046 - Xendarro, der Vampir
Bett. Garcia zog sofort die Beine an und stieß sie dem Monster in die Knochenvisage. Der Schneider flog zurück und gegen die Wand.
Garcia griff nach einem Kopfkissen, riß es mit beiden Händen hoch und begrub darin den grauenerregenden Totenschädel. Dann drehte er sich mit dem Zombie und warf ihn neben sich auf das Bett.
Er packte die Nachttischlampe und schlug damit auf den blanken Schädel ein, sobald Valdenebro das Kissen zur Seite geschleudert hatte.
Er hoffte, damit irgendeine Wirkung zu erzielen. Die Glühbirne zerplatzte mit einem dumpfen Laut, Glassplitter fielen in die leeren Augenhöhlen, aber kampfunfähig war der Schneider immer noch nicht.
Sein Knie zuckte hoch, Miguel Garcia brüllte auf, japste nach Luft und fiel mit offenem Mund auf das Laken. Sofort war Valdenebro über ihm, griff mit beiden Händen nach seinem Genick und preßte ihn so tief in die Matratze hinein, daß ihm die Luft wegblieb.
Eine furchtbare Angst wühlte sich durch sein Hirn und machte ihm klar, daß er diesen Kampf verloren hatte…
***
»Das ist das Haus«, sagte Don Pedro, und auf den kleinen Wagen weisend, der vor dem Gebäude stand, fügte er hinzu: »Der gehört Miguel Garcia. Cipriano Valdenebro hätte ihm einen Anzug nähen sollen.«
In diesem Moment alarmierte uns das Brüllen eines Menschen, der sich mit Sicherheit in Lebensgefahr befand. Ich konnte mir vorstellen, was sich im Haus des Schneiders abspielte.
Miguel Garcia mußte auf Valdenebro getroffen sein!
Ich wandte mich an den spanischen Priester. »Besser, Sie betreten das Haus nicht, Don Pedro.«
»In Ordnung, Tony.«
Pater Severin war nicht zu halten. Ein Mensch hatte in höchster Not geschrien, und darauf reagierte Severin wie ein geölter Blitz. Er hämmerte mit der Schulter die Haustür auf, blickte sich suchend um, hörte den Kampflärm, der aus dem Schlafzimmer des Schneiders drang, und war bereits auf dem Weg dorthin.
Ich folgte dem Mann in der schwarzen Soutane. Pater Severin verblüffte mich immer wieder mit seiner Schnelligkeit, die man ihm aufgrund seiner eher schlaksigen Art nicht zutraute.
Auch die Schlafzimmertür flog zur Seite, und dann trat Severins Kampfstab in Aktion.
Laut krachte das harte Holz auf die bleiche Schädeldecke des Totenkopf-Zombies, und abermals schlug Pater Severin zu.
Inzwischen erholte sich Miguel Garcia von seinem Schock. Er rollte zur Seite, fiel vom Bett und sprang auf. Als er mich mit dem Colt Diamondback in der Faust in der Tür stehen sah, starrte er mich groß an.
Ich schickte ihn zu Pater Pedro hinaus und wollte endlich zum Schuß kommen, doch der wild kämpfende Priester befand sich ständig zwischen dem Zombie und meiner Waffe.
Cipriano Valdenebro packte den Kampfstock meines Freundes und ließ ihn nicht mehr los. Ein heftiges Ringen folgte. Der dämonische Schneider preßte Pater Severin gegen die Wand und drückte ihm den Stock waagerecht gegen den Hals. Er entwickelte dabei enorme Kräfte, und es sah für einige Augenblicke nicht gut für den kampfstarken Pfarrer aus.
Aber dann befreite sich Pater Severin, zog den Stock nach unten, dann gleich wieder hoch, drehte sich blitzartig, beugte sich nach vorn und warf Cipriano Valdenebro über seinen Rücken in hohem Bogen auf das Bett.
»Tony!« schrie er dabei.
Und ich wartete mit der Waffe im Anschlag, bis das Monster landete. Als sich sein Körper in die Matratze grub, ließ Pater Severin den Stock los und sprang zurück.
Alles andere überließ er mir, und ich wußte, was zu tun war.
Sobald keine Gefahr mehr bestand, daß ich meinen Freund verletzte, drückte ich ab.
Zwei Kugeln jagte ich durch den Lauf. Vielleicht hätte eine gereicht, aber ich wollte ganz sicher gehen, daß dieses Monster sich nicht mehr vom Bett erhob.
Geweihtes Silber riß den skelettierten Schädel zur Seite, die Finger des dämonischen Schneiders öffneten sich, und Pater Severins Kampfstab fiel zu Boden.
Cipriano Valdenebros schwarzes Leben hatte zum Glück nicht lange gewährt und – wie es aussah – auch noch keine Opfer gefordert, aber ein Grund zur Freude war das nicht, denn Magos Schergen konnten jederzeit wieder so ein gefährliches Monster erschaffen.
***
Der Tote erwachte, als die Dämmerung einsetzte.
Juan Guevara hieß er, und er verwaltete die maurische Villa des spanischen Fernsehstars Paco Santana, der dieses traumhaft schöne Gebäude, das umgeben war von üppiger Natur, als häufig frequentiertes Liebesnest benutzte.
Santana kam sehr oft hierher.
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