0461 - Lupina gegen Mandragoro
Gewächs fest.«
Ich hatte die Szene deutlich vor Augen. Suko stand so nahe bei mir, daß mich auch der Dunst nicht störte. Hinter ihm wuchs ein kahler Baum hoch. Er stand auf dem Boden leicht schräg. Seine toten Zweige wirkten wie Greif arme.
Die bewegten sich plötzlich!
Nicht daß sie von einem Windzug berührt worden wären, nein, sie kamen mir vor wie Gummiarme, als sei ein ungewöhnliches und gleichzeitig unheimliches Leben in sie hineingefahren.
Gleichzeitig wuchs aus dem Boden ein lianenartiges Gewächs. Es umklammerte nicht nur Sukos Füße, auch die Beine bis hin zu den Kniescheiben, und es verstärkte innerhalb kurzer Zeit seinen Druck, wobei das Gewächs gleichzeitig zog.
Im Nu steckte mein Freund in einer teuflischen Falle.
Mir war klar, daß Mandragoro sie gestellt hatte. Er hatte sich zum erstenmal gezeigt, und dies auf eine verdammt drastische Art und Weise. Ich wollte zu Hilfe eilen, als ich hinter mir ein so drohendes und unheilvolles Knurren vernahm, daß mir ein kalter Schauer über den Rücken rann.
Ich drehte mich blitzschnell um.
Lupina hockte dort und starrte mich an.
***
Die goldene Pistole funktionierte zwar wie eine normale Waffe, man drückte ab, und die Ladung schoß aus dem Rohr, aber sie war doch etwas anderes. Es drangen keine Kugeln aus einem Magazin oder einer Trommel. Statt dessen konnte Bill die aus dem Rohr stoßende, helle, schleimige Flüssigkeit genau verfolgen.
Sie klatschte gegen das Monster!
Es sah so aus, als wäre die Gestalt von einem Lama angespuckt worden. Nur reagierte die Ladung aus der Waffe anders, sie breitete sich noch aus und quoll auf wie ein Ballon. Gleichzeitig stoppte sie auch den Sprung des Monstrums. Es prallte zwar auf den Tisch, räumte ihn auch fast ab, so daß Teller und Tassen auf den Boden fielen und sich dort als Scherben verteilten, aber es kam nicht mehr dazu, das Messer in Bills Brust zu stoßen. Da war plötzlich ein Hindernis, das ihn regelrecht einpackte.
Bill hörte ihn schreien.
Das Monstrum wälzte sich über die Platte, riß auch den Rest zu Boden und war bereits von der dünnen Schleimschicht eingehüllt, die sich noch weiter aufblähte.
Das sah auch seine Mutter.
»Ronny…!« Sie kreischte den Namen ihres Sohnes. Der Schrecken stand in ihrem Gesicht geschrieben. Die Augen waren groß geworden, das Gesicht verzerrt, und dann tat sie etwas, das sie auf keinen Fall hätte tun dürfen.
Sie warf sich über ihn.
Bill Conolly erkannte es mit Schrecken. Er schrie ihr noch eine Warnung zu, die aber zu spät kam.
Vielleicht hatte sie auch nicht hören wollen, jedenfalls war das Unheil nicht mehr aufzuhalten. Die Flüssigkeit schloß sich nicht allein um das kleine Monstrum, auch dessen Mutter ließ sie nicht los.
Beide hingen fest aneinandergeklammert innerhalb dieser Blase, die ständig größer wurde.
Bill blieb am Tisch sitzen. Die Schmerzen wühlten in seinem linken Arm. Die goldene Pistole war ihm aus der Hand gerutscht. Er bedauerte es plötzlich, sie eingesetzt zu haben. Vielleicht hatte er auch den Überblick verloren, möglicherweise wegen der starken Schmerzen war sein Denken beeinträchtigt worden, wie dem auch war, er konnte nichts mehr rückgängig machen und mußte mit ansehen, wie beide von dieser Kugel zerstört wurden.
Sie war inzwischen stark angewachsen, so daß sie die Größe eines Menschen angenommen hatte.
Auch das kleine Monstrum und Edna blieben nicht mehr auf dem Grund der Schleimkugel liegen, sie schaukelten regelrecht in die Höhe, so daß sie auf die Füße kamen.
Edna war wie von Sinnen. Sie hatte sich das Messer geschnappt und stieß gegen die Innenwand des Gebildes.
Bill schüttelte den Kopf. Er wußte, daß dies erfolglos sein würde. Mit keiner Waffe konnte sie die Haut zerstören. Da prallten Kugeln ebenso ab wie Messerstiche.
Und die Kugel tötete!
Aus der oberen Rundung lösten sich die ersten schleimigen Tropfen. Sie klatschten nach unten und trafen haargenau ihr Ziel. Es waren die beiden Eingeschlossenen, auf deren Köpfe sie fielen und an deren Körper sie nach unten rannen.
Lange, schleimige Fäden, die eine furchtbare Wirkung hatten, denn sie lösten nicht nur die Kleidung auf, auch die Haut fiel von den Knochen. Bill Conolly hockte am Tisch. Sein Gesicht war verzerrt, und es schien einem Fremden zu gehören. Mit offenem Mund starrte er auf das widerliche Gebilde, in dem sich die beiden Menschen bewegten, schrieen und auch weiterhin verzweifelt versuchten, dem Grauen zu
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