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046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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nicht kommen gehört hatte, zur Seite stoßen und in die Villa rennen, doch als er sich auf den Fremden zubewegte, streckte dieser ihn mit einem Faustschlag nieder.
    Blut schoß aus Guevaras Nase.
    Blut!
    Als der Unbekannte das sah, riß er seinen Mund weit auf, und Guevara sah die langen Eckzähne. Da wußte er, daß er es mit einem Vampir zu tun hatte.
    Panik befiel ihn, er kämpfte sich hoch, wich dem Schattenwesen aus und stürmte an ihm vorbei. Aber Xendarro hatte in dieser Nacht schon auf Carmen Salguero verzichten müssen, er wollte nicht auch von hier unverrichteter Dinge fortgehen.
    Fauchend warf er sich auf den Verwalter, seine Finger krallten sich in den seidigen Stoff des Schlafrocks, und Juan Guevara zerrte den Vampir buchstäblich mit ins Haus. Er wollte den Gewehrständer erreichen.
    Doch Xendarro riß ihn nieder. Der Verwalter wehrte sich verzweifelt. Wild schlug er um sich, seine Fäuste trafen immer wieder das verzerrte Gesicht des Vampirs.
    Es nützte nichts, seine Gegenwehr erlahmte, er vermochte Xendarro nicht mehr von sich zu stoßen. Immer besser bekam ihn der Blutsauger in den Griff; er spürte schon seinen Mund an seinem Hals.
    Entsetzt drehte er den Kopf hin und her, während er begriff, daß er verloren war.
    Sein Herz raste.
    Und dann kam der Biß…
    Guevara erinnerte sich, daß in diesem Augenblick sein Widerstand völlig zusammenbrach. Er bekam alles ganz genau mit, das lange, lange Sterben.
    Immer matter wurde er, und die Blutleere in seinem Kopf nahm zu. Als ihm schwarz vor den Augen wurde, kam das Vergessen – und schließlich der Tod…
    Ein Tod, der nichts Endgültiges an sich hatte. Ein Tod, aus dem es ein Erwachen zu einem neuen, unseligen Leben gab. Ein Tod, der ihn verwandelt hatte. Und ein Tod, der ihm – so paradox es auch klingen mag – ewiges Leben bescherte.
    Ein Leben, für das menschliche Regeln keine Gültigkeit mehr hatten. Es gab neue Gesetze für Juan Guevara, nach denen er sich richten mußte.
    Eine Umkehr hatte stattgefunden – aus Gut war Böse geworden, und Guevara würde von nun an am Tag schlafen und sich nachts auf Jagd begeben.
    Er trug die Hölle in sich und mußte töten, um zu leben. Er würde den Vampirkeim weitergeben. Die schreckliche Seuche würde rasch um sich greifen, und bald würde Granadell ein Dorf von Vampiren sein.
    Dann würden sie sich zusammenschließen und aus Granadell eine tödliche Vampirfalle machen, und ihre Opfer würden den unseligen Keim mitnehmen und weitertragen – hinein nach Barcelona…
    Diese Vision ließ Juan Guevara grinsen. Er konnte gelassen in die Zukunft blicken, denn ihm konnte nichts mehr passieren. Ihm war es heute unverständlich, daß er sich gestern so verzweifelt gegen den Tod gewehrt hatte.
    Es hatte ihm nichts Besseres widerfahren können. Sein neues Dasein brachte ihm nur Vorteile. Wenn er sich vor Sonnenlicht, fließendem Wasser, geweihten Kreuzen und noch einigen anderen Dingen in acht nahm, konnte er viele hundert Jahre alt werden, ja ewig leben!
    Er würde leben, solange es Blut gab…
    Der Verwalter ging durch die geräumige Halle der Villa. Er war ruhelos und faßte den Entschluß, das Haus zu verlassen und nach Granadell aufzubrechen.
    Er brauchte ein Opfer.
    Als er das Tor erreichte, vernahm er das Hupen eines Wagens und zuckte zusammen. Er hörte das schrille, übermütige Lachen eines Mädchens, und ein grausames Grinsen huschte über sein Gesicht.
    Er brauchte nicht einmal auf Jagd zu gehen. Die Opfer kamen zu ihm…
    ***
    Pater Severin stützte sich auf seinen Stock und betrachtete das Wesen, dessen schwarzes Leben ich zerstört hatte. »Was soll mit ihm geschehen?«
    »Er ist jetzt ungefährlich«, sagte ich.
    »Aber er kann nicht hier liegenbleiben.«
    »Don Pedro soll veranlassen, daß man ihn abholt. Aber es sollten verschwiegene Männer sein, die ihn in einem geschlossenen Sarg forttragen, denn wenn im Dorf eine Panik ausbricht, wird unsere Arbeit zu einem Hindernislauf. Auch Miguel Garcia muß schweigen.«
    »Du kannst den beiden selbst sagen, was du auf dem Herzen hast«, meinte Pater Severin.
    Ich nickte und begab mich nach draußen, wo Don Pedro und Miguel Garcia standen. Der junge Mann mit dem schwarzen Kraushaar zitterte immer noch.
    Er lehnte an seinem kleinen, rostigen Wagen und konnte den Horror, der ihn um ein Haar das Leben gekostet hatte, immer noch nicht fassen.
    Pater Pedro redete beruhigend auf ihn ein, während Garcia mit zitternder Hand immer wieder eine Zigarette an die

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