0461 - Ein Killer läßt die Wallstreet wackeln
schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Er betrieb ein ähnliches Geschäft wie Sie!«
»Moment mal, G-man! Meinen Sie den Mann, über den die Zeitungen geschrieben haben?« Er lachte. »Mit dem können Sie mich nicht vergleichen. Die Zeitung schrieb, daß er Geschäfte im Großen vermittelte. Im Vergleich zu ihm bin ich ein Lumpensammler ind Altwarenhändler.«
»Früher hatten Sie einen anderen Job, Mr. Gove!«
Seine blauen Augen funkelten mich böse an. »Ich dachte mir, daß Sie darauf zu sprechen kommen würden. Es stimmt, G-man! Ich habe zweimal gesessen. Wenn Sie sich genau informiert haben, wissen Sie wohl auch, daß ich dabei alles in allem keine zweihundert Dollar absahnte.« Er sprach laut. Offenbar kannten die anderen seine Vergangenheit. »Rechnen Sie sich meinen Stundenlohn aus. Sie kommen auf den Bruchteil eines Cents.« Er zeigte auf den Kleiderschrank-Burschen. »Duc geht es nicht anders. Er hat mal hart zugeschlagen und eine Brieftasche an sich genommen, in der achtzehn Dollar waren. Er bekam sechs Jahre dafür. Stew Lustow saß sechs Jahre ab, weil er als Matrose einen Offizier über Bord warf, der sich dabei den Schädel an einem Poller einschlug. Wir haben alle unsere Lektion gelernt. Wir hüten uns vor jeder illegalen Handlung. Wir riskieren nicht einmal mehr, bei Rot über! die Straße zu gehen.«
»Und Sie haben die ganze Nacht gepokert?«
»Seit acht Uhr dreißig«, wiederholte der blonde Roger Sander. »Um zehn Uhr wollte ich das Mädchen treffen, und aus diesem Grunde sagte ich, als wir anfingen, ich würde nur anderthalb Stunden mitmachen.« Er zeigte sein makelloses Gebiß. »Aus diesem Grunde weiß ich so genau, wann wir angefangen haben.«
***
»Danke für die präzisen Angaben, Mr. Sander. Darf ich fragen, aus welchem Grunde Sie schon einmal eingebuchtet worden sind?«
»Tut mir leid, G-man. Ich kann Ihnen nicht dienen. Ich bin lilienrein.«
Ich wandte mich an Gove. »Tut mir leid, daß Sie Ihre Pokerpartie unterbrechen mußten. Möglich, daß ich Sie und Ihre Freunde noch ins FBI-Hauptquartier holen lasse, um die Aussage schriftlich festzulegen.«
»Verdächtigen Sie uns?« schrie er. »Sie haben kein Recht, uns zu verdächtigen, weil wir einmal straffällig geworden sind.«
»Sie irren sich, Mr. Gove. Ich werde niemals einen Mann wegen seiner begangenen und aufgeklärten Verbrechen verdächtigen. Dadurch würde ich bei den unaufgeklärten Verbrechen zuviel Zeit verlieren. Guten Morgen!«
Erst im Wagen sprachen wir über Allan Gove und seinen Verein. »Alle vier sind keine vertrauenerweckenden Typen«, stellte Phil fest.
»Irgendwann nach seiner letzten Strafe hat Allan Gove ohne Zweifel Karriere gemacht«, antwortete ich und rollte die Zigarette in den anderen Mundwinkel. »Entweder brachte er es wirklich vom Achtzig-Dollar-Betrüger /.um Altwarenhändler in Schiffsladungen, oder er wurde der Boß einer Gang, die sich mit dunklen. Geschäften befußt.«
»Welche Geschäfte?«
»Zum Beispiel Marihuana-Handel! Goves Verbindungen zum Hafen sind nicht schlechter als die Verbindungen Hovers.«
Als wir das Hauptquartier erreichten, war es fast vier Uhr morgens. Auf dem Schreibtisch lag eine Notiz. »Anruf Inspektor Bratt. Zu erreichen bis fünf Uhr.«
Ich ließ die Verbindung herstellen. »Ah, endlich, Cotton«, hörte ich Bratts zorniges Truthahnkollern. »Ich glaubte schon, Sie hätten sich kurzerhand ins Bett gelegt.«
»Manchmal verstehe ich wirklich nicht, womit wir uns Ihre schlechte Meinung verdient haben, Inspektor.«
Er brummte Unverständliches. Dann sagte er, plötzlich kühl und sachlich: »Ich habe die Kugeln vom Parkplatz in Rockaway und aus der Rowland Street vergleichen lassen. Die Riefenbildung ist identisch. Es gibt keinen Zweifel, daß Cutter und die Frau mit derselben Waffe getötet wurden.«
Ich antwortete nicht sofort. »Macht Sie anscheinend ratlos«, freute sich Bratt. »Okay, Kriminalstar, ich habe noch ein Rätsel für Sie. Offenbar ist es gefährlich, die Nase in diesen Cutter-Hover-Fall zu stecken. Vor einer Stunde erhielten wir die Meldung, daß die Leiche eines Mannes auf der Müllhalde bei Spuytenduyvel gefunden wurde. Mein Kollege Newman fuhr mit der 3. Gruppe los. Vor zwanzig Minuten gab er die Identifizierung des Ermordeten durch. Er heißt Chester Dovan. Er ist der Reporter, der für die Night-Revue die Story über den Cutter-Mord schrieb.«
***
Inspektor Newman war zwanzig Jahre jünger als Bratt. Wir standen fröstelnd am Rand der
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