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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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eins, dachte ich verbittert. Und Barbara war ihnen in die Falle gegangen. Natürlich – wie sollte sie auch wissen, daß es eine Falle war!
    Ich resignierte fluchend. Ich hätte sie warnen müssen. Ich unterschätzte Lukard noch immer.
    Wir näherten uns den Außenbezirken der Stadt. Höchstens fünfzehn Minuten noch bis Lukards Klinik, und ich hatte noch nicht den leisesten Schimmer eines Plans.
    Ein großer Gebäudekomplex tauchte zur Rechten auf. Das städtische Krankenhaus. Es war mehr ein Impuls, als eine Überlegung, daß ich in die Auffahrt einbog.
    Lukard reagierte sofort. Das Mädchen fuhr mich an: „Das ist nicht die Klinik. Fahren Sie weiter. Denken Sie an Barbara!“
    Ich hielt direkt vor dem Eingang. Ein Mann im weißen Mantel, vermutlich ein Arzt oder Assistent, stand vor dem Tor und rauchte.
    Ich sprang aus dem Wagen. „Hallo, Sie!“ rief ich und winkte dem Mann. „Können Sie mir helfen?“
    Er war nicht begeistert, aber er kam. Dann sah er verblüfft, wie Sonja mit wutverzerrtem Gesicht aus dem Wagen sprang. Ich bekam sie am Arm zu fassen. Sie schlug nach mir, und bevor ich mich versah, hatte ich ihre Fingernägel im Gesicht. Das brannte wie Feuer und verscheuchte meine Skrupel weitgehend.
    Der Mann im weißen Kittel schien nun auch zu erkennen, wozu ich die Hilfe brauchte. Er packte das Mädchen am anderen Arm, ohne viel zu fragen. Gemeinsam zerrten wir die Widerstrebende ins Innere des Gebäudes. Sonja schien einzusehen, daß ihre Kräfte nicht ausreichten, oder das was von ihr Besitz ergriffen hatte – Lukard. Sie gab plötzlichen ihren Widerstand auf und hing schlaff in unseren Armen. Ihr Gesicht war bleich, ihre Augen weit offen. Hinter einem Schleier von Hilflosigkeit loderte eine fremde Wut.
    „In welche Abteilung wollen Sie sie denn bringen?“ fragte mich mein Helfer.
    „In die neurologische, denke ich.“
    „Dort hinein!“ Er deutete auf den Lift. Das Fräulein an der Rezeption wollte uns aufhalten, aber mein Begleiter winkte ihr beruhigend zu.
    Wir fuhren ein Stockwerk hoch und zogen das willenlose Mädchen mit uns in das Sprechzimmer eines Dr. Barth. Ein beleibter Herr, offenbar freundlich und gemütlich, sah uns erstaunt entgegen.
    „Kollege Fernbach!“ entfuhr es ihm. „Sie sagten, Sie wollten nur schnell eine rauchen gehen!“
    Mein Begleiter zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    Dr. Barth musterte mich und das Mädchen. „Was fehlt ihr?“ fragte er nach einem Augenblick. „Sie macht einen abwesenden Eindruck.“
    Ich nickte. „Hypnose“, erklärte ich noch ein wenig keuchend. „Jemand hat sie in seiner Gewalt, und fragen Sie mich nicht, wie und warum. Können Sie sie davon frei machen?“
    „Das weiß ich nicht“, erwiderte er leicht verärgert. „Ohne genauere Angaben …“
    „Tut mir leid, Doktor“, unterbrach ich ihn. „Das ist eine verdammt lange und unwahrscheinliche Geschichte. Ihre Schwester schwebt in der gleichen Gefahr. Ich darf keine Sekunde verlieren. Ich komme wieder, dann kann ich Ihre Fragen beantworten. Lassen Sie sie nicht fort, was sie Ihnen auch erzählt. Es wäre ihr Tod, wenn es ihr gelänge, hier zu entkommen.“
    „Ist sie krank? Oder was wollen Sie damit sagen, Herr …?“
    „Fuchs“, antwortete ich ihm und zeigte ihm meinen Ausweis. „Ich bin Privatdetektiv. Jemand will sie ermorden.“ Das war zwar nicht ganz die Wahrheit, aber ich sah befriedigt, daß es ihn beeindruckte. Andererseits, bei näherer Betrachtung, war es wohl doch die Wahrheit. Letztlich würden sie Lukards Ungeheuer töten, denn endlos ließ sich diese Blutregeneration kaum hinziehen. Alle diese ahnungslosen Opfer würden früher oder später seine Geschöpfe werden.
    „Wer?“ fragte er.
    Einen Moment war ich versucht, ihn einzuweihen, um irgendeinen Rückhalt zu haben. Dann sagte er nur: „Wenn ich bis zum Morgen nicht zurück bin, verständigen Sie bitte Inspektor Hartwig von der Kriminalpolizei. Können Sie das tun?“
    Beide Ärzte nickten.
    „Kennen Sie Dr. Lukards Klinik?“
    Wieder nickten beide.
    „Dort soll er nach mir suchen.“ Ich öffnete die Tür. „Ach ja, und benachrichtigen Sie heute noch Herrn Rothenberg, den Leiter der Farbchemiewerke. Das Mädchen ist seine Tochter.“
    Dann raste ich die Treppen hinab. Ich nahm mir nicht die Zeit, auf den Lift zu warten. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Vielleicht konnte ich Barbara noch helfen. Möglicherweise hatte sie die Klinik noch gar nicht erreicht – wenn sie aufgehalten worden war!

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