0458 - Im Arsenal der Androiden
blickte er an sich herab. Der für menschliche Begriffe ideale Körper eines Kämpfers hatte sich schrecklich verwandelt. Ingwar sah dreizehige Hufe statt Füße, schwarzhäutige Krallenfinger mit Schwimmhäuten und einen von drahtartigen weißen Lockenhaaren besetzten, vorgewölbten Bauch. Dort, wo bei einem Menschen der Nabel saß, ragte ein auf blutgefülltem Hautschlauch sitzender violetter Stachel heraus. Der Stachel schien eine Art Eigenleben zu besitzen, er zuckte unmotiviert mal nach der einen, mal nach der anderen Seite. Unter der halbdurchsichtigen Haut des Trägersehlauches pulsierte kirschrotes Blut.
Bredel sah alarmiert hoch, als rollender Donner über den Himmel fegte. Dunkle Wolkenfetzen huschten dahin, und zwischen ihnen blinkte ein helles bleiches Licht.
Das Licht erzeugte seltsamerweise Furcht in Bredels Bewußtsein. Unruhig tappte er auf dem Felsbuckel hin und her und versuchte, irgendwo ein Versteck zu finden.
Doch außer den Felsblöcken gab es nur die dunkle, schleimig glänzende Fläche des Sumpf gebietes. Sie reichte nach allen Himmelsrichtungen bis zum Horizont.
Das Licht wurde heller.
Bredel spannte die Rückenmuskeln, seine Brustmuskulatur wölbte sich strangartig vor - und plötzlich flog er.
Er besaß Flügel!
Die lederhäutigen Schwingen Schlugen die Luft und erzeugten klatschende Geräusche. Ingwar Bredel torkelte etwas unbeholfen hin und her, bis er sich an diese Art der Fortbewegung .gewöhnt hatte.
Unterdessen ließ der Schock des Zusammenpralls mit den Schaltlei-tungsfeldern nach. Dr. Bredel, Sanitätsleutnant des Landungskommandos der MARCO POLO, gewann sein Selbstbewußtsein wieder.
Plötzlich fürchtete er sich nicht mehr: weder vor dem unendlich erscheinenden Sumpf noch vor seinem ins bestienhaftmonströse verwandelten Pseudokörper und auch nicht vor dem herabstürzenden Licht, das - wie er mit jäher Klarheit wußte -nichts anderes als der Pseudokörper Vavischons war.
Des gleichen Vavischons, den er im Auftrag seiner Opfer zu töten hatte...!
Ingwar Bredel lachte grimmig. Mit den wuchtigen Schlägen der mächtigen Flughäute schwang er sich höher und höher, dem kreischend abstürzenden Lichtfleck entgegen. Der Fleck besaß die Form eines umgedrehten Suppentellers und hatte an den Rändern eine Reihe heller strahlender Punkte.
Wirklichkeit oder Traum, Bredel kümmerte es nicht. Er wußte, daß mindestens eines Realität war: der Kampf zwischen ihm und dem Chef der Takerischen Exekutionsflotte.
Der Fleck schoß schneller heran, vollführte ein faszinierendes Manöver und berührte mit seinem äußeren Rand die rechte Flughaut Bredels.
Ein peinigender Schmerz raste durch Bredels Körper. Er legte instinktiv seine Flughäute an und entging im Sturzflug dem zweiten Angriff Vavischons.
Dann, als der Lichtfleck mit schrillem Heulen und Kreischen den ganzen Himmel auszufüllen schien, drehte Ingwar Bredel seinen Flugsaurierkörper auf den Rücken und reckte Vavischon den Bauchstachel entgegen.
Es gab eine heiße, lautlose Explosion.
Der Sumpf, die Steine, der Himmel mit den Wolken, alles wurde ausgelöscht, denn es gab niemanden mehr, der dies hätte träumen können.
5.
„Chef an Landungskommando! Achtung! Hier spricht Perry Rhodan!"
Lordadmiral Atlan drosselte die Wiedergabestärke seines Helmempfängers etwas. Die Botschaft aus der MARCO POLO wurde mit größter Intensität ausgestrahlt.
„Sämtliche Angehörigen der Landungs- und Einsatzkommandos", fuhr Rhodans Stimme fort, „ziehen sich unverzüglich in die MARCO POLO zurück. Die Kommandeure sorgen für die Mitnahme aller Verwundeten und Gefallenen. Alles unbrauchbare oder nicht transportfähige Material ist zu vernichten. Die Einrichtungen des Arsenals sind während des Rückzugs unbrauchbar zu machen. Die Spezialgruppen der RLT-Pioniere legen Fallen und Minen an. Falls Transport- oder andere Hilfe benötigt wird, ist sofort Bescheid an Oberst Korom-Khan zu geben.
Ende! Automatik wiederholt diesen Spruch zehn Minuten lang."
Atlan wußte bereits, daß die MARCO POLO von starken Fesselfeldern an der Oberfläche von TCR festgehalten wurde.
Perrys letzter Befehl konnte nur bedeuten, daß die takerischen Einheiten sich außerhalb des Taimay-Systems zum Angriff formierten.
Die Fesselfelder bereiteten dem erfahrenen Raumstrategen eigentlich keine großen Sorgen. Er fragte sich lediglich, ob die Kraftstationen für die Energieversorgung der Traktorstrahler von Fernkampfforts abgesichert wären,
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