0459 - Reklame für den toten Boß
eins wieder, »wir appellieren statt dessen an die Vernunft. Es gibt schließlich so etwas wie eine Koexistenz. Sie müssen Verständnis haben, daß wir auch leben wollen. Und wir finden, darüber sollte man sich ruhig unterhalten, von Gentleman zu Gentleman gewissermaßen. Sie brauchen nicht sofort zu unterschreiben, Mr. Duckles. Wir haben bisher niemanden dazu gezwungen, sondern immer den eigenen Entschluß abgewartet. Sie erhalten vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit. Dann legen wir Ihnen den Vertrag vor.«
Er senkte seine Stimme. »Sollten Sie jedoch die Absicht haben, die Polizei zu fragen, werden Sie schwerlich das kommende Weihnachtsfest erleben.«
»Haben Sie wenigstens einen Whisky?« fragte ich und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, »denn Geschäfte dieser Art pflegt man mit Champagner zu begießen. Aber ich wäre mit einem frischen Whisky zufrieden, wenn man mich schon um Amalies Mokka gebracht hat.«
Die Burschen saßen einen Augenblick wie versteinert. Mit soviel Kaltblütigkeit hatten sie nicht gerechnet.
»Wir trinken keinen Alkohol«, sagte Nummer eins, »aber selbstverständlich werden wir für Sie in der Halle servieren lassen. Betrachten Sie sich heute abend als unser Gast, wenn wir selbst auch nicht an der Tafel teilnehmen können.«
»Danke für die Einladung, aber ein Whisky würde mir genügen«, entgegnete ich, »schließlich will ich Sie nicht auf Kosten treiben. Amalie wird Sie eines Tages noch teuer genug zu stehen kommen.«
Wieder warfen sie sich flüchtige Blicke zu. Aber niemand dachte daran, seine Pistole in der Halfter verschwinden zu lassen.
»Das lassen Sie unsere Sorgen sein, Duckles«, sagte der Hagere, »wir sind über alles bestens informiert, über Ihre Familie, Ihr Haus und Ihre Vermögensverhältnisse.«
Ich erschrak eine Spur, ohne mich allerdings zu verraten.
Sollten sich die Burschen ein Paßbild von Duckles besorgt haben? Dann war mein Spiel verloren, ehe es richtig begonnen hatte. Aber ich besaß eine gewisse Ähnlichkeit mit Harry Duckles, und Bilder konnten täuschen.
»Ihr Interesse ehrt mich«, erwiderte ich und langte zum zweitenmal nach der Zigarettenschachtel.
»Wir wissen auch, was Leute in Ihrer Position der Öffentlichkeit schuldig sind«, fuhr der halbverhungerte Bursche fort. Er- gab dem Gangster Nummer drei, der bisher noch nicht den Mund geöffnet hatte, einen Wink.
Der erhob sich, kramte einen Umschlag aus der Tasche und legte ihn vor mich auf den Rauchtisch.
»Die Zeitungen interessieren sich bestimmt für den neuen Besitzer der Beach-Werke«, sagte Gangster Nummer eins. »Das gäbe eine verflucht menschliche Story, wenn diese Bilder von einem treuen Familienvater veröffentlicht würden, der sich schon nach wenigen Stunden in New York mit einem netten Mädchen amüsiert. Das Mädchen hat übrigens nicht den besten Ruf.«
Ich griff nach dem Umschlag und zog drei Bilder heraus. Sie zeigten Amalie und mich in verfänglichen Situationen. Das Girl war auf dem Barhocker so dicht an mich herangerückt, daß man diese Aufnahme für eine Kußszene halten konnte. Die beiden anderen Fotos waren nicht weniger wirkungsvoll. Der Fotograf hatte uns erwischt, als Amalie vom Barhocker in meine Arme rutschte und wie ich das Girl stützte, als wir zur Garderobe gingen. Der Bursche muß eine Geheimkamera benutzt haben, die nicht größer als eine Streichholzschachtel war.
»Na, Mr. Duckles, was glauben Sie, was die Zeitungen uns zahlen, wenn wir ihnen diese Fotos anbieten?« fragte Nummer zwei.
»Es kommt darauf an, ob Sie es gleichzeitig in viele Klatschspalten bringen oder einer Gazette exklusiv anbieten«, sagte ich unbeeindruckt. »Vielleicht können Sie tausend Dollar herausschinden.«
»Sollte das etwa heißen, daß Ihnen nichts an Ihrem guten Ruf liegt?« fragte Nummer eins verblüfft.
»Doch, sogar eine ganze Menge«, entgegnete ich wahrheitsgetreu, »aber diese Art Bilder gehören dazu. Ich bin noch unbekannt in New York, und ich möchte das so schnell wie möglich ändern.«
Jetzt waren sie stumm. Damit hatten sie nicht gerechnet.
»Warum machen Sie soviel Umstände?« sagte ich lächelnd.
»Ich werde mir den Vertrag ansehen und dann entscheiden, ob ich unterschreibe oder nicht.«
»Also wirst du zahlen«, sagte Nummer eins. »Wir lassen dich jetzt allein, damit du darüber nachdenken kannst. Du wirst eine Viertelstunde hier warten, ehe du das Hotel verläßt. Solltest du auf andere Gedanken kommen, könnte es gefährlich werden.«
Der
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