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046 - Viva Las Vegas!

046 - Viva Las Vegas!

Titel: 046 - Viva Las Vegas! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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mehr noch als Ezekiel ein Bild des Jammers und Grausens boten.
    Einige hatte, wie Ezekiel, ihre Augen verloren - andere aber noch mehr: Hände, Füße, Arme, Beine… andere wieder sahen aus, als seien sie gehäutet worden, teilweise jedenfalls. Rohes, teils vernarbtes, teils schwärendes feuchtes Fleisch hatte die fehlende Haut unvollkommen »ersetzt«.
    Angesichts dieser bedauernswerten Geschöpfe konnte man sich im finsteren Reich eines menschenverachtenden Dämons wähnen.
    Zu ihrer Überraschung und mehr noch zu ihrem Entsetzen musste Aruula jedoch erfahren, dass es weder Zaubermächte noch Wesen der Tiefe gewesen waren, die für diese Schändungen verantwortlich waren. Nein, Menschen hatten es getan; taten es noch. Und bewiesen damit einmal mehr, was Aruula viel zu oft mit eigenen Augen hatte ansehen müssen: dass die menschliche Rasse unbarmherziger und grausamer sein konnte als jede andere Kreatur dieser Welt…
    »Wir sind die Ausgestoßenen von Vegas«, hatte Ezekiel ihr anfangs erklärt, »die Verlierer - die Verdammten. Darum wohl heißt dieser Ort auch«, er hatte eine allumfassende Geste gemacht, »der Dam, immer schon.«
    Damit mochte er nicht ganz richtig liegen. Aruula hatte sich erinnert, was Maddrax ihr über einen Ort namens Hoover-Damm erzählt hatte, kurz vor dem Absturz. Ein Teil des damaligen Namen schien die Zeiten überdauert zu haben, und dass er jetzt sozusagen passte wie die Faust aufs Auge, war wohl nur ein Zufall - vielleicht aber auch eine schicksalhafte Fügung.
    Dass ihr eigenes Hiersein keine solche Fügung war, hatte Aruula Ezekiel und den anderen, die sich um sie geschart hatten - einige zu scheu, um ganz ans Licht zu kommen -, erstaunlich schnell klar machen können. Die Hoffnung, die sie daraufhin aus manchen der teils entstellten Gesichter hatte schwinden sehen, brach ihr beinah das Herz, und sie wünschte, sie hätte diese Menschen in ihrem Glauben gelassen - was oder wem hätte es schon geschadet?
    Vielleicht ihr selbst.
    Aruula wäre nicht wohl gewesen, wenn diese Menschen etwas in ihr gesehen hätten, das sie nicht war - eine Sendbotin der Götter, eine Erlöserin, ein… Eynshel, wie sie es genannt hatten.
    In der Hinsicht erging es ihr wie seinerzeit Maddrax, als der in seinem blauen Feuervogel - von dem sie heute wusste, dass er eine Maschine war, ein Flugzeug - in der Nähe des Stammes gelandet war, zu dem Aruula damals gehört hatte. Sie und die anderen hatten in Maddrax einen Gott gesehen, und er hatte alles daran gesetzt, diesen Irrtum aufzuklären.
    Dass Aruula sich nicht als »Überwesen« feiern lassen wollte, hieß allerdings nicht, dass sie nicht willens war, diesen Menschen zu helfen.
    In diesem Punkt wiederum unterschied sie sich von Maddrax: Er ging drohenden Problemen gern aus dem Weg, wenn es sich einrichten ließ, und stellte seine eigenen Ziele vornan. Bisweilen war es dann Aruula, die ihn doch dazu bewegte, sich für die Schwachen stark zu machen.
    Vielleicht, dachte sie nebenher, hatten die Götter sie ja gerade deshalb ihm zur Seite gestellt.
    Ihr selbst jedenfalls lag es im Blut, anderen zu helfen. Warum, wusste sie nicht. Es war eben Teil ihrer Natur, so wie Maddrax Teil ihres Selbst war…
    ... oder gewesen war?
    Tatsache schien immerhin zu sein, dass Maddrax verschwunden war.
    Ezekiel, beziehungsweise einer seiner Leidensgenossen hatte sie draußen in einem der kleinen Tümpel gefunden. Entdeckt hatten sie auch den zerstörten Fluggleiter - den sie
    »Himmelswagen« nannten -, aber sonst niemanden.
    Keine Spur von Maddrax.
    Aber, und das immerhin war in dieser Situation vielleicht als gute Nachricht zu werten, auch keine Leiche und kein menschliches Skelett. Mehr wäre nämlich von einem Toten ohnehin nicht übrig geblieben, wie Aruula inzwischen erfahren hatte: Die Zwerg- Frekkeuscher, die sie im Flug angegriffen hatten (»Heuschrecken« hatte Maddrax sie genannt), waren Aasfresser - und bisweilen
    »erschufen« sie sich dieses Aas selbst aus zunächst noch lebender Beute, die sie erst dann verzehrten, wenn sie sie erstickt hatten.
    Jetzt war Ezekiel dabei, von der Stadt Vegas zu erzählen. Aruula erinnerte sich, dass auch Maddrax sie erwähnt hatte, bevor der Heuschreckenschwarm über sie hergefallen war.
    Der blinde Ezekiel erwies sich als Meister im Erzählen. Lebendig und anschaulich war jedes Bild, das er mit Worten zeichnete, und Aruula meinte fast selbst schon in diesem Vegas gewesen zu sein, so plastisch war seine Geschichte, die wie ein

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