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046 - Viva Las Vegas!

046 - Viva Las Vegas!

Titel: 046 - Viva Las Vegas! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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hier blieben, vor Augen führte.
    Sie standen auf einer Art breitem Sims, einer Rampe. Tief unter ihnen floss Wasser zwischen steil aufragenden rotbraunen Felswänden entlang und irgendwohin zum Ende dieses Canyons.
    Linker Hand stieg eine graue Mauer in leichtem Schwung gen Himmel, in den sie tatsächlich hinein zu reichen schien, genau wie die Felsenwände. Sicher, eine Täuschung, dessen war sich Aruula natürlich bewusst. Aber von ihrer Warte aus am Grunde dieser Schlucht wirkte es nun einmal so. Die tatsächliche Höhe war schwer zu schätzen; zwei Speerwürfe, eher wohl drei.
    »Ein paar von uns«, ließ sich Ezekiel nach einer Weile vernehmen, »könnten den Aufstieg vielleicht schaffen, die meisten jedoch nicht. Und selbst wenn - was brächte es uns? Wo sollten wir hin? Im weiten Umkreis ist Vegas die einzige Stadt, und dort würde man uns umbringen. Und für einen weiteren Marsch fehlt es uns an Kräften, Proviant und - na, an einfach allem eben.« Er lächelte im Angesicht des Elends, vor dem er und seine Freunde standen.
    Aruula erwiderte es. Nicht aus demselben Grund, sondern weil Ezekiel ein erstaunlicher Mann war. Einer, den das Schicksal mit aller Härte geschlagen hatte, ohne ihn brechen zu können.
    Sie wusste nicht, ob sie so stark hätte sein können. Wahrscheinlich nicht…
    »Wie habt ihr mich gefunden?«, fragte sie schließlich.
    Ezekiel wies die graue Mauer hinauf.
    »Droben, auf der anderen Seite. Einige von uns wagen sich ab und zu hinaus, zur Jagd. Von den Pilzen und Flechten, die wir ansonsten ernten, könnten wir allein nicht überleben.«
    »Ich danke dir und deinen Freunden für meine Rettung und alles, was ihr für mich getan habt. Von ganzem Herzen«, sagte Aruula, legte ihre Arme um die schmalen Schultern des Blinden und küsste ihn auf die Wange.
    »Mmmh«, machte Ezekiel, die Nase in ihrem schwarzen Haar. »Du riechst nach -«
    Jetzt lachte Aruula. »Nach ›Tagelang-nicht-gewaschen‹?«
    Ezekiel schüttelte den Kopf, lachte nicht, sondern sagte ernst: »Nein. Nach Freiheit. Nach… der ganzen Welt.«
    Aruula verging das Lachen. Sie verstand, ohne dass Ezekiel mehr sagen musste. »Ich wünschte, ich könnte euch helfen, aber…« Sie zuckte ratlos die Achseln.
    Ezekiel winkte ab und fand sein Lächeln wieder. »Wer könnte uns schon helfen? Und wie vor allem?«
    »Aber«, wunderte sich Aruula, »glaubt ihr denn nicht an Rettung? Ihr habt mich für einen Eynshel gehalten, oder? Das heißt doch, dass ihr darauf hofft.«
    »Das ist eine Geschichte, die ich ihnen erzähle«, sagte Ezekiel mit »Blick« auf den Zugang zu dem unterirdischen Reich, in das man sie verdammt hatte, »mehr nicht. Damit halte ich ihre Hoffnung wach, ihren Lebensmut. Mehr kann ich leider nicht tun.«
    »Das ist schon sehr viel«, meinte Aruula.
    »Ich wünschte, ich könnte mehr tun - dafür Sorge tragen zum Beispiel, dass niemandem mehr widerfährt, was uns passiert ist. - Die Menschen, die du in der › Halle des Heilens ‹ gesehen hast, sind alle in den vergangenen«, er hob die Schultern, als fehle ihm jedes Gefühl für die Zeit und damit die Möglichkeit, ihr Verstreichen abzuschätzen, »zehn Tagen etwa hierher gebracht worden. Die Hälfte wird wohl sterben, so ist es immer. Die eine Hälfte kommt durch, die andere kommt um. Und manchmal weiß ich nicht, welche wohl die glücklichere Hälfte ist…«
    »Man bringt sie hierher?«, hakte Aruula nach.
    Ezekiel nickte und wies blind die Felsenschlucht mit ihrem schmalen Wasserlauf entlang. »Ein Stück weiter vorn werden sie von Karren geladen. Manchmal bringen die Kutscher ein paar Lebensmittel mit und sonstige Almosen - Kleider, Arzneien… Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.«
    »Was geschieht eigentlich mit… nun ja, mit den Teilen, die die Menschen in dem Großen Spiel verlieren?«, stellte Aruula eine Frage, die sie die ganze Zeit über schon beschäftigte - auch wenn sie nicht sicher war, ob sie die Antwort wirklich wissen wollte.
    Sie hatte Glück - Ezekiel wusste nämlich keine. Jedenfalls keine, von der er mit Bestimmtheit hätte sagen können, dass sie den Tatsachen entsprach. »Niemand weiß es. Die Vermutungen sind weit gestreut: Die einen glauben, der Don und seine Schergen würden die Körperteile den Göttern oder Dämonen opfern, andere wiederum meinen, sie würden sie essen -und manche sind der Ansicht, dass die eine Möglichkeit die andere nicht ausschließt.«
    Aruula sah eine Weile schweigend die Schlucht entlang. »Glaubst du,

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