046 - Die Menschenfressende Bestie
Dickicht zu verschwinden
und für eine Zeitlang irgendwo Unterschlupf zu finden, dann hatte er damit sein
Leben schon gerettet. Später dann mußte er weitersehen.
Wenn er sich frei bewegen konnte, dann hieß es, so schnell wie möglich
ins Lager zurückzukehren und sich um das Schicksal Joans zu kümmern. Sie durfte
dem verblendeten Jaipo unter keinen Umständen in die Hände fallen ...
Er hörte das Zischen. Einer der drei warf einen Speer nach ihm.
Geistesgegenwärtig ließ Olding sich auf die Seite fallen. Um Haaresbreite verfehlte
ihn die tödliche Waffe. Wie ein Wiesel war der Weiße wieder auf den Beinen.
Blitzschnell versuchte er an einem Baum vorbeizukommen und sich in die Büsche
zu werfen.
Da bohrte sich etwas glühendheiß in das Fleisch seines Oberarmes.
Barry Olding wurde von der Speerspitze förmlich an den Baumstamm geheftet. Das
warme Blut quoll aus der Wunde und durchnäßte sein aufgeschlitztes Hemd. Dunkle
Kreise flimmerten vor Oldings Augen.
Rasende Schmerzen peinigten seinen Körper. Für Sekunden glaubte
der Amerikaner, das Bewußtsein zu verlieren. Nur übermenschliche Willenskraft
verhinderte das.
Wie durch einen zähen, wallenden Nebel sah er die dunkle, nach
Schweiß riechende Gestalt vor sich auftauchen.
Jaipo!
Der Schwarze grunzte tief und zufrieden. Sein starkes, weißes
Gebiß schimmerte vor dem Gesicht des Amerikaners. Kräftige weiße Zähne - die
Zähne eines Kannibalen. Ihn schauerte, als er daran dachte, daß die Vorfahren
Jaipos in der Tat noch Menschenopfer verspeist hatten. Feindliche Krieger von
benachbarten Stämmen waren im Siegeszug nach Hause geschleppt und dort als
Bratenstücke herumgereicht worden.
War ihm ein gleiches Schicksal beschieden?
Die Rechte Jaipos bewegte sich. Er hielt einen Speer in der Hand
und holte weit aus, um dem verhaßten Weißen die Spitze in die Brust zu stoßen!
●
Genau in diesem Augenblick hörten sie das Geräusch der knatternden
Flügel. Die Luft war erfüllt vom Motorengeräusch eines Helikopters, der wie
eine Riesenlibelle über die aufragenden, dichten Wipfel hinwegraste.
Larry Brent saß hinter dem Steuerknüppel, neben ihm ein
braungebrannter Mann, Richard Gadertz, der Leiter des Special Science Institute
in der Wüste von Nevada.
Gadertz hatte es sich nicht nehmen lassen, X-RAY-3 im Flugzeug
nach Borneo zu begleiten. Er wollte nach den Befürchtungen, die Brent ihm
mitgeteilt hatte, an Ort und Stelle sehen, was es wirklich damit auf sich
hatte.
In Brunei war ihnen aufgrund der Vorarbeiten von X-RAY-1 ein
Hubschrauber zur Verfügung gestellt worden. Dort auch hatte Larry Näheres über
den Marschweg Barry Oldings erfahren. Unter anderem hatte man ihm mitgeteilt,
von welchem Punkt der Insel der letzte Funkspruch der Expedition erfolgt war.
Danach konnte man sich in etwa errechnen, wo die Gruppe jetzt sein mußte.
X RAY-3 steuerte den Hubschrauber ziemlich tief über den Dschungel
hinweg.
Wie ein Loch lag plötzlich die fast kreisrunde Lichtung unter
ihnen.
Menschen - ein Eingeborener, der einen Speer schwang, einen Weißen
damit bedrohte...
Blitzschnell erfaßte Larry die Situation, während der stählerne
Vogel über die Lichtung hinwegraste.
Und ebenso rasch, wie er die Dinge erfaßte, reagierte der
PSA-Agent auch. Er riß den Helikopter herum und drückte das Fluggerät
gleichzeitig tiefer, so daß die Baumwipfel bedrohlich näherkamen.
Die heftig schlagenden Luftschrauben wirbelten Gras und Insekten
in die Höhe. Das kniehoch stehende Gras auf der Lichtung wurde zur Seite
gedrückt. Der Luftdruck trieb die Menschen zurück.
Jaipo wurde wie von einer unsichtbaren Hand auf die Seite
geschoben.
Dennoch stand er dem an den Baumstamm gehefteten Barry Olding so
nahe, daß ein kräftig geführter Stoß mit dem Speer auch jetzt noch tödliche
Gefahr bedeutete. Und Jaipo war trotz des unerwartet aufgetauchten Hubschraubers
bereit, seinem Haß keine Grenzen zu setzen.
Er stemmte sich förmlich gegen den Druck des starken Windes, den
die Luftschrauben erzeugten. Abermals holte er aus. X-RAY-3 erkannte die Gefahr
für den Weißen. Ohne sich lange zu besinnen, handelte er. Wie durch Zauberei
lag die Smith & Wesson Laser in seiner Hand. Larry Brent machte sich nicht
die Mühe, die Tür aufzureißen. Er schoß einfach durch das Glas. Der grelle
Strahl raste lautlos in die Tiefe und schnitt den Speerschaft mittendurch.
Die vordere Hälfte fiel auf den Boden - und den Rest der Stange
hielt der verdutzte Jaipo in der
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