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0461 - Ein Killer läßt die Wallstreet wackeln

0461 - Ein Killer läßt die Wallstreet wackeln

Titel: 0461 - Ein Killer läßt die Wallstreet wackeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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in einem Saal der 16. Etage stattfand. Phil fand die Show-Lady derartig von Presse-Fotografen, Bewunderern und Managern umzingelt, daß er nur die Federn auf ihrem Hut zu Gesicht bekam. Resignierend sah er sich den zweiten Namen auf der Liste an. Er lautete Margarete Hale. Als Adresse war Rowland Street, eine Straße im Bezirk von Morris-Park, angegeben, Phil wußte, daß er bis Mitternacht, bis zum Ende der Show also, keine Chance hatte, einen Star zu sprechen. Er fuhr nach Morris-Park hinaus.
    Die angegebene Nummer lautete 96. Wie fast alle Häuser der Rowland Street war auch Nummer 96 eine Villa. Zwar kein großer Bau, aber ein schönes weißgetünchtes Haus. Ein niedriger Zaun trennte den Vorgarten von der Straße. Das kleine Tor stand offen. An der Haustür brannte eine Außenlampe. Phil drückte den Klingelknopf unter der Lampe. Er wartete, läutete dann noch einmal. Im Haus rührte sich nichts. Phil murmelte Flüche. An diesem Abend schien nichts zu klappen. Er läutete zum drittenmal. Wieder ergebnislos.
    Als er durch den Vorgarten zur Straße zurückging, stoppte unmittelbar vor dem Tor ein Taxi. Eine Frau, die einen Pelzmantel trug, stieg aus, bezahlte den Fahrer und wandte sich der Villa zu.
    Phil zog seinen Hut. »Guten Abend, Madam! Sind Sie Mrs. Hale?«
    Die Frau lachte. Eine Straßenlaterne lieferte genug Licht, daß Phil ihre große Kriegsbemalung sehen konnte. Sie verbreitete soviel Duft wie ein Parfümladen, in dem alle Flaschen explodiert waren. »Nein, mein Freund«, antwortete sie mit rauher Raucherstimme und rollte Konsonanten, als stünde sie auf Bühne. »Ich bin Myrna Lorga.« Sie schwieg erwartungsvoll. Phil begriff, daß der Name etwas bedeuten müsse, obwohl er ihn noch nie gehört hatte. Er gab ein überraschtes »Aah« von sich, und die Lady lächelte entzückt und reichte ihm die Hand.
    »In welcher Rolle haben Sie mich zuletzt gesehen?« fragte sie.
    »Ich habe den Titel vergessen«, log Phil, »aber Sie, Mrs. Lorga, waren hinreißend und einfach unvergeßlich.«
    »Sind Sie aus der Branche?« erkundigte sie sich. »Hat Margarete Sie auch eingeladen?«
    »Nicht gerade eingeladen, aber ich hätte gern mit ihr gesprochen. Leider ist sie nicht zu Hause.«
    Myrna lachte die Tonleiter hinauf und hinunter. »Ganz ausgeschlossen, mein Freund! Sie erwartet mich ja, und sie lud mich selbst gestern ein. Kommen Sie! Offenbar haben Sie die Klingel nicht richtig betätigt.« Sie faßte Phil unter den Arm und dirigierte ihn zum Haus zurück. Vor der Tür klingelte sie selbst. Siegesgewiß lächelte sie Phil an, aber ihr Lächeln erlosch langsam, als die Tür nicht geöffnet wurde. Mißbilligend blickte sie den Klingelknopf an, zog einen Handschuh aus und läutete noch einmal energisch. Das Schrillen der Klingel war draußen deutlich zu hören. Die ehemalige Schauspielerin schüttelte den Kopf. »Das ist mir unverständlich.« Sie klopfte einen Trommelwirbel gegen die Türfüllung. »Margarete, Liebling, öffne doch! Ich bin es, Myrna.« Auch diese Aufforderung blieb erfolglos.
    Die Lady faßte Phil an den Jackenaufschlägen. »Da ist etwas geschehen, junger Freund! Bestimmt Ist Margarete etwas zugestoßen. — Kommen Sie mit! Vielleicht steht irgendwo ein Fenster offen.«
    Wie ein auf gescheuchtes Huhn flatterte sie die Treppe hinunter. Phil folgte ihr. Sie führte ihn an der Giebelseite des Hauses entlang. »Sehen Sie!« rief sie und zeigte auf zwei vergitterte Fenster, aus denen Licht fiel. »In der Küche brennt Licht! Margarete würde niemals Licht brennen lassen, wenn sie das Haus verläßt. Sie ist enorm ordentlich, ganz anders als ich. Können Sie hochklettern und hineinblicken?«
    Phil zog sich an den Gitterstäben hoch. Niemand hielt sich in der Küche auf. Auf dem Tisch stand eine geöffnete Büchse, ein Behälter mit Gebäck und einiges Geschirr.
    Er ließ sich fallen. »Niemand in der Küche.«
    »Kommen Sie!« Myrna führte ihn zur Rückfront des Hauses. An einem Fenster waren die Rolladen heruntergelassen. Es lag auf der gleichen Höhe wie die vergitterten Küchenfenster. »Versuchen Sie, hineinzusehen!« verlangte die Freundin der Hausbesitzerin.
    Phil konnte die Fensterbank ergreifen und sich an ihr hochziehen. Es war schwieriger als an den Gitterstäben, aber er fand einen Halt für die Spitzen seiner Schuhe auf dem Absatz eines Sockels. Er trug eine flache Taschenlampe bei sich, die er herausfischte. Er preßte das Gesicht und die Lampe gegen das Glas des Fensters. Unten flötete

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