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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schlimm und schmerzhaft gewesen. Ich habe das Gefühl, als versuchte der unheimliche Feind, mir die Seele aus dem Leib zu reißen.
    Ich glaube, schon einmal Kontakt mit einem solchen Wesen gehabt zu haben. Etwas an der Art, wie es seine Magie einsetzte, ist mir bekannt. Aber ich weiß auch, daß ich in den über achttausend Jahren meines Lebens niemals einem lebendigen Weltentor begegnet bin.
    Ich höre ein klapperndes Geräusch. Es ertönt schon seit ein paar Minuten, aber erst jetzt dringt es in mein Bewußtsein vor: Es sind die Zähne meines Vampirkopfes, die aufeinander schlagen. Ich spüre selbst nicht, wie sehr ich nach diesem Erlebnis zittere; in diesem Bereich bin ich seit der Vermischung völlig empfindungslos geworden.
    Ich zwinge mich zur Ruhe, aber das Zähneklappern will nicht aufhören.
    Was nun?
    Hier im Wald verharren und auf den Sanktnimmerleinstag warten, kommt nicht in Frage. Das Weltentor zu benutzen, um zurückzukehren, auch nicht. Ich kann nicht sicher sein, wieder in »meine« Transmitterstraße zurückzukommen, und schon gar nicht, dabei mein originales Aussehen zurückzuerlangen. Außerdem glaube ich nicht, daß das Weltentor zulassen wird, daß ich es benutze.
    Meine Neugier erwacht von neuem. Jetzt will ich wissen, wohin die Schwärme von Vampiren fliegen, die dieses Weltentor ständig ausspeit. Die Richtung habe ich mir gemerkt. Ich versuche einen zeitlosen Sprung durchzuführen, und es gelingt mir tatsächlich. Ich habe mich darauf konzentriert, in Flugrichtung der Vampire aus dem Wald herauszukommen, und ich finde mich nun am Waldrand wieder, auf halber Höhe eines Berghanges. Weit entfernt geht hinter den Bergen die Sonne auf; aber hier, in der Flugschneise, ist der Himmel noch finster wie in tiefster Nacht, so viele Vampire gleiten dicht an dicht hier entlang, und mir graut vor dem Gedanken, sie würden in dieser Zahl jemals zur Erde gelangen. Wer sollte eine solche Heerschar von Blutsaugern aufhalten? Nicht einmal raketenbewehrte Abfangjäger der Luftwaffe würden etwas ausrichten können.
    Jetzt sehe ich ihr Ziel.
    Es befindet sich etwas höher am Berghang. Ein in der Morgendämmerung grau schimmerndes Gebäude, eine Art Kloster oder Tempel. Dorthin zieht der riesige blutdurstige Schwarm, der von mir keine Notiz nimmt. Vielleicht halten sie mich für einen der ihren, weil ich halb vampirhaft geworden bin.
    An der Tempelanlage tobt ein Kampf. Blitze zucken den Vampiren entgegen und dezimieren sie. Der alte Haß gegen die Blutsauger ist nach wie vor in mir, wenn auch das, was vampirisch in mir geworden ist, ihn etwas dämpft. Dennoch drängt es mich, in jenen Kampf einzugreifen.
    Per zeitlosen Sprung versetze ich mich in die unmittelbare Nähe des Tempels. Nur wenige Meter vor dem hölzernen Tor der äußeren Mauer tauche ich auf. Ich habe sofort das Gefühl, nicht allein zu sein. Da ist etwas in meiner Nähe, auf das das Vampirische in mir anspricht. Ich wirbele herum, sehe eine Frau mit einem Schwert in der Hand, deren Augen leer und tot sind. Unwillkürlich taste ich mit meiner Druiden-Kraft nach ihrem Geist, aber ich finde nichts Menschliches.
    Nur diese furchtbare, schmerzende Schwärze, die ich schon am Weltentor gespürt habe, und ein titanischer magischer Vernichtungsschlag rast auf meinen Geist zu.
    Ich weiche per zeitlosen Sprung aus. Ich flüchte praktisch »blind«, ohne ein sicheres Ziel, und ich habe Glück, daß ich in der freien Landschaft wieder auftauche. Meine Zähne beginnen wieder zu klappern; vielleicht eine Folge der Schwarzen Magie, mit der ich es zu tun bekam? Es war dieselbe Energie gewesen wie drüben beim Weltentor. Das bedeutet, daß es zwischen der Frau und dem Unheimlichen eine Verbindung gibt.
    Ich muß sie überrumpeln. Der nächste Sprung führt mich direkt hinter sie, ich schlage zu und sehe sie wie vom Blitz gefällt zusammenbrechen. Sie ist tot!
    Aber ich weiß, daß nicht ich sie getötet habe. Ich weiß, wie ich meine Schläge dosieren muß. Ich kann sie höchstens betäubt haben, wie es meine Absicht gewesen ist. Also war sie entweder schon vorher tot beziehungsweise untot gewesen, oder nicht sie, sondern das lebende Weltentor war der eigentliche Dämon und hatte seine »Außenstelle« in diesem Moment getötet, um sie nicht mir in die Hände fallen zu lassen.
    Als ich mich wieder aufrichte, wird das Holztor in der Tempelmauer aufgerissen, und ich sehe einen Mann und eine Frau in den silbernen Overalls der Ewigen herausstürmen: Zamorra und

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