0458 - Eine Frau regiert die Unterwelt
Schmerzen, Sie können sich nur nicht bewegen. Aber Ihr Verstand bleibt wach und doch getrübt, denn Sie werden mir alle Fragen beantworten, die ich habe.«
Burks weinte vor Wut, aber sein Weinen war so hilflos wie das eines Kindes.
Der Chinese setzte sich vor ihm auf den Boden und beobachtete stumm, wie das Gift immer mehr von ihm Besitz ergriff.
Wie aus weiter Ferne hörte Burks die erste Frage des Chinesen. Trotzdem klang sie ganz deutlich an sein Ohr: »Was wissen Sie von Mr. Sullivan? Womit haben Sie ihn erpresst?«
***
Zum ersten Mal seit fünf Tagen kam ich ausgeruht ins Büro.
Sofort nach meinem Besuch bei Mrs. Clements hatte ich Mr. High einen Bericht gegeben.
»Ich wollte zu Lucia, wurde dann aber zufällig Zeuge dieses Gespräches«, erklärte ich wahrheitsgemäß.
Gleich darauf hatten wir ein Rundschreiben an alle Nachlassgerichte in den Staaten losgeschickt, denn ich war überzeugt, dass der Schlüssel für das Handeln Lucias im Testament ihrer verstorbenen Mutter zu suchen war.
Ich wusste auch nicht, wie es kam, aber plötzlich erinnerte ich mich an den Boxer, mit dem ich in der Pell Street aneinandergeraten war. Damals hatte er mir einen wertvollen Hinweis gegeben. In Unterweltkreisen hörte man das Gras wachsen.
Ich beschloss, wenigstens den-Versuch zu wagen.
***
Die Kellerkneipe war genauso leer wie bei meinem ersten Besuch. Hinter der Theke lehnte der glatzköpfige Keeper und blickte mich mürrisch und misstrauisch zugleich an. Ich störte anscheinend seinen Vormittagsschlaf.
»Wollen Sie ein Bier?«
»Nein, einen Kaffee.«
»Geht nicht, ich habe die Kaffeemaschine noch nicht an.«
Also entschied ich mich doch für ein Bier.
»Ich war vor ein paar Tagen schon mal hier«, begann ich. »Vielleicht erinnern Sie sich.«
»Kann sein, Mister«, sagte er und fuhr mit den dicken Wurstfingern über seine fleckige Schürze.
»Ich saß damals mit einem ehemaligen Boxer zusammen. Er hatte eine ungesunde Gesichtfarbe und sah fast wie eine Leiche aus.«
»Das ist Whity. Wollen Sie ihn sprechen?«
Ich schob zwei Dollar über die Theke.
»Kann ja mal fragen, ob er da ist«, nuschelte er und ging zu einem vorsintflutlichen Kasten, der wohl eine Art Haustelefon war.
Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, denn er sprach sehr leise.
»Sie haben Glück, Mister. Er kommt gleich herunter.«
Ich nahm mein Bier und setzte mich an einen Tisch. Die Platte war so dreckig, als ob sie seit dem Unabhängigkeitskrieg keinen Lappen mehr gesehen hätte.
Whity steuerte gleich auf mich zu. Er sah noch schlechter aus als das letzte Mal. Ich tippte auf ein Leberleiden, eine häufige Krankheit bei ehemaligen Boxern.
»Hallo«, sagte er, und er schien sich tatsächlich zu freuen. »Warum hast du dich nicht sehen lassen? Ich kann ein paar Bucks gut gebrauchen.«
»Auch ein Bier?«, fragte ich, als er sich setzte.
»Nee, lieber einen Kaffee, ich vertrage keinen Alkohol.«
Diesmal bequemte sich der Keeper, die Maschine anzustellen.
Whity stützte die Unterarme auf den Tisch und rückte dicht an mich heran.
»Ihr sitzt verdammt in der Tinte«, sagte er plump vertraulich. »Ich habe so was läuten hören, dass zwei von euch hochgegangen sind. Aber Jay ist schlau, he? Wir zerbrechen uns schon die Köpfe, wo er seinen Schlupfwinkel hat.«
Das war ein Thema, das mir gefiel. »Ihr seid wohl scharf auf die fünftausend?«, fragte ich lauernd.
Er schnippte verächtlich mit den Fingern. »Fünftausend, was ist das schon! Heute Nacht war jemand da, der hat zwanzig Mille geboten.«
»Was?«, fragte ich erstaunt.
Er stieß mich in die Rippen. »Nun tu doch nicht so, du weißt doch ganz genau Bescheid. Es war dieselbe, die damals mit Jay hier war. Du kennst sie doch.«
Und ob ich sie kannte! Aber das musste ich erst einmal verdauen. Lucia Clements war also in New York gewesen und das, obwohl sie Tag und Nacht von unseren Leuten bewacht wurde. Am liebsten wäre ich sofort nach Edgewater gefahren und hätte den Babysittern das Fell über den Kopf gezogen.
»Du sagst ja nichts«, stieß mich Whity an. Glücklicherweise brachte in diesem Augenblick der Keeper den Kaffee.
»Habt ihr euch die Bucks schon verdient?«, fragte ich, um auf das alte Thema zurückzukommen.
Aber Whity war auf einmal verdammt zugeknöpft. Er nuckelte an seinem Kaffee herum und war so stumm wie ein Schellfisch.
Irgendetwas hatte ich falsch gemacht.
»Was ist los mit dir?«, sagte ich. »Warum erzählst du nicht weiter?«
Er blickte mich
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