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0458 - Der Schrecken hinter der Wand

0458 - Der Schrecken hinter der Wand

Titel: 0458 - Der Schrecken hinter der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Betreffenden entsprechend. Aber in der Zwischenzeit war er in der Lage, Berge zu versetzen. Zamorra hatte diesen Trank manchmal angewandt, wenn er hinter einem dämonischen Gegner her war, längst übermüdet und erschöpft, aber am Ball bleiben mußte, damit der Gejagte ihm nicht in allerletzter Sekunde doch noch entwischte. Es funktionierte immer, aber es forderte seinen Preis.
    Nun wollte er es bei Ted Ewigk versuchen. Er konnte den Trank so dosieren, daß er etwa zwölf bis vierzehn Stunden vorhielt. Bis dahin befanden sie sich in Merlins Burg, oder es war ohnehin alles aussichtslos.
    Der Gnom, stets begierig, dazuzulernen, nickte. »Ich bin einverstanden«, sagte er.
    Zamorra suchte die Vorratskammer auf und stellte die Ingredienzien zusammen, aus denen er den Trank fertigen wollte. Er kannte das Rezept auswendig, er wußte auch um die Möglichkeiten, die Dosierung beziehungsweise die Konzentration zu erhöhen. Diesmal ging er weit über das Maß hinaus, das er früher für sich selbst gewählt hatte. Aber ihm war klar, daß er nur diese Chance hatte, wenn er etwas für Ted tun wollte. Natürlich bestand das Risiko, daß Ted erst recht an Erschöpfung zugrundeging, falls sie es nicht schafften, rechtzeitig nach Caermardhin und zu Merlin zu gelangen, ehe die Wirkung des »Zaubertranks« verflog. Aber wenn er wählen konnte zwischen Nichthelfen und Helfen mit Risiko, dann half er. Wenn er gar nichts tat, würde das mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls zu Teds Tod führen.
    Also versuchte er zu tun, was er eben tun konnte.
    Einmal war es ihm zwischendurch, als hätte er einen Hubschrauber in weiter Ferne gehört. Aber er maß dem Geräusch keine Bedeutung bei. Wozu auch? Hier flogen hin und wieder Maschinen, notfalls Rettungshubschrauber. Immerhin war es ein menschenleerer Landstrich, und ein Helikopter war allemal schneller als ein Rettungswagen.
    Zamorra flößte Ted Ewigk den Trank ein und wartete auf die Wirkung.
    Zunächst veränderte sich gar nichts. Dann endlich aber öffnete Ted die Augen.
    »Ich war wohl ein bißchen weggetreten, oder?« fragte er. »Was ist passiert?«
    Zamorra erklärte es ihm.
    Ted Ewigk schürzte die Lippen. »Okay«, murmelte er. »Du konntest natürlich vorher nicht mein Einverständnis einholen, ehe du mir die Suppe eingebrockt hast… aber ich glaube, wenn ich bei klarem Verstand gewesen wäre, hätte ich ohnehin eingewilligt. Es ist okay, was du getan hast, ich danke dir! Ich habe ja ohnehin kaum noch eine Chance, da spielt es keine Rolle mehr, was mich umbringt - dieser verdammte Schwarzkeim oder die Erschöpfung, die er hervorruft.«
    »Wie fühlst du dich jetzt?« fragte Zamorra mißtrauisch.
    »Ich könnte Bäume ausreißen«, sagte Ted Ewigk. »Aber aus Gründen des Umweltschutzes lasse ich sie stehen.«
    ***
    Der Helikopter kreiste einmal in weitem Bogen um das alte Herrenhaus herum. »Landen Sie in Sicherheitsabstand«, verlangte McNaught. Der Pilot setzte die Maschine gut eine Dreiviertelmeile entfernt auf die Straße.
    »Warten Sie«, befahl McNaught, stieg aus und näherte sich dem Beaminster-Cottage zu Fuß. Er verfiel zunächst in einen lockeren Trab und wurde erst langsamer, als er über die Privatstraße, die rechts und links von Strauchwerk und hohen Bäumen zu einem finsteren Tunnel gemacht wurde, ging.
    Das Haus war trotz der späten Stunde erleuchtet. In vielen Fenstern brannte Licht. Vor der Haustür stand ein weißer Mercedes. McNaught tastete über die Motorhaube und über die Reifenflanken. Er spürte Restwärme. Seiner Schätzung nach waren die Leute, die mit der Limousine angereist waren, vor vielleicht einer Stunde oder etwas mehr eingetroffen.
    Die Türen des Wagens waren nicht verriegelt. Die Fensterscheiben waren ringsum um wenige Zentimeter geöffnet.
    McNaught nickte unzufrieden. Der Besitzer des Wagens mußte sich sehr sicher fühlen, daß er das Fahrzeug hier unverschlossen stehen ließ. Daß alle vier Türen unverriegelt waren, mochte an der Zentralverriegelung liegen, aber daß alle vier Fenster gleichmäßig weit geöffnet waren, deutete darauf hin, daß auch auf der Rückbank wenigstens zwei Personen mitgefahren waren. Ansonsten wären, des Fahrtwindes wegen, entweder beide vorderen Fenster voll versenkt gewesen -oder, falls die Insassen auf den vorderen Sitzen um ihre Frisuren fürchteten, die hinteren. Keinesfalls aber alle vier Scheiben gleichmäßig weit. Das war untypisch.
    Also befanden sich wenigstens vier Personen im Haus.
    Pech

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