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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ist Yared auch ein wenig ratlos; er weiß nicht, was geschehen ist. Fest steht für ihn nur, daß ihr nicht am vorbestimmten und programmierten Ziel angekommen seid.«
    »Was auch richtig war«, sagte Zamorra, der damals auch zu Anfang keine Erklärung für den Fehltransport gefunden hatte. Das Programmierungssystem war an sich narrensicher. So wie man eine Telefonverbindung anwählt, konnten auch die Zielgeräte der Transmitterverbindungen der DYNASTIE DER EWIGEN geschaltet werden; jeder dieser Materiesender und -empfänger besaß seine eigene Kodezahl, Fehlschaltungen waren so gut wie unmöglich. »Wir kamen nicht in Ash’Cant an, sondern in einer Welt, in der ganze Schwärme von Vampiren auftauchten und die Menschen angriffen.«
    »Yared stürmt also nach oben, findet Teri und mich im Gespräch und holt uns in das Arsenal in Teds Keller«, fuhr Gryf fort. »Ich sehe mir die Wiedergabe in der Bildkugel an, wir reden über das, was möglich und was unmöglich ist, und ich beschließe, den Transportvorgang zu wiederholen. Ehe den anderen klar wird, was ich tue, habe ich schon eins-eins-eins erneut eingetastet und lasse mich von dem flirrenden Kraftfeld abstrahlen.«
    Yared und Teri haben mich noch gewarnt, aber ich fühlte mich sicher. Aber im gleichen Moment, in welchem ich von der rätselhaften Technik des Materiesenders aufgelöst werde, bereue ich meinen leichtsinnigen Entschluß. Doch da ist es bereits zu spät.
    Unter normalen Umständen hätten sich die Moleküle und Atome meines Körpers in der gleichen Sekunde am Ziel wieder zur gewohnten Form zusammensetzen müssen und sich mit meinem ebenfalls transportierten Bewußtsein wieder vereinigen müssen.
    Aber hier stimmte etwas nicht.
    Ich spüre einen anhaltenden, reißenden Schmerz, der sich nicht mit dem zeitlosen Ablauf eines normalen Transports in Einklang bringen läßt. Mir ist, als stehe mein gesamtes Nervensystem in Flammen. Ich will schreien, aber ich kann mir nicht einmal auf diese Weise Erleichterung verschaffen, weil ich keine Stimme mehr besitze.
    Ich fühle, daß da etwas um mich herum ist. Ich jage telepathische Anfragen hinaus, aber ich erhalte keine Antwort, während die Sekunden sich zu Ewigkeiten dehnen.
    Das, was in meiner Nähe ist, ist nicht menschlich. Es löst heftige Haßgefühle in mir aus. Es ist etwas Vampirisches!
    Ein Vampir in meiner-Nähe, ohne daß ich etwas gegen ihn unternehmen kann! Denn mein Körper ist aufgelöst!
    Und das Vampirische hüllt mich ein.
    Aber plötzlich ist es fort, irgendwohin verschwunden, so blitzschnell, wie es in meiner Nähe aufgetaucht ist. Ich spüre es nicht mehr. Aber ich spüre, wie eine unsichtbare Kraft meine Atome wieder miteinander verbindet. Diese Wiederverstofflichung ist noch weitaus schmerzhafter als die Auflösung. Aber diesmal kann ich wenigstens schreien.
    Ich winde mich in wilden Zuckungen, schlage um mich.
    Und dann ist es plötzlich vorbei. Das Nichts speit mich aus. Endlich, denke ich noch, ehe ich das Bewußtsein verliere. Damit verschwindet für mich auch der teuflische Schmerz.
    Als ich wieder erwache, fühle ich mich benommen und - irgendwie anders. Verwirrt richte ich mich von dem Waldboden auf, auf dem ich ausgestreckt gelegen habe.
    Ich verstehe nicht, wie ich hierher komme. Ich habe doch einen Transmitter benutzt! Ich hätte vor dem Kraftfeld eines Materiesenders liegen müssen, in einem metallisch ausgekleideten Raum, der zu einer Anlage der DYNASTIE DER EWIGEN gehört! Statt dessen befinde ich mich in einem Wald!
    Hoch über mir höre ich seltsame Laute. Das Schlagen von Schwingen… da fliegen irgendwelche Lebewesen!
    Ich blicke nach oben, doch ich kann sie nicht sehen. Sie befinden sich oberhalb der Laubkronen.
    Aber irgendwie fühle ich mich ihnen verwandt!
    Und noch etwas anderes stimmt nicht. Mir ist, als fehle mir etwas. Sind es Erinnerungen? Sind es Gefühle? Mir kommt es so vor, als sei ich nur ein halber Druide. Ich bin innerlich zerrissen.
    Ich schluckte heftig. Ich bewege meine Hände.
    Aber das sind nicht meine Hände. Das sind schwärzliche Klauen, die aus den Ärmeln meiner Jeansjacke hervorragen. Vierfingrige Klauen mit ausfahrbaren Krallen.
    Ich ziehe sie wieder ein. Sehe an mir herunter. Alles andere stimmt. Da taste ich nach meinem Gesicht, das kein Gesicht mehr ist. Ich befühle meinen Kopf. Diesen verdammten Vampirschädel, der nicht mein Kopf ist!
    Da begreife ich, was mit mir geschehen ist.
    In jenem furchtbaren Nichts, im Zustand des Aufgelöstseins,

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