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0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!

0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!

Titel: 0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dollarstück, das der geckenhaft gekleidete Mann dem Alten vor die Füße geworfen hatte.
    Die von ihrem Stammquartier vertriebenen Tramps schlenderten über die Straße, den Zigarettenresten zu. Ihr Wohltäter wandte sich zur Tür des schäbigen Tabak- und Schreibwarengeschäftes von Mr. Aldon Boll.
    Das Gesicht des Tabakwarenhändlers hellte sich angesichts des frühen Kunden auf.
    »Morning, Sir!« rief Aldon Boll dienstbereit.
    Doch dann wurde sein Gesicht verdrießlicher und länger als jemals in den letzten Tagen.
    »Ich komme von Ritchie!« sagte der Kunde lässig und steckte sich dann eine Zigarette an, machte drei Züge und warf den langen Stummel auf einen Stapel gebrauchter bunter Comics-Hefte.
    »Hey!« schnaufte Aldon Boll empört und wischte den glimmenden Stummel auf die Erde, wo er ihn mit dem Absatz zertrat.
    »Ritchie will sein Geld haben, das er dir gepumpt hat«, gab der Fremde bekannt, ohne sich um den Zigarettenrest zu kümmern.
    Aldon Boll erstarrte in seiner Bewegung.
    »Das ist noch lange nicht fällig!«
    »Doch, es ist fällig. Wenn Ritchie sagt, daß er es haben will, ist es fällig, verstanden?«
    »Nein«, kreischte Boll verdrießlich. »Wir haben einen Vertrag, und darin steht…«
    »Zeig ihn her! Vielleicht irre ich mich«, lenkte der Fremde ein.
    Aldon Boll schlurfte durch den Laden und kramte in einer Schublade. Unmengen beschriebenen und bedruckten Papiers kamen zum Vorschein, und Boll suchte immer hektischer, während der Fremde sich wieder eine Zigarette ansteckte.
    »Hier!«
    Boll hatte den Vertrag endlich gefunden.
    Der Fremde ließ seine Zigarette fallen und streckte die Hand nach dem Vertrag aus.
    Der Geschäftsinhaber zögerte und wollte den Vertrag nicht herausgeben, doch der Fremde riß ihm das Papier brutal aus der Hand. Mit entsetzten Augen sah Boll, wie der Fremde den Vertrag zerknüllte und achtlos in die Tasche steckte.
    »Also, wie ist das mit dem Vertrag?« fragte er, nahm eine Zigarettenpackung von der Theke und riß sie auf, um sich abermals eine Zigarette anzuzünden.
    »Sie haben doch…«, stammelte Aldon Boll.
    »Nichts habe ich!« sagte der Fremde scharf.
    Boll taumelte zurück. Er hatte den Fehler, das Papier aus der Hand zu geben, erkannt. Daß er jetzt seinen Wiedersachern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war, bedurfte keiner Frage mehr.
    »1000 Dollar zuzüglich 500 Zinsen. Sofort!«
    »Aber ich habe doch nur 500 Dollar zu zehn Prozent bekommen!«
    »1000 zuzüglich 500!« mahnte der Fremde.
    »Das kann ich nicht. Wirklich, Mister, das kann ich nicht. Ritchie weiß doch, wie es hier aussieht. Er hat mir doch die 500 nur gegeben, damit ich…«
    Mitten im Satz brach Aldon Boll ab. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die Pistole, die der Fremde aus der Tasche gezogen hatte und auf die er nun gelassen einen Schalldämpfer aufsteckte.
    »Zum letztenmal! 1000 plus 500. Ich zähle bis drei!«
    »Mister, ich kann das doch nicht!«
    »Eins!«
    Aldon Boll ging einen weiteren Schritt rückwärts. Er streifte dabei einen Stapel leerer Kartons, die dumpf polternd umstürzten.
    Von Angst gepeitscht, fuhr Boll herum.
    »Zwei!« sagte die kalte Stimme des Fremden.
    »Ich bin einverstanden«, flüsterte Boll, »ich werde 1500 Dollar zahlen, aber dazu brauche ich Zeit. Vier Wochen, ja vier Wochen brauche ich. Dann bezahle…«
    »Drei!«
    »Nein, nein!« schrie der Tabakwarenhändler.
    Jack Wonderby, der Mann im geckenhaften Anzug, war trotz seines Berufes als Killer kein besonders guter Schutze. Ein Schuß aus der Hüfte war bei ihm schon immer Glückssache - erst recht mit aufgesetztem Schalldämpfer. So traf das erste Geschoß den Händler nur an der linken Schulter. Es reichte, um den zu Tode geängstigten Mann zusammenbrechen zu lassen.
    »Unter dem Packpapier in der Kassenschublade«, schrie Boll in Todesangst, »liegen 300 Dollar. Ich zahle sie als erste Rate.«
    Wonderby grinste nur. Dann krümmte er wieder den Zeigefinger.
    Der zweite Schuß, aus knapp einem Yard auf Aldon Boll abgefeuert, traf mitten ins Herz. Wonderby ging zur Kassenschublade, um sich die 300 Dollar herauszunehmen. Er verstaute die Scheine achtlos in seiner Brusttasche, steckte die Pistole ein und zündete sich wieder eine Zigarette an. Diesmal steckte er die angebrochene Schachtel ein.
    Die Flamme seines Streichholzes hielt er an die zerknitterte Ecke eines Heftes aus dem Comics-Stapel.
    Gespannt sah er zu, wie die kleine Flamme an den Heften emporleckte, sich plötzlich ausbreitete

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