0457 - Jagd nach dem Templer-Gold
Nicht aus Blei oder Silber, John, sondern aus Gold. Da wir durch den Mord an Neumann schon sensibilisiert waren, vermuten wir natürlich Zusammenhänge.«
»Für die ihr aber noch keine schlüssigen Beweise habt – oder?«
»Nein.«
Ich lehnte mich zurück und zündete mir eine Zigarette an. Den Rauch blies ich in Richtung Fenster, wo er sich verteilte und durch das Sonnenlicht einen helleren Glanz bekam. »Das heißt, wir müßten uns auch in der Frankfurter Unterwelt umsehen.«
»Richtig.«
Ich verzog die Mundwinkel. »Kaiserstraße, Moselstraße und wie sie alle heißen. Nicht gerade ein Pflaster, das ich als sehr angenehm empfinde, Will.«
»Ich ja auch nicht.«
»Haben die beiden Hehler dort gelebt?«
»Ja. In einem Hinterhof. Gedeckt durch einen Porno-Schuppen.«
»Wie sind sie an das Gold gekommen?«
»Das weiß ich auch nicht, John. Wir sollten es herausfinden. Bisher sind nur zwei Morde geschehen. Wenn der Killer noch unterwegs ist und alle Spuren auslöschen will, können wir mit noch schlimmeren Dingen rechnen. Deshalb bin ich der Ansicht, daß wir eingreifen sollen.«
»Weshalb nicht bei Neumann?«
»Später. Er hat zur Untermiete in einem kleinen Ort im Spessart gewohnt. So richtig romantisch. Da werden wir später hinfahren. Zuvor möchte ich noch mit seinem Professor sprechen, auf den er so fixiert war. Der Mann heißt Engelbrecht und lebt auch in Frankfurt. Ich schätze, daß wir diesen einen Tag dranhängen können. Möglicherweise finden wir eine Spur, die uns direkt in den Odenwald und damit auch an den Schatz der Templer führt. Ich jedenfalls habe mir das so vorgestellt.« Will Mallmann verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte siegessicher.
»Du bist sehr optimistisch, Alter.«
»Immer. Bisher haben wir beide noch jede Nuß geknackt. Weshalb sollte es hier anders sein?«
»Sicher, wenn man es so sieht. Ach, noch eine Frage, Will. Welches Auto fährst du eigentlich?«
»Meinen Manta.«
Ich schlug die Hand vor die Augen. »Immer noch diese alte Schaukel? Wolltest du dir nicht einen neuen zulegen?«
»Der Wille ist da, aber…« Mallmann hob die Schultern. »Ich habe lange gesucht. Ein Porsche gefällt mir, den würde ich auch gern kaufen. Nur ist mir der zu teuer.«
»Was machst du denn, wenn dein Manta zusammenbricht?«
»Das wird er nicht. Ich habe ihn durch den TÜV bekommen. Er hält noch eine Weile.«
»Bis Frankfurt bestimmt.« Ich nickte. »Fahren wir jetzt los und schauen uns die Gegend um den Bahnhof an?«
»Klar.«
»Wie ich dich kenne, Will, hast du dabei auch eine bestimmte Person im Visier. Oder sogar mehrere?«
»Richtig.« Mallmann erhob sich. »Einer der Hehler hatte nämlich eine Bekannte, Freundin oder Vertraute. Mit ihr möchte ich gerne reden.«
»Auch sie mit dir?«
Mallmann hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Sie wird sich aber kaum weigern können. Erhebe dich, du müder Geist, meine Rakete wartet.«
»Ja. Ich hoffe nur, daß sie nicht explodiert.«
Will schaute mich mit einem stechenden Blick an.
***
Der Manta hatte tatsächlich gehalten, und wir waren auch ohne Schwierigkeiten in die Frankfurter Innenstadt gelangt. Einen Parkplatz hatten wir ebenfalls gefunden, den Rest gingen wir zu Fuß.
Tagsüber – wir hatten Nachmittag – sieht die große Sündenmeile, die Kaiserstraße, fast normal aus. Da sahen wir Geschäftsleute ebenso wie Hausfrauen mit ihren Kindern an den Händen. Auf der Straße lief der Autoverkehr, aber es gab auch die einschlägigen Lokale, Peep-Shows und Neppschuppen, die mit grellbunten Bildern in ihren Schaufenstern die Kunden anlockten.
Und wir sahen auch die Mädchen, die in oder neben den Eingängen standen. Mit teils gelangweilten und teils interessierten Blicken schauten sie den vorbeigehenden Passanten nach.
Auch ich schaute in ihre jungen Gesichter. Den Frauen konnte man nichts mehr vormachen. Das Leben hatte sie gezeichnet.
An einer Imbißbude parkte ein Streifenwagen auf dem Gehweg.
Die Beamten, die sich in der Bude zusammendrängten, waren kräftige Männer. Sie hatten dafür gesorgt, daß sich die Gäste an der Wand aufbauten, während sie nach Waffen abgetastet wurden. An der Scheibe klebte eine Currywurst. Die dazugehörigen Pommes frites rannen in einer Ketchup-Soße an der Scheibe nach unten.
Ein ekliges Bild.
Mallmann hatte meinen Blick bemerkt. »So etwas siehst du hier öfter. In dieser Ecke ist immer was los.«
»Aber am Abend wird es schlimmer.«
»Stimmt. Tagsüber werden auch
Weitere Kostenlose Bücher