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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abgelegenen Dörfer zählten für die anderen nicht. Sie hatten sowieso keine Ahnung, was gewisse Dinge anging. Man mußte sie ihren Alltagstrott leben lassen.
    Nur - wo war sein Fehler gewesen? Was hätte er anders machen können und auch müssen?
    Ray Askin wußte es leider nicht. Er zerbrach sich nicht weiter den Kopf darüber, denn seine Schützlinge nahmen ihn voll und ganz in Anspruch. Er gab Anweisungen, kontrollierte und war so leicht nicht zufriedenzustellen.
    Allmählich sank auch die Sonne. Es war die Zeit, wo das Essen zubereitet wurde. Da man am nächsten Tag weiterzog, hatte man beschlossen, kein Feuer mehr zu machen und irgendwelche Dosengerichte aufzuwärmen. Die Boy Scouts nahmen ihr Mahl kalt ein.
    Sie aßen Fleisch aus der Dose und stopften sich Brot zwischen die Zähne. Dazu tranken sie klares Wasser, das normalerweise herrlich erfrischte. Aber an diesem Abend verzog Boris, ein Einwandererjunge aus Polen, plötzlich das Gesicht, als hätte er statt des Wassers etwas Bitteres zu sich genommen.
    »Widerlich schmeckt das.« Boris schleuderte das Wasser aus seinem Gefäß.
    Askin war aufmerksam geworden. »Was ist denn los?«
    »Das Zeug kannst du nicht trinken, Ray.«
    Auch die übrigen Pfadfinder schauten auf. Einige hatten noch keinen Schluck genommen, die anderen beiden verzogen angespannt die Lippen. Sie warteten auf eine Bemerkung ihres Leaders.
    Ray Askin roch an seinem Trinkbecher, goß etwas Wasser in seine Handfläche und konnte nichts feststellen.
    »Tut mir leid, aber…«
    »Du mußt es probieren, Ray.«
    Das tat der junge Mann auch, und er nickte. »Du hast recht, es schmeckt etwas komisch.«
    »Das ist doch nicht vergiftet!« meldete sich Charly, der Jüngste im Bunde. Er rutschte unruhig auf seinem Hosenboden hin und her.
    »Quatsch, wie sollte es!« widersprach Ray, obwohl er sich seiner Sache nicht so sicher war. Wieder mußte er an das Erscheinen der Wolke denken, aber davon sagte er seinen Schützlingen nichts. Statt dessen gab er ihnen den Rat, das Wasser auszuschütten.
    »Dann müssen wir das Zeug trocken runterwürgen!« beschwerte sich Ronny.
    »Sterben wirst du daran schon nicht.«
    »Morgen hole ich mir Cola.«
    Ray lächelte. »Sicher, wenn du ein Geschäft findest.«
    »Wieso? Bleibt die Gegend so einsam?«
    Ray nickte, und auch die übrigen schauten ihn gespannt an. »Wahrscheinlich werden wir einige Stunden laufen müssen, um eine Ortschaft zu erreichen. Dort halten wir uns aber nicht auf, weil ich mir vorgenommen habe, so weit zu laufen, bis wir in ein Dorf gelangen, wo es einen Bahnhof oder eine Busstation gibt. Von dort fahren wir dann weiter.«
    Die Jungen ließen die Worte erst im Raum stehen, überlegten und fragten dann, wo sie der Weg hinführen würde.
    »Das werden wir morgen früh noch besprechen.« Askin schaute auf die Uhr. »Ich würde meinen, daß wir uns in zwei Stunden zur Ruhe begeben. Wir haben einen langen Tag vor uns. Okay?«
    Einige murrten zwar, sie hätten noch gern ein Lagerfeuer gehabt, aber Ray ließ sich nicht erweichen.
    Er klatschte in die Hände. Es war das Zeichen für die Nachtruhe. »Keinen Ärger mehr, Freunde. Ihr kriecht in eure Schlafsäcke und…«
    »Ich habe meinen schon zusammengerollt!« meldete sich Ronny.
    Askin breitete die Arme aus. »Dann holst du ihn eben wieder hervor, mein Junge.«
    »Muß das denn sein?«
    »Ja, es muß.«
    Es dauerte noch einige Zeit, bis Askin es geschafft hatte; die Jungen ruhig zu bekommen. Noch immer war es schwül auf der Lichtung. Der leichte, Wind brachte kaum Abkühlung, weil er ebenfalls ziemlich aufgeheizt war. Dieser Sommer hatte es wirklich in sich.
    Die Boy Scouts lagen in ihren nicht geschlossenen Zelten. Einige schliefen tatsächlich schon, andere waren noch wach. Askin hörte ihr Flüstern. Er selbst saß noch draußen, starrte gegen die schwarze Wand des Waldes, hinter der es so unnatürlich ruhig war.
    Zwar schliefen die Vögel um diese Zeit schon, aber die Tiere der Nacht meldeten sich auch nicht.
    Kein Rascheln im Unterholz, kein Huschen durch hohes Gras - nichts.
    Die kleine Welt nahe der Lichtung hatte sich auf irgendeine Art und Weise verändert.
    Ray Askin war zwar nicht müde, dennoch wollte er nicht länger vor den Zelten sitzenbleiben, kroch auch in sein Zelt und legte sich nicht in den Schlafsack. Den hatte er bereits eingepackt. Ein kleines Privileg brauchte er auch.
    Askin lag mit den Füßen zum Eingang, der nicht geschlossen war. Er schaute auf das sich schwach abmalende

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