046 - Viva Las Vegas!
sich.«
»Wie gesagt, ich bin kein Mann weitschweifiger Worte.«
»Aber Sie sind doch sicher auch ein hungriger Mann, oder? Zumindest diese menschliche Schwäche werden Sie sich doch gönnen.« Der Don lächelte einnehmend.
»Ich muss gestehen, dass die Verpflegung auf meiner weiten Reise zu wünschen übrig ließ, obwohl ich ganz gewiss ein genügsamer Mensch bin - in dieser Hinsicht.«
»Wunderbar!«, rief der Don aus und klatschte in die Hände. »Dann lassen Sie uns beim Essen über die Einzelheiten reden.«
Drei Diener fuhren Speis und Trank auf, genug für eine mehrköpfige Familie - für mehrere Tage…
»Greifen Sie zu, General!«, forderte der Gudfadda seinen weit gereisten Gast auf und wies auf die lange Tafel, die hereingefahren worden war. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran, hob eine der silbernen Warmhaltehauben hoch - und fluchte!
Weit aufgerissene Augen starrten ihn aus einem bronzegetönten Gesicht unter blondem Haar an.
»Ziggy?!«
Der abgetrennte Kopf seines Schergen stand aufrecht im angetrockneten Blut, und wer dafür auch verantwortlich war, er war nicht einmal davor zurückgeschreckt, dem Toten einen Apfel in den Mund zu stecken…!
Damit des Aufruhrs noch nicht genug, wankte von draußen jemand gegen die Tür, stieß sie halb auf und stöhnte: »Don…?«
Troys zerschundenes Gesicht erschien im Türspalt. Er sah Ziggys Kopf - und übergab sich in so hohem Bogen, dass er die Stiefelspitzen des Generals nur um ein Haar verfehlte.
***
»Matthew Drax?«, fragte Aruula.
»Stand da wirklich ›Matthew Drax‹?«
Benson deutete ein unsicheres Nicken an.
»Ja. Das heißt, ich glaube schon… Ich… na ja, Lesen ist nicht meine Stärke. Tut mir Leid…«
Er lächelte verschämt. »Aber ›Drax‹… da bin ich mir sicher, das hab ich gesehen…«
Aruula nickte. Obwohl sie nicht recht verstand, was das alles zu bedeuten hatte.
Die Situation, die dieser Benson geschildert hatte und in der er angeblich auf den Namen Drax gestoßen war, passte einerseits zu Maddrax: Benson hatte - seine Beweggründe waren in diesem Zusammenhang zweitrangig - ein Attentat auf den Gudfadda von Vegas verüben wollen. Irgendwie war ein Mann darauf aufmerksam geworden und hatte es vereitelt, indem er Benson zu Boden gestoßen hatte. In dem kurzen Ringen, das darauf folgte, hatte Benson auf einem Brustschild des blonden Mannes die Buchstaben »DRAX« gelesen.
Maddrax trug noch immer seine Pilotenmontur samt des mittlerweile stark verblichenen Namensschildes auf der Brust, das ihn als Commander Matthew Drax auswies. So weit also, befand Aruula, konnte stimmen, was Benson erzählt hatte.
Andererseits aber passte nichts zusammen ! Wenn Maddrax in Vegas war, dann musste er den Absturz des Gleiters einigermaßen unbeschadet überstanden haben. Das allein würde einem Wunder gleichkommen, aber Aruula hatte selbst schon genug erlebt, was anderen wie ein Wunder erschienen wäre. Diesen Punkt also konnte sie akzeptieren.
Für einen anderen galt das nicht: Wenn Maddrax nichts passiert war - weshalb hatte er sich dann ohne sie auf den Weg gemacht?! Denn das musste er wohl getan haben; einen anderen Schluss gab es nicht. Immerhin war er schon verschwunden gewesen, als Ezekiels Freunde sie gefunden hatten. Demnach hatte Maddrax sie also liegen lassen und war allein weitergezogen. Und das passte nun überhaupt nicht zu ihm!
Wie Aruula es auch drehte und wendete, es ergab keinen Sinn. Und es blieb nur ein Weg, um herauszufinden, was hinter all dem steckte.
»Ich muss nach Vegas«, sagte Aruula. »Nur dort finde ich Antworten.« Sie warf Ezekiel einen Blick zu. Er nickte ins Leere und erhob sich.
Aruula wollte ebenfalls aufstehen, doch Bensons kraftlose Stimme hielt sie zurück.
»Wenn du in Vegas… meinen Kumpel treffen solltest… Hedge, ein kleiner Dicker… dann sag ihm, dass… dass es mir Leid tut, ja? Dass ich ein Idiot war… und dass es mir Leid tut.«
Aruula nickte. Sie verkniff sich zu sagen, dass es höchst unwahrscheinlich war, einen bestimmten Menschen unter den vielen Tausenden zu treffen. Bei all dem Leid dieses Mannes wollte sie ihm zumindest diese Hoffnung nicht rauben.
»Schon gut«, antwortete sie stattdessen und strich sanft über Bensons Haar. »Ich sag's ihm.« Benson lächelte, und als der Pfleger ihn zurücksinken ließ, schlief er fast augenblicklich wieder ein.
»Er wird nicht überleben. Er hat zu viel Blut verloren«, sagte Ezekiel auf dem Weg hinaus, mit einer Geste nach hinten,
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