0461 - Ein Killer läßt die Wallstreet wackeln
verschrammt.«
Das Hausmädchen kam mit Wasser, Handtüchern und der Hausapotheke. Ragley legte die Pistole aus der Hand und schickte sich an, dem Mädchen die Schrammen auszuwaschen. Ich warf einen Blick auf die Kanone. Es war eine 32er Slater-Pistole, eine Handtaschenwaffe. Ich tippte dem Anwalt auf die Schulter.
»Besser, Sie rufen doch den Arzt. Ihre Tochter muß auf Prellungen untersucht werden.« Er nickte und ging zum Telefon. Ich setzte mich an den Rand der Couch. »Erzählen Sie mir, was geschah!«
»Ich weiß es selbst nicht! Ich schlenderte die Straße hinunter. Ich war noch ganz mit meinem Zorn auf Sie beschäftigt. Plötzlich war dieser Wagen neben mir. Die Tür traf mich, als sie aufgestoßen wurde. Ich schrie und ließ meinen Pelzmantel fallen.« Sie unterbrach sich. »Der Mantel liegt noch auf der Straße! Kate, bitte, holen Sie ihn!«
»Haben Sie den Mann erkannt, der Sie in den Wagen zerren wollte?«
»Ich habe ihn nicht einmal gesehen, Mr. Cotton! Es ging alles so schnell. Ich wurde herumgerissen. Seinei Hand lag auf meinem Mund und auf dem Kinn. Er drückte meinen Kopf in den Nacken, so daß ich ihn nicht mehr drehen konnte.«
Ragley kam vom Telefon zurück. »Dr. Asherfield kommt sofort.«
»Darf ich telefonieren?«
»Selbstverständlich!«
Ich rief das Hauptquartier an. »Stellt fest, wem der Wagen mit der Nummer 2412 KD 13 gehört. Es handelt sich um eine schwarze Mercury-Limousine. Gebt mir den Namen durch! Ihr erreicht mich bei James Ragley.«
Ich ging zur Couch zurück. Unterdessen kam das Hausmädchen zurück und brachte den Pelzmantel. »Er lag im Rinnstein«, jammerte es. Das Mädchen war verstört. Die Tränen rannen ununterbrochen über seine Wangen.
»Sie waren fähig, sich in diesjr Situation die Nummer des Wagens zu merken?« fragte Ragley erstaunt.
»Ich hoffe, ich habe sie mir richtig gemerkt.«
Er strich sich über den grauen Bart. Er wirkte nervöser, als ich ihn je gesehen hatte. »Was bedeutet dieser Angriff auf Alice? Wer, zum Henker, kann ein Interesse an ihrer Entführung haben?« Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. »Beide Fragen sind im Grunde genommen leicht zu beantworten. Sie haben Hover die Unterstützung, die er zum Verlassen des Landes braucht, verweigert. Wenn er Ihre Tochter in seiner Gewalt hat, kann er Sie zu dieser Unterstützung zwingen. Damit ist auch Ihre zweite Frage beantwortet.«
Er biß sich auf die Lippen. »Sie haben recht, G-man. Ich hätte selber darauf kommen können.«
Das Telefon läutete zum sechsten oder siebten Male. Ragley schrie: »Zum Henker! Kate, gehen Sie endlich an den Apparat!« Das Hausmädchen flatterte durch die Halle und nahm den Hörer ab. Ich hörte, wie es zitternd sagte: »Bei uns ist etwas Schreckliches passiert. Ich werde Mr. Cotton Bescheid sagen.« Das Mädchen drehte sich um, sah mich und hielt den Hörer hoch. »Für Sie, Mr. Cotton!« .
Ich ging hinüber und nahm den Hörer. »Was ist Schreckliches bei dir geschehen, Jerry?« fragte Phil.
»Jemand hat versucht, Alice Deville zu entführen.«
»Gescheitert?«
»Ich war noch in der Nähe. Ich konnte die Burschen nicht stellen. Ich habe die Wagennummer, aber wahrscheinlich benutzten sie einen gestohlenen Schlitten.«
Ich hörte das Heulen einer Polizeisirene durch das Telefon. »Das dürfte Bratt und seine Kommission sein«, sagte Phil. »Ich rufe dich aus der Rowland Street 96 an. Ich wollte Margarete Hale sprechen. Ihr Name steht auf der Liste der Hover-Freundinnen. Ich fand sie tot… ermordet. Als sie noch Schauspielerin war, trat sie unter dem Namen Doris Hard auf.«
»Doris! Der Name auf der eingravierten Widmung in Hovers Zigarettendose? Ich komme, Phil!«
***
Der Polizeifotograf machte die letzte Aufnahme. Die Tote lag im grellen Licht der Scheinwerfer. Der Polizeiarzt streifte die Handschuhe über und kniete neben der Ermordeten nieder. Ich wandte mich ab und zündete mir eine Zigarette an. Inspektor Bratts Leute durchsuchten bereits die übrigen Räume. Phil, der Inspektor und ich gingen in die Küche, wo Phil mich Myrna Lorga vorstellte, die sich an ein Whiskyglas klammerte.
»Mrs. Lorga war mit Doris Hard, alias Margarete Hale, für heute abend verabredet«, erklärte Phil. »Diese Verabredung war gestern abend um acht Uhr vereinbart worden, und zwar nach einem Anruf von Doris Hard. Das schließt aus, daß sich zu diesem Zeitpunkt John Hover bei ihr auf hielt, obwohl Hover sich schon acht Stunden auf der Flucht befand.«
»Wissen Sie
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