0459 - Reklame für den toten Boß
ließen mir wenig Zeit, darüber nachzudenken.
»Nehmen Sie Ihre Pfoten hoch«, sagte einer mit rauher Stimme, »und kommen Sie herein. Der Empfang wird extra ihretwegen hier veranstaltet.«
Ich hob im Zeitlupentempo meine Hände über den Kopf und bewegte mich auf die Gruppe zu.
»Geben Sie sich keine Mühe, unsere Gesichter zu erkennen«, sagte der zweite, »es ist besser, mit Leuten zu verhandeln, die Sie nicht kennen. Nehmen Sie Platz.«
»Halt«, widersprach Nummer eins. Es war ein Mann mit erschreckend dünnen Fingern, die mich an die Klauen eines Raubvogels erinnerten. Dabei war der Mann sichtlich nervös. Sein Zeigefinger spielte am Abzugshahn der Pistole.
»Such den Burschen nach Kanonen ab«, befahl er, »Leute in dem jugendlichen Alter pflegen solche Dinge mit sich herumzuschleppen.«
Ich setzte ein unverschämtes Grinsen auf.
»Bei mir Fehlanzeige«, sagte ich, »sparen Sie sich die Mühe.«
Nummer zwei stand trotzdem auf. Er mußte ein breites Gesicht haben. Die Augenschlitze in den Masken waren so schmal, daß ich nicht einmal die Augenfarbe erkennen konnte. Er trabte auf mich zu, schlich um mich herum und tastete von hinten meine Taschen ab. Anschließend fuhr seine Hand in meinen Jackenausschnitt Aber sie kam leer wieder zum Vorschein.
Der Gangster Nummer eins, der der Wortführer zu sein schien, war zufrieden. Er nickte und bot mir einen Platz an. Mein Sessel stand ihm gegenüber. Mit der linken Hand kramte er eine Zigarettenschachtel aus der Tasche und warf sie mir zu.
»Stecken Sie sich einen Glimmstengel an«, sagte er, »wir haben mit Ihnen eine geschäftliche Besprechung zu führen.«
Ich angelte mir eine Zigarette heraus und steckte sie zwischen die Lippen. Das Päckchen schob ich auf den niedrigen Rauchtisch, der zwischen uns stand.
»Amalie hat von uns den Auftrag erhalten, Sie herzuschleppen«, begann der magere Bursche. Seine Ehrlichkeit imponierte mir.
»Das Girl hat seine Aufgabe hervorragend gelöst«, sagte ich anerkennend.
»Hoffentlich sind Sie nicht enttäuscht, daß wir Sie um ein Abenteuer gebracht haben«, fuhr der Sprecher fort. Ich konnte nicht einmal sehen, ob er schadenfroh grinste.
»Nein, keineswegs. Sie haben schließlich für ein neues Abenteuer gesorgt«, konterte ich, »immerhin ist es außergewöhnlich, auf diese Art zu einer geschäftlichen Besprechung gebeten zu werden.«
»Dieser Empfang spart Ihnen und uns eine Menge Ärger und überflüssige Erklärungen«, fuhr Nummer eins fort, »wir haben mit Ihrem Onkel, Mr. Clayton Beach, schon Verhandlungen angeknüpft. Leider starb er überraschend, ehe wir zum Ziel kamen.«
»Von diesen Verhandlungen weiß ich nichts«, entgegnete ich und rauchte in bedächtigen Zügen.
»Die Verhandlungen befanden sich noch im Vorstadium, Mr. Duckles. Aus diesem Grunde wird Ihnen Ihr Onkel nichts überliefert haben.«
»Ja, das ist möglich«, räumte ich ein, »darf man erfahren, welcher Art diese Verhandlungen sind?«
»Natürlich, zu dem Zweck haben wir Sie heute abend eingeladen. Wir betreiben ein Werbestudio«, sagte der Lange.
»Für Nylonstrumpf firmen?« fragte ich und deutete mit dem Kopf auf ihre seltsamen Gesichtsmasken.
Die Burschen warfen sich Blicke zu.
»Es ist prächtig, daß sie Mutterwitz und Humor haben«, knurrte der Sprecher, »um so besser werden Sie uns verstehen. Wir schließen mit Ihrer Firma einen Vertrag. Sie zahlen im Vierteljahr zehntausend Dollar an uns. Dafür erhalten sie eine ordnungsgemäße Quittung, die Sie beim Finanzamt absetzen können.«
»Und Ihre übrige Leistung?« fragte ich möglichst harmlos.
»… besteht darin, daß wir Sie in Frieden lassen, solange Sie fristgerecht zahlen«, erwiderte er bissig. »Ich denke, das sollte ausreichen.«
»Sie wollen also Geld verdienen, ohne einen Finger krumm zu machen?« fragte ich.
Der Lange sah auf seine Pistole und nickte.
»Uns wäre es lieb, wenn wir den Finger nicht krumm zu machen brauchten.«
Während er sprach, krümmte er seinen Zeigefinger bis zum Druckpunkt.
Ich verstand.
»Wenn Sie nicht zahlen sollten«, fuhr der Gangster Nummer zwei fort, »kennen wir eine Reihe von interessanten Mitteln, Ihre Gesinnung zu regulieren. Übrigens, Sie haben die Kundennummer 130. Alle einhundertneunundzwanzig haben anstandslos den Vertrag unterschrieben.«
Hinter mir fiel die Tür des Apartments ins Schloß. Amalie mußte auf leisen Sohlen den Tatort verlassen haben.
»Wir sind keine Freunde von Gewaltanwendung«, begann Nummer
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