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046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Boot machte wieder Fahrt.
    Sie schaute zurück - Cynthia schwamm jetzt. Sie erinnerte sich daran, daß Arthur ihr erzählt hatte, daß seine Frau wie ein Fisch schwimmen könne. Sie zog nun mit den Händen das seidene Tuch weg, das ihren Mund bedeckte, und atmete erleichtert in der kühlen Nachtluft auf. Sie zitterte an allen Gliedern, und ihr Kopf schmerzte. Zuerst mußte sie nun die schrecklichen Eisen von den Füßen entfernen. Sie setzte sich nieder und löste die Knoten mit den Fingern. Schließlich gelang es ihr, sich von den Gewichten zu befreien, aber ihre Hände waren noch gefesselt. Sie ließ den Motor mit voller Geschwindigkeit laufen. In einem der Fächer unter den Sitzen befand sich ein kleiner Kasten mit Geschirr, Bestecken und Tischzeug. Sie riß das Fach auf und fand ein Messer. Dann setzte sie sich auf den Boden, hielt das Messer mit den Füßen fest und sägte so den seidenen Strick durch.
    Als sie zum Steuer zurückging, war ihr erster Gedanke, die gräßlichen Eisen über Bord zu werfen, und sie fühlte sich erleichtert, als sie im Wasser versanken. Cynthia konnte sie nicht mehr sehen, als sie nach der Küste zurückblickte.
    Wohin kam sie? Aber sie fuhr in das offene Meer hinaus, ohne an Gefahr zu denken. Die große Gefahr lag ja nun hinter ihr. Sie wollte nur fort, weit fort!
    Vielleicht konnte sie um Portland Hill herumfahren. Weyrnouth lag dort an der Küste, weit von Borcombe entfernt. Dieser Gedanke tröstete sie.
    Sie hatte ihre Gedanken wieder gesammelt und durchsuchte nun das Boot nach Vorräten. Sie fand, daß genügend Benzin im Tank war, um einen ganzen Tag lang fahren zu können. Nahrungsmittel waren freilich nicht zu entdecken. Aber sie war ja so nahe am Lande, daß sie sich darüber keine Sorgen machte. Sie vermutete, daß es etwa elf Uhr war. Bei Tagesanbruch konnte sie in Weymouth eintreffen. Bis Mitternacht fühlte sie sich gar nicht müde, aber dann kam die Reaktion in Gestalt einer überwältigenden Erschöpfung, und sie konnte kaum noch die Augen aufhalten. Aber plötzlich wurde sie wieder ganz wach, als sie sah, daß sie sich in einer dichten Nebelbank befand.
    Wieder durchsuchte sie das Boot, diesmal nach einem Kompaß, aber es war keiner vorhanden. Das beste wäre gewesen, wenn sie gestoppt und Anker geworfen hätte, bis der Nebel sich verzogen hatte. Bevor sie in den Nebel eintauchte, hatte sie jedoch gerade noch gesehen, daß sie etwa auf der Höhe des Leuchtturms von Portland war. Da schien es ihr ziemlich einfach, an der Küste entlangzufahren; sie brauchte ja nur auf die Brandung zu lauschen. Sie brachte den Motor auf halbe Geschwindigkeit und fuhr weiter.
    Als sie aus der Nebelbank herauskam, war aber kein Land mehr zu sehen. Am östlichen Himmel dämmerte es schon. Direkt rechts vor sich sah sie ein großes Schiff, das anscheinend auch aus einer der Nebelbänke herausgekommen war, die die Schiffahrt im Kanal im Sommer so stark behindern. Ihr Herz schlug schneller, denn sie fühlte, daß sie auf diesem Schiff in Sicherheit sein würde. Sie erhob sich und rief aus vollen Kräften.
    Sie hörte eine Stimme auf der Kommandobrücke und wurde dann von einem Scheinwerfer geblendet, der das kleine Motorboot mit seinen grellen weißen Strahlen überflutete.
    »Kommen Sie hinterschiffs an das Fallreep heran!« wurde ihr durch ein Sprachrohr zugerufen.
    Sie brachte den Motor auf volle Fahrt und hielt auf das Schiff zu. Einige Minuten später legte sie neben einem schnell heruntergelassenen Fallreep an, und ein Matrose zog sie auf die kleine Plattform am Fuß der Treppe.
    »Bringen Sie die Frau an Bord, aber stoßen Sie das Boot wieder in See!« wurde von oben heruntergerufen.
    Penelope war halb ohnmächtig, als sie sah, daß der Matrose das Motorboot mit einem Fußtritt wieder ins Meer hinausdirigierte. Ihre Knie zitterten, als sie an Deck geführt wurde. Im Schein einer Lampe stand ein Mann vor ihr. Er war ungewöhnlich groß und trug einen dunkelvioletten Pyjama.
    »Was ist denn los?« rief er.
    Plötzlich erkannte Penelope ihn wieder.
    »Ach, Mr. Orford«, rief sie und fiel schluchzend an seine Brust.
    »Unglaublich!« murrte James Xenocrates Orford. »Zum Donnerwetter, was haben Sie denn auf meinem schönen Schiff zu suchen?«

8
    Als Penelope am nächsten Morgen erwachte, lag sie in einer großen, luftigen, schön eingerichteten Kabine. Die Vorhänge waren aus schwerer blauer Seide, und das Bett, auf dem sie ruhte, schien aus Silber zu sein. Auf dem Fußboden lag ein

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