0458 - Der Schrecken hinter der Wand
gehabt, dachte McNaught. Sekundenlag hatte der Scientist mit dem Gedanken gespielt, einfach einzudringen und Zamorra und seiner Assistentin je eine Kugel in die Stirn zu feuern. Aber mit vier Leuten kam er nicht klar, ohne Spuren zu hinterlassen. Das war ihm zu unsicher. Er mußte also doch den Plan mit der Psi-Bombe weiterverfolgen.
Er schlich um das Haus und versuchte die Lage der Räume und die Anzahl der darin wohnenden Personen zu sondieren. In diesem Moment bedauerte er, Clementi nicht mitgenommen zu haben. Clementi mit seiner geschulten, starken Para-Begabung hätte vielleicht herausfinden können, wer sich wo befand.
Aber er hatte Clementi zu diesem Zeitpunkt noch nicht einsetzen wollen. Es war nicht gut, die mentale Kapazität des Supervisors jetzt schon zu beanspruchen. Um so fitter würde er sein, wenn es endgültig darauf ankam.
McNaught kehrte zurück zum Hubschrauber. Er wollte im gesteckten Zeitlimit bleiben. Der Pilot war mit Sicherheit neugierig, als er nach Dorchester zurückflog, aber er stellte keine Frage. Er war wie jeder andere echte Scientist in die Disziplin der Sekte eingebunden. Das bedeutete, daß er gehorchte, ohne Fragen zu stellen - es sei denn, man erlaubte ihm das Fragen ausdrücklich.
Linda Barcas wartete mit dem Mietwagen bereits. Ein dunkler Daimler Double Six, wie McNaught zufrieden feststellte. Ein Bentley wäre zwar noch schöner gewesen, aber man durfte nicht zuviel verlangen. Der Zwölfzylinder war immerhin elegant, sehr schnell und sehr repräsentativ; immerhin gehörte Jaguar/Daimler/Vanden Pias zu den Hoflieferanten der Queen.
Die blonde Scientistin lächelte McNaught entgegen. »Haben Sie erfahren, was Sie wissen wollten, Sir?« fragte sie.
McNaught nickte. »Ich werde dich morgen brauchen«, sagte er.
»Ich weiß.«
»Ich werde dich auch in dieser Nacht brauchen«, fügte McNaught lächelnd hinzu.
Das Mädchen verzog keine Miene. »Das habe ich mir gedacht, Sir.«
***
Irgendwann in den Morgenstunden verließ ein weißer Mercedes das Beaminster-Cottage. Zamorra und Nicole wollten durch den frühen Start Zeit gewinnen. Sie hatten beide nur wenige Stunden geschlafen, dafür aber sehr intensiv. Sie hatten sich einer Meditationstechnik bedient, die ihnen dabei geholfen hatte, und fühlten sich beide relativ ausgeruht. Der Trick bestand darin, die traumlosen Schlafphasen künstlich zu verkürzen und somit die eigentlich erholsamen Traumphasen zu bevorzugen und sie zu kumulieren.
Auch Ted Ewigk fühlte sich einigermaßen fit. Allerdings war er nicht besonders sicher auf den Beinen. Der »Zaubertrank« wirkte zwar nach wie vor, aber größere Wunder konnte er auch nicht bewirken.
Don Cristofero und der Gnom hatten eindeutige Verhaltensmaßregeln erhalten. Im Haus gab es alles, was sie benötigten; sowohl an Lebensmitteln als auch an Kulturgut. Es gab eine gut ausgestattete Bibliothek, und Zamorra hatte sie immerhin auch in die Geheimnisse des Fernsehens eingeweiht. Er hatte beiden eingeschärft, sich nicht in der Umgebung herumzutreiben und Streit mit Engländern anzufangen, was besonders bei Don Cristoferos Temperament zu befürchten war. Auch war es dem Gnom strikt verboten, magische Experimente durchzuführen - zumindest nicht solange, wie Zamorra keine entsprechenden Absicherungen eingerichtet hatte.
Darum wollte er sich aber erst nach der Rückkehr von Caermardhin kümmern. Dann hatte er den Kopf von Problemen frei - entweder, weil Ted wieder okay war - oder weil es ihn nicht mehr gab…
Zamorra fuhr nordwärts, über die kleine Ortschaft Beaminster nach Crewkerne, Illminster und Beachamp, um die Autobahn M 5 zu erreichen. Ted hatte es sich auf der Rückbank des Mercedes bequem gemacht.
»Ich hatte einen verdammt schlechten Traum«, sagte er heiser. »Ich war in Caermardhin, und statt daß Merlin mir sagte, er könne mir helfen, stand ich Sid Amos gegenüber, der mir diesen Dienst anbot. Natürlich nicht ganz umsonst, wie ihr euch denken könnt.«
Nicole drehte den Kopf nach hinten. »Nicht schon wieder«, sagte sie. »Kommst du von deinem Sid-Amos-Tick eigentlich irgendwann mal wieder herunter?«
»Immerhin kann ich ihn nach den letzten Vorfällen nicht gerade als meinen Freund bezeichnen. Wenn ich daran denke, daß er Carlotta ins Tal der Skelette entführte und sie dabei fast ums Leben gekommen wäre, und das alles nur, weil er etwas von mir wollte… nein, Freunde. Teufel bleibt Teufel, auch wenn aus Asmodis Sid Amos geworden ist.«
»Aber in
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