046 - Xendarro, der Vampir
tun?«
»Mehrmals bereits«, sagte ich grimmig.
»Was sind das für Wesen?«
»Haben Sie schon mal von Mago, dem Schwarzmagier, gehört?«
»Nein, wer ist das?«
»Er ist der Jäger der abtrünnigen Hexen, und die Wesen, die Sie soeben beschrieben, sind seine Schergen.« Ich wandte mich an Pater Severin. »Roxane und Oda stehen auf seiner Abschußliste. Glücklicherweise war seiner Jagd auf die beiden bisher kein Erfolg beschieden. Das nagt natürlich in ihm, deshalb ist damit zu rechnen, daß er es irgendwann wieder versucht. Jetzt ist er unvergleichlich mächtiger geworden, denn er brachte sich in den Besitz des Höllenschwerts, einer unglaublich starken Waffe, wie du weißt.«
»Wird er versuchen, seine Machtposition im Höllengefüge zu vergrößern?«
»Ich bin davon überzeugt, daß er derzeit daran arbeitet. Wer weiß, wie viele Dämonen, die ihm den Aufstieg verwehren wollten, schon dem Höllenschwert zum Opfer fielen. Ich nehme an, das ist der Grund, weshalb wir in letzter Zeit weniger von Mago hörten. Er konzentriert sich nicht mehr ausschließlich auf die Jagd abtrünniger Hexen, sondern verfolgt auch andere Ziele.«
Don Pedro erzählte, was für ein schreckliches Schicksal den Schneider ereilt hatte.
»Das haben Magos Schergen mit ihren Höllenpeitschen getan«, sagte ich.
»Die Nähmaschine war in ihre Bestandteile aufgelöst, das Bügeleisen ebenfalls.«
Ich nickte. »Die Höllenpeitschen.«
»So eine vernichtende Kraft befindet sich in ihnen?«
»Eine Kraft, die für einen Menschen absolut tödlich ist.« Ich erzählte, was passiert war, als mein Freund, der Ex-Dämon Mr. Silver, Bekanntschaft mit einer von diesen Peitschen machte. Er verlor seine übernatürlichen Fähigkeiten, und es dauerte sehr lange, bis er im Tunnel der Kraft auf der Prä-Welt Coor wiedererstarkte.
»Hat diese Kraft den Schneider aufgelöst?« fragte Pater Pedro.
»Ich sah mich in seinem Haus um, und als ich zu der Leiche zurückkehrte, war sie nicht mehr da.«
Ich schüttelte den Kopf. »Halten Sie sich fest, Don Pedro, jetzt kommt es nämlich ganz dick!«
Der Spanier nahm schnell einen Schluck Wein.
»Der Mann ist zwar tot – lebt aber auch noch«, sagte ich ernst.
»Die Kraft der Höllenpeitsche löste ihn nicht auf, während Sie sich im Haus umsahen, sondern Cipriano Valdenebro – das war doch der Name…?«
»Ja.«
»Cipriano Valdenebro erwachte aus seiner Starre und versteckte sich. Der Mann wurde zum Totenkopf-Zombie, und Sie hatten großes Glück, daß er nicht über Sie herfiel und Sie tötete.«
***
Miguel Garcia strahlte. »Vielen Dank, Señor Paton, mit dieser Zusage machen Sie mich sehr glücklich.« Er fuhr sich in freudiger Verwirrung durch das gelichtete schwarze Kraushaar, und seine schwarzen Knopfaugen schimmerten wie Glaskugeln.
Die Fahrt hierher hatte sich für ihn gelohnt. José Paton, der große Weinhändler, war bereit, ihn als Reisenden einzustellen.
»Ich habe eine gute Menschenkenntnis«, sagte der elegante José Paton. Er trug einen weißen Leinenanzug und ein kaffeebraunes Hemd, in dessen Ausschnitt sich eine weiße Seidenschalkrawatte bauschte. »Ich bin sicher, daß wir gut zusammenarbeiten werden.«
»Oh, Sie werden es nicht bereuen, mir eine Chance gegeben zu haben, Señor Paton«, versicherte ihm der junge Mann aus Granadell.
»Ich werde neue Kunden für Sie werben. Ihr Umsatz wird merklich steigen. Lassen Sie Miguel Garcia nur machen.«
Paton reichte ihm die Hand. »Auf eine gute Zusammenarbeit. Können Sie am Ersten anfangen?«
»Das ist kein Problem, Señor Paton.«
»Als dann – bis zum Ersten.«
Garcia taumelte vor Glück. Er verließ das große Büro des Weinhändlers und begab sich zu seinem alten, mickrigen Wagen, den er am Ersten gegen ein schönes, neues Firmenauto eintauschen würde, denn José Paton hielt auf Äußerlichkeiten, und es hätte dem Ruf der Firma geschadet, wenn ein Vertreter der Firma Paton mit so einer ächzenden Rostlaube vorgefahren wäre.
Die Jobs, die Miguel Garcia bisher gehabt hatte, waren allesamt unterbezahlt gewesen. Hinzu kam, daß sie ihn nicht forderten.
Er wußte, daß mehr in ihm steckte, aber niemand interessierte sich dafür.
Das würde bald anders werden. Von nun an durfte er zeigen, was er konnte, und er fühlte sich imstande, in der neuen Welt, die sich vor ihm auftat, Fuß zu fassen.
Und dann würde er es seinem angeberischen Schwager endlich einmal zeigen. Enrique, der alles besser konnte, alles besser wußte,
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