, und genau deshalb haben wir Sie zu dieser Besprechung gebeten. Irgendein Halunke sät absichtlich Hysterie und läßt aufputschende Versammlungen abhalten, damit er in der Zwischenzeit seine großen Coups landen kann. Aber wer ist dieser Mann?«
    »Doch nicht etwa dieser Chester, der den schwarzen Redner anforderte?« fragte Captain Hensley.
    »Ich tippe eher auf den Gangster aus dem Italiener-Viertel«, meinte Lieutenant Woolton. »Auf diesen Spelatti. Ich hörte, er hätte den Redner kommen lassen.«
    Phil warf mir einen fragenden Blick zu. Anscheinend wollte er hören, was meine Meinung dazu war. Ich schüttelte den Kopf und raunte ihm zu:
    »Keiner von beiden.«
    »Wie…«
    Phil beendete seine beabsichtigte Frage nicht, denn Mr. High hatte wieder das Wort ergriffen.
    »Lassen wir die Entscheidung über diese Frage zunächst in der Schwebe. Ich möchte Sie von einem dritten Vorgang unterrichten, der Ihnen vielleicht anfangs als gar nicht zu diesem Komplex gehörig erscheinen mag. Aber warten Sie bitte ab! Also heute früh ist ein Zuchthäusler namens Lionel Batters aus dem Staatszuchthaus ausgebrochen, nachdem er vorher den Wärter McNiery mit einer Spitzhacke erschlagen hatte. Batters schlug sich auf ungeklärte Weise bis zu einer in der Nähe des Zuchthauses gelegenen Farm durch. Zum Schutz der dortigen,

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