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0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt

0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt

Titel: 0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu nehmen, dann musste alles klar sein. Ein sauberer, klug eingefädelter Plan. Nun verstand ich auch das Theater mit dem Rollstuhl. Robert Gowan musste ein Schuldbewusstsein ihr gegenüber gehabt haben. Wahrscheinlich hatte er daraufhin sein Testament geändert. Dass er dann anscheinend hinter die heimliche Heirat gekommen war, musste seinen Tod beschleunigt haben.
    Robert Gowans Testament würde uns endgültigen Aufschluss geben.
    ***
    Ich hätte zwanzig Mann gebraucht, um wenigstens die notwendigsten Überwachungsaufgaben lösen zu können.
    Der Chef stellte mir lediglich Nick Porter zur Verfügung, der damals bei dem Mordanschlag auf Lucia Clements dabei war. Sein ewig lächelndes Vollmondgesicht wirkte beruhigend auf mich.
    »Wenn du einen soliden Mitarbeiter haben willst, musst du mir erstmal einen Whisky spendieren«, sagte er und warf seinen Hut mit einem gezielten Schwung auf den Aktenschrank in unserem Büro.
    »Du kannst heute noch auf Kosten des Hauses einen heben.«
    Nick begriff sofort. »Kleine Unterweltreise, was?«
    »Genau, und das in die übelste Gegend. Nach Chinatown.«
    Nick legte sein Gesicht in Kummerfalten. »Muss das sein, Jerry? Ich habe für nächsten Monat Heiratsurlaub eingereicht. Eigentlich wollte ich meine Flitterwochen erleben. Aber man kann halt nicht alles haben. Wann geht es los?«
    »Gleich«, sagte ich. »Ich muss diesen Jay Burks schnappen, habe vorhin einen Tipp bekommen. Sollte uns dabei noch ein anderes Vögelchen ins Netz gehen, wäre es kein Unglück.«
    »Meinst du vielleicht die Hexe von Edgewater mit dem seltsamen Halsschmuck?«
    »Genau die.«
    Ich parkte den Jaguar am Columbus Park, der Chinatown nach Westen abschließt.
    Von Whity wusste ich, in welchem Viertel Jay Burks zu suchen war. Es fragte sich nur, wer ihn eher erwischte, wir oder die Burschen, die Lucia Clements angeheuert hatte.
    Wir trennten uns und fingen in der Mott Street an. Jede Stunde wollten wir uns am Wagen treffen.
    Es war die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Hier lag eine Spelunke neben der anderen. Jede hatte ihre verborgenen Hinterzimmer, in denen Opium geraucht oder anderen Lastern nachgegangen wurde.
    Jedes dieser Häuser war gleichzeitig ein Absteigequartier der Unterwelt. Razzien verliefen selten erfolgreich.
    Ich hatte schon sieben Kneipen hinter mir, als ich in eine original chinesische Fischbraterei kam. Ich setzte mich an einen der niedrigen Tische und bestellte Thunfisch nach Art des Hauses.
    Der dicke Wirt kam selber, um mich zu bedienen. Ich hätte ihn nicht erkannt, so fett war er geworden.
    »Oh, Mr. Cotton, das ist eine große Ehre für mich und mein Haus«, sagte er und blieb mit einer tiefen Verbeugung vor mir stehen.
    Als er merkte, dass ich mich nicht an ihn erinnern konnte, stellte er sich vor: »Ich bin Ho Wan. Ich habe Sie nicht vergessen, Mr. Cotton. Sie haben viel für mich und meine Familie getan, damals, als man uns ausweisen wollte.«
    Jetzt erinnerte ich mich. Ho Wan war in den drei Jahren so fett geworden, dass seine Augen fast hinter den Fettpolstern verschwanden.
    Ich hielt mich nicht lange mit blumenreichen Vorreden auf, sondern fragte ihn gleich, ob er mir helfen wollte.
    Er schleppte mich in ein kleines Zimmer, das neben der Küche lag.
    »Sie können über mich verfügen«, sagte er mit einer tiefen Verbeugung, als wir allein waren. »Aber draußen ist es nicht gut.« Und dann fügte er wie entschuldigend hinzu: »Ich kann mir meine Gäste nicht aussuchen.«
    Aber bevor ich mein Anliegen Vorbringen konnte, musste ich mit ihm essen. Er bediente mich selbst, und als ich fertig war, konnte ich ihm von Jay Burks erzählen.
    Unbewegt hörte er zu. Nicht durch die kleinste Regung gab er zu verstehen, ob ihn die Geschichte interessierte und ob er überhaupt etwas wusste.
    Erwartungsvoll sah ich ihn an. Ich kam mir wie ein Schüler vor, der sein Zeugnis erhalten sollte.
    Endlich brach der Chinese das lange Schweigen. »Ich höre und sehe viel, Mr. Cotton«, sagte er. »Aber ich bin nur deshalb noch am Leben, weil ich es wieder vergesse.«
    »Sie wissen etwas?«
    »Wir wissen immer, was in Chinatown vor sich geht. Es gibt keine Geheimnisse zwischen den Männern meines Volkes. Deshalb fällt es mir auch schwer, zu sprechen.«
    »Es geht um einen mehrfachen Mörder«, beschwor ich ihn. »Sie sind ein Bürger unseres Landes, und haben Pflichten gegen dieses Land.«
    Der Chinese lächelte. »Das ist Ihre Auffassung, Mr. Cotton, nicht unsere. Aber ich werde

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