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0459 - Die Herrin der Drachen

0459 - Die Herrin der Drachen

Titel: 0459 - Die Herrin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weil er ein wildes Raubtier war.
    »Habt ihr euch verirrt? Normalerweise begibt sich bei diesem Wetter niemand ins Moor«, sagte der Overallträger.
    Nicole hob die Hand.
    »He«, sagte sie. »Wenn wir schon per du sind, sollten wir auch unsere Namen kennen. Ich bin Nicole. Das ist Zamorra. Der Wolf heißt Fenrir.«
    »Ich bin Jörg-A«,.sagte der Overallträger. »Warum nennt ihr eure Buchstaben nicht?«
    »Haben wir nicht nötig«, sagte Zamorra, der sich ungern auf Glatteis bewegte. Sie wußten so gut wie nichts über diese Welt, außer, daß es sie gab und daß hier eine Art von Deutsch gesprochen wurde, die dem in der wirklichen Welt stark ähnelte. Aber nicht nur die Geografie, sondern auch die technische Entwicklung mußte hier völlig anders und vor allem schneller vonstatten gegangen sein, denn eine solche fliegende Scheibe, die einem UFO glich, und die in der Lage war, einen Lift aus Licht zu erzeugen, gab es in Zamorras Welt nicht. Hier schien Science Fiction Realität geworden zu sein.
    Und weil hier jetzt alles völlig anders aussah, konnte jede Antwort falsch sein.
    Volltreffer! vernahm Zamorra Fenrirs Kommentar. Angehörige der herrschenden Schicht tragen keine Kennbuchstaben und können sich alles erlauben, weil sie mit ihrer Magie die Welt beherrschen!
    Zamorra verzog keine Miene. Der Wolf mußte in Jörg-A’s Gedanken gelesen haben wie in einem offenen Buch. Und jetzt verneigte dieser Jörg-A sich auch leicht. »Verzeiht, Gebieter, daß ich Euch nicht als das erkannte, was Ihr seid. Ich stehe zu Eurer Verfügung. Wollt Ihr Euren Ausflug im Moor fortsetzen, bei dem ich Euch gestört habe, oder habt Ihr Euch wirklich verirrt, und darf ich Euch zu einem Ort Eures Wunsches transportieren?«
    Hier ist es üblich, daß die Oberschicht sich inkognito bewegt und Abenteuer erlebt, weil’s sonst stinklangweilig in den Tempeln wird, informierte Fenrir, der immer noch hemmungslos Gedankenspion spielte. Dieser Jörg-A meint, was er sagt. Vielleicht solltet ihr sein Angebot annehmen!
    Zamorra zeigte ein freundliches Lächeln und hoffte dabei, daß besagte Oberschicht sich nicht generell in unerträglicher Arroganz übte. Ihm war aufgefallen, daß der hypnotische Einfluß aus Jörg-A’s Stimme geschwunden war, seit er sie dank Zamorras instinktiv richtiger Bemerkung für Angehörige der Oberklasse hielt. Es sah so aus, als sei dieses Land im Griff einer Diktatur, in der die Mächtigen tun und lassen konnten, was sie wollten, und daß die Untertanen bedingungslos zu gehorchen hatten. Daß sie es taten, dafür sorgten möglicherweise mit hypnotischen Fähigkeiten ausgestattete Leute wie Jörg-A.
    »Wie hast du uns aufgespürt?« fragte er vorsichtig.
    »Die Überwachung sprach an. Die Zentrale vermutete, daß jemand aus einer anderen Dimension vorgedrungen ist. Aber das scheint diesmal ein Irrtum gewesen zu sein.«
    Ei der Daus, dachte Zamorra. Im nächsten Moment schüttelte er innerlich über sich selbst den Kopf, weil er sich schon etwas von Don Cristoferos Sprachgebrauch angeeignet hatte. Das mußte er so schnell wie möglich wieder loswerden. - Immerhin schien diese Überwachung teuflisch präzise zu sein.
    »Diesmal ja«, sagte er langsam. Er ging an Jörg-A vorbei, bückte sich und nahm Gwaiyur wieder an sich, schob das Schwert in die Scheide. Demzufolge besaß Jörg-A also doch telekinetische Fähigkeiten. Vorsicht, dachte Zamorra. Aufpassen!
    »Du kannst folgendes tun, Jörg-A«, sagte Zamorra. »Sorg dafür, daß wir trockene Kleidung bekommen und unsere durchnäßte getrocknet wird. Wir brauchen sie später noch. Außerdem kannst du uns dorthin bringen, wo der letzte Durchbruch aus einer anderen Dimension stattfand. Offenbar sind wir an die falsche Stelle geraten. Hat mich auch gewundert, daß wir mitten im Moor ankamen.«
    Damit hatte er ihrer Anwesenheit einen halbwegs offiziellen Anstrich gegeben. Fiel Jörg-A nun auf den Bluff herein? Wenn ja, und wenn die ominöse Überwachung so perfekt reagierte, wie es den Anschein hatte, würde Jörg-A sie dorthin bringen, wo jenes Wesen diese Dimension erreicht hatte, in dessen Kielwasser sie hierher gekommen waren.
    Zamorra hoffte, daß sie damit der Sache näher kamen.
    »Sofort, Gebieter«, sagte Jörg-A. »Wenn Ihr so freundlich sein wollt, mir zu folgen…«
    ***
    Magnus Friedensreich Eysenbeiß befand sich an der Stelle, wo jemand in die Zeit gegriffen hatte.
    Er war hundertprozentig sicher. Er fühlte es, daß er hier am richtigen Ort war. Der

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