046 - Viva Las Vegas!
diese Kutscher würden mich mitnehmen und in die Stadt schmuggeln?«, fragte sie schließlich, ohne Ezekiel anzusehen, immer noch in die Ferne schauend, als sähe sie dort etwas, das nur ihrem Blick bestimmt war. Aber was es auch war, es legte den Ausdruck grimmiger Entschlossenheit in ihre schönen Züge.
»- um dich dann an den Don zu ver- schachern oder an sonst jemanden?«, fragte Ezekiel zurück. »Gewiss glaube ich das. Ich wüsste nur nicht, weshalb du dich darauf einlassen solltest. Unser Schicksal sollte dir eigentlich Warnung genug sein und dich einen weiten Bogen um Vegas machen lassen.«
»Vielleicht ist es mein Schicksal, in die Stadt zu gehen.«
»Und was hast du dort vor - gesetzt den Fall, du kämst hinein?«
Aruula zuckte die Achseln. »Vielleicht würde ich versuchen, selbst ein bisschen Schicksal zu spielen - und diesem Don zeigen, wie es ist, wenn einem die Haut abgezogen wird oder die Augen ausgestochen werden.«
Ezekiel nickte, lächelte wieder, nicht warm oder freundlich diesmal, sondern in ähnlicher Weise grimmig wie Aruulas Miene war.
»Vielleicht«, sagte er, »ist meine Geschichte vom Eynshel ja doch mehr als nur eine Geschichte.«
»Vielleicht…«, meinte Aruula.
»Komm.« Ezekiel gab ihr einen Wink. »Ich kenne einen Weg in die Stadt. Aber erst muss ich dir noch deine Waffen zurückgeben.«
»Meine Waffen?«, fragte Aruula, verdutzt, dass Ezekiel in der Mehrzahl davon sprach. Sie hatte doch nur ihr Schwert bei sich gehabt!
***
»Nun, ich nehme jedenfalls an, dass es sich dabei um eine Waffe handelt«, sagte Ezekiel wenig später in einem der kühlen Räume unter Tonnen von Fels. Und damit reichte er Aruula - »Maddrax' Driller?!«, entfuhr es ihr beim Anblick der Schusswaffe aus dem Arsenal des Weltrats, die ihr Gefährte schon längere Zeit benutzte.
»Driller?«, echote Ezekiel. »Ein seltsamer Name für eine Waffe…«
»Ein Glück, dass ihr ihn nicht ausprobiert habt«, sagte Aruula. »Der Driller ist gefährlich. Er verschießt nicht einfach nur Geschosse - nein, sie explodieren dann auch noch!«
»Typisch menschliche Erfindung, wie?«, meinte Ezekiel. »Je brutaler und grausamer, desto besser.«
Aruula nickte nur und verstaute den Driller sorgsam in einer Tasche, nachdem sie sich ihr Schwert auf den Rücken geschnallt hatte.
Die ganze Angelegenheit wurde immer merkwürdiger: Wo steckte Maddrax? Warum hatte er, wo immer es ihn auch hin verschlagen hatte, seine Waffe nicht mitgenommen?
Es war müßig, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Sie würde keine Antworten finden, wenn sie hier herumstand und grübelte.
»Wo ist nun dieser Weg in die Stadt, den du mir zeigen wolltest?«, fragte sie stattdessen.
Ezekiel legte den Finger auf die Lippen. Nicht so laut , sollte das heißen und vielleicht auch: Nicht hier.
Wiederum bedeutete er Aruula, ihm zu folgen. Doch weit kamen sie nicht. Hinter ihnen rief jemand ihre Namen. Dumpf hallten die Rufe zwischen den Wänden hin und her und durch die Stollen. Dann kamen hastige Schritte näher, und schließlich stand ein keuchendes Geschöpf vor ihnen, das Aruula ergt auf den zweiten Blick als Mädchen zu identifizieren vermochte, weil es… nun, im Grunde kein Gesicht mehr hatte.
»Was ist los, Hedder?«, fragte Ezekiel. Hedder rang um Atem und deutete auf Aruula.
»Du… Aruula… der Mann…«
»Ganz ruhig«, sagte Aruula, beugte sich vor und fasste das Mädchen bei den Schultern.
»Der Mann, den du suchst, der… der mit dir vom Himmel gefallen sein soll…«
»Maddrax?« Aruula war alarmiert. Ihr Griff um Hedders Schultern wurde etwas fester.
»Was ist mit ihm?«
Hedder zuckte die Achseln und streifte Aruulas Hände damit ab. »Ich… weiß nicht.« Sie keuchte immer noch von der Anstrengung des Laufens. »Aber sein Name… Da ist jemand, der… ihn kennt.«
»Jemand von euch kennt den Namen Maddrax?«, vergewisserte sich Aruula.
Hedder nickte. »So… ungefähr.«
»Bring mich zu ihm. Bitte. Schnell.«
Und ohne lange zu fackeln, nahm sie Hedder auf die Arme, lief los und ließ sich von ihr die Richtung sagen. Ezekiel folgte ihnen mit traumwandlerischer Sicherheit.
»In die Halle des Heilens«, sagte Hedder.
»Da lang. - Und dort um die Ecke…«
Und schließlich langten sie in dem Raum an, in dem Aruula vor Stünden erwacht war.
Es hatte sich nichts geändert. Immer noch lagen die »Patienten« stöhnend auf ihren Lagern. Nur einer hatte sich ein wenig aufgerichtet. Das hieß, eine neben ihm kniende zweite
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