0459 - Die Herrin der Drachen
veränderte Rest seiner Begabung verriet es ihm eindeutig. Hier war es geschehen.
Fasziniert starrte er die Spuren an.
Abdrücke im Boden.
Riesige, krallenbewehrte Tatzen. Ein Mensch konnte einen dieser Abdrücke als Bett benutzen. Die Form glich dem Fuß eines Reptils. Einer Echse.
Saurier?
Hatte jene Person, zu der er seine enge Bindung verspürte, Saurier aus der Vergangenheit geholt?
Es sah so aus. Neben der großen Spur gab es auch noch die eines wesentlich kleineren Tieres. Und dann sah Eysenbeiß auch die Abdrücke, die von Stiefelsohlen hinterlassen worden waren.
Es waren schmale Füße. Wahrscheinlich die einer Frau, überlegte er. Oder die Menschen seiner Welt waren im Laufe der Jahrhunderte allgemein kleiner geworden. Aber daran konnte er nicht glauben. Der Trend ging in die entgegengesetzte Richtung. Hin zum Riesenwachstum. In der Welt, in die er geholt worden war und die sich nur in einigen Kleinigkeiten von der seinen unterschied, waren die Menschen jetzt durchschnittlich etwa zehn Zentimeter größer als zu Eysenbeißens Geburtszeit. Das würde hier, in seiner Welt, nicht viel anders sein. Er selbst war schon damals mit seiner Körpergröße die Ausnahme gewesen.
Also eine Frau, die den Griff in die Zeit tun konnte. Eine Frau, die Saurier in die Gegenwart geholt hatte.
Aber dann waren nur die Echsenspuren zu sehen, die sich von diesem Trampelplatz der Ankunft entfernten. Keine Spur führte her; sie waren also hier materialisiert. Das paßte zu seinen Erkenntnissen. Und daß die Spur der Frau endete, deutete darauf hin, daß sie eines der Riesenreptilien als Reittier benutzt hatte, um sich von diesem Fleck zu entfernen.
Daß diese Frau vielleicht von einem der Saurier gefressen worden sein konnte, daran verschwendete Eysenbeiß keinen Gedanken.
Er folgte der Spur der Echsen.
***
Die große Flugscheibe mit ihrem Außendurchmesser von rund zwanzig Metern glitt in etwa fünfzig Metern Höhe lautlos über das Land. Jörg-A, scheinbar einziges Besatzungsmitglied des Flugobjekts, saß bequem zurückgelehnt in einem Lehnsessel vor einem geschwungenen Instrumentenpult. Der Mann im dunklen Overall bewegte sich kaum. Mußte er einmal die Steuerung leicht korrigieren, hob er lediglich die Hand und bewegte einige Finger. Wie von Zauberhand geführt, glitten Steuerschalter in neue Positionen, und die Flugscheibe änderte ihren Kurs oder ihre Geschwindigkeit und Flughöhe.
Die Steuerkanzel war ein etwa sieben oder acht Meter durchmessender Kuppelraum an der Oberfläche der Scheibe. Die Kuppel war volltransparent. Was sich unterhalb der Scheibe abspielte, wurde auf einem Ring von Bildschirmen abgebildet.
Zamorra stand hinter Jörg-A und verfolgte jeden Kurswechsel aufmerksam. Er wollte gegebenenfalls selbst zurückfinden können an die Stelle, wo sie materialisiert waren. Er rechnete nicht damit, daß sie ihr Spiel lange genug durchhalten konnten. Irgendwann mußte Jörg-A Verdacht schöpfen und argwöhnen, daß sie nicht in diese Welt gehörten.
Aber dann würde Fenrir rechtzeitig warnen. Der Wolf, mittlerweile getrocknet und geföhnt, kontrollierte Jörg-A unablässig.
Auch Zamorra und Nicole waren trocken. Sie trugen frische Kleidung -Zamorra hatte einen dunklen Overall erhalten, dessen Farbe unbestimmbar changierend war, wie auch Jörg-A ihn trug. Den Gurt mit dem Schwert hatte er sich wieder um die Hüfte geschlungen. Nicole trug eine Art Kleid, so kurz, daß sie sich nicht bücken durfte, wenn sie nicht wegen Jugendgefährdung verhaftet werden wollte. Aber laut Jörg-A war das die für Frauen übliche Kleidung, ganz gleich, welcher Schicht sie angehörten.
Zamorra fragte sich, ob dieser Standard wirklich durchgehend üblich war. Bei Nicole sah das kurze Hemdkleidchen durchaus sexy aus. Aber es gab auch Frauen, die nicht über ihre Idealfigur verfügten oder ein Alter erreicht hatten, in welchem eine derartige Bekleidung eher peinlich oder gar lächerlich wirkte.
War dies Absicht?
Wenn ja, konnte Zamorra wohl die Technik gefallen, die sich in dieser Zeit entwickelt hatte, nicht aber Zivilisation und Kultur.
Und die Technik…
Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, obgleich sie so futuristisch war. Diese Flugscheibe trickste die Schwerkraft und die Aerodynamik aus. Nach Gewicht und Geschwindigkeit hätte sie normalerweise überhaupt nicht fliegen können. Es mußte mit dem Lichtkreis unter dem Scheibenrund zu tun haben. Eine Art von Antischwerkraft-Motor, wie ihn SF-Autoren schon seit Jahrzehnten
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