Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0458 - Der Zombie-Zug

0458 - Der Zombie-Zug

Titel: 0458 - Der Zombie-Zug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schaute ihm mit verklärtem Blick entgegen, nicht so der Konstabler.
    Er bekam Furcht und trat sicherheitshalber noch einen Schritt nach hinten.
    Madge sah es. »Angst?« fragte sie.
    »Nur Vorsicht.« Er mußte schon laut rufen, um die Geräusche des einfahrenden Zugs zu übertönen.
    Die führerlose Lok bremste. Wie von Geisterhänden gesteuert, wurde das Ungetüm allmählich langsamer. Zischende Geräusche erfüllten die Luft. Rauch wehte gegen die Wände des alten Bahnhofsgebäudes und zerflatterte dort wie Nebel.
    Die ersten Wagen erschienen.
    Alte Waggons mit offenen Perrons. Solche Züge waren längst ausgemustert.
    Madge Claim drehte sich langsam herum, so daß sie den Zug von der Seite her anschauen konnte. Sie stand sehr gut, denn sie schaute auf den zweiten Wagen.
    Field hielt sich etwas zurück. Er sah noch, wie sich die Waggons schüttelten, dann standen sie still.
    Nur die Lok schnaufte noch etwas nach, aber das war nichts im Vergleich zu den Geräuschen, die den Geisterzug bei seinem Einfahren begleitet hatten.
    Es tat sich nichts.
    Die Türen der Waggons blieben verschlossen. Der Konstabler überwand endlich seine eigene Furcht und trat näher an den ersten Wagen heran. Er wollte sehen, ob er sich bei der ersten Begegnung nicht getäuscht hatte. Vielleicht erschienen die blassen Gesichter abermals hinter den Scheiben, bestimmt wußten die toten Gäste, daß sie erwartet würden.
    Alle Wagen sahen leer aus.
    Sehr langsam stieß der Konstabler die Luft aus. Er wischte über sein Gesicht und fühlte die Feuchtigkeit auf der Handfläche. Es war nicht allein Nässe, auch Schweiß bedeckte seine Hand.
    »Er scheint leer zu sein«, sagte der Polizist.
    Madge Claim schüttelte den Kopf. »Nein, er ist nicht leer. Ich weiß es genau.«
    »Und woher?«
    »Das spürt man.«
    »Wenn Ihr Mann aber nicht aussteigt, was wollen Sie dann machen, Mrs. Claim?«
    Sie lächelte wieder so unnatürlich starr. »Dann«, flüsterte sie in die Dunkelheit hinein, »werde ich die Tür öffnen und zu ihm gehen. Ja, ich werde ihn suchen.«
    »Wie Sie wollen.« Field schaltete wieder seine Lampe ein. Er ließ den Strahl an der Reihe der Wagen entlangwandern und hob den Arm auch so hoch, daß der Lichtbalken über die schmutzigen Scheiben der Fenster hinweghuschen konnte.
    Aber selbst das Licht schaffte es nicht, in die Wagen hineinzudringen, die Scheiben waren einfach zu schmutzig.
    »Lassen Sie es, Konstabler, ich finde mich auch so zurecht.« Madge hatte ihren Entschluß endlich gefaßt. Sie nickte noch einmal und ging vor bis zur Wagentür, die sehr hoch lag, so daß sich die Frau recken mußte, um den Griff zu erreichen.
    Sie brauchte ihn nicht mehr zu berühren. Im gleichen Moment wurde die Tür von innen aufgezogen, und im düsteren Rechteck erschien schemenhaft eine Gestalt.
    Es war einfach zu dunkel, um sie genau erkennen zu können, deshalb hob Field seine Lampe an und leuchtete den unheimlichen Passagier an.
    »Hallo Gilbert«, flüsterte Madge Claim mit tonloser Stimme. »Wie geht es dir…?«
    ***
    Der Polizist hatte das Gefühl, Spinnen würden über seinen Rücken laufen. Es war tatsächlich Gilbert Claim, der in der Tür stand wie eine Statue, deren Arme zu beiden Seiten des Körpers herabhingen, wobei sich nicht einmal die Fingerspitzen bewegten.
    Er stand da und starrte ins Leere.
    Fast empfand es James schon als störend, diesen Mann zu blenden, aber er wollte ihn genau sehen.
    Es gab keinen Zweifel, das war er.
    Gilbert Claim sah aus wie kurz vor seinem Tod. Eingefallen, bleich. Die Wangenknochen stachen spitzer hervor, und über sie spannte sich die Haut wie straff gezogen.
    Ein Totenhemd trug er zwar nicht, aber das angeschmutzte, weiße Nachthemd konnte man durchaus damit vergleichen. Es reichte ihm bis zu den Waden.
    Er war barfuß, fror aber nicht und schien auch keine Schmerzen zu haben, denn bei seiner Wanderung mußte er sich die Füße aufgerissen haben. An einigen Stellen war Blut aus den Wunden gelaufen und schon verkrustet.
    Sah so wirklich ein Scheintoter aus?
    James Field konnte es nicht glauben. Diese Gestalt in der offenen Tür hatte wesentlich mehr Ähnlichkeit mit den Wesen, die man als Zombies bezeichnete.
    Und so sah Konstabler James Field zum erstenmal in seinem Leben einen Untoten!
    Madge Claim hatte zwar mit dem Erscheinen ihres Mannes gerechnet, aber vor Aufregung kein Wort hervorgebracht. Jetzt atmete sie tief und leicht stöhnend aus, bevor sie zögernd die Hand ausstreckt, um auf die

Weitere Kostenlose Bücher