0461 - Lupina gegen Mandragoro
lassen.
Es wurde zu einer Staubwolke, die sich mit dem Dunst vermischte. Für einen Moment schaute ich ihr nach.
Zu lange, denn ich vernahm ein würgendes Geräusch dicht neben mir, senkte den Kopf und sah, in welchen Schwierigkeiten Morgana Layton steckte.
Sie hatte sich wieder aufgerichtet und dabei einen Riesenfehler begangen. Vielleicht hätte sie ihren Kopf zur Seite drehen sollen. Da sie es nicht getan hatte und dabei den Mund noch offenhielt, war dieser schlangenartige Gegenstand zwischen ihren Lippen gefahren.
Er sah aus wie ein zappelnder Fisch und wollte sich über die Zunge hinweg durch die Speiseröhre in ihren Magen drängen. Morgana hatte die Hände um das letzte Drittel des glitschigen Monstrums geklammert und versuchte verzweifelt, es aus ihrer Kehle zu zerren.
Sie schaffte es nicht. Ihre Augen malten sich als blasse, große Kreise im Gesicht ab, die würgenden Laute konnte sie einfach nicht unterdrücken, dann war ich wieder mit dem Kreuz da.
Die gefährliche Schlange explodierte. Morganas Mund füllte sich mit Staub, den sie als Wolke wieder ausspie, sich dabei auch nach vorn beugte und würgte.
Ich ließ ihr Zeit, sich zu erholen, schaute ihr dabei auch zu, während Suko die unmittelbare Umgebung, so gut es eben möglich war, im Auge behielt.
Ein weiterer Angriff erfolgte nicht. Mit einer Hand zog ich Morgana hoch. In ihrem Gesicht stand noch immer der Schrecken. Starr schaute sie mich an.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. »War doch besser, daß wir geblieben sind - oder?«
Sie nickte.
»Wo wolltest du hin?« lautete meine nächste Frage.
»Zu euch.«
»Okay, du hast und gefunden. Und was wolltest du von uns?«
Suko kam jetzt näher, weil er die Antwort ebenfalls verstehen wollte. »Ich wollte euch bitten, daß ihr uns helft!«
»Moment mal, Morgana. Wem sollen wir helfen?«
»Mir und Lupina!«
***
Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte ich schallend gelacht. So aber blieb mir das Lachen im Hals stecken, und ich konnte nur den Kopf schütteln.
»Das ist doch nicht dein Ernst!«
»Doch, er ist es.«
Ich legte meine Hände auf Morganas Schultern. »Hör zu, ich habe mit Lupina gesprochen, und ich habe ihre verdammte Arroganz erlebt. Sie führte sich wie eine Königin auf, die bereits das Urteil über ihre Leibeigenen gesprochen hat. Damit schloß sie Suko und mich ein. Jetzt kommst du und verlangst, daß wir ihr helfen? Schafft sie es nicht?«
»Nein.«
»Weshalb nicht?« fragte Suko.
Morgana strich ihre Haare zurück. Über ihren Körper rann ein Schauer. »Sie ist in eine Falle gelaufen. Dieser Wald gehört Mandragoro. Lupina hat es vorher gewußt, aber sie wollte trotzdem dieses Gebiet besitzen. Jetzt wird er sie vernichten.«
»Um so besser für uns.« Die Antwort hatte ich gegeben. »Wie kannst du so etwas sagen, John? Erst ist sie an der Reihe, dann wird Mandragoro euch vornehmen. Der kennt kein Pardon.«
»Da ist etwas dran«, meinte Suko.
»Trotzdem.« Ich schüttelte den Kopf. »Himmel, ich kann Lupina nicht retten. Das wäre ebenso, als würde ein Delinquent seinen Henker zum Essen einladen.«
»Vielleicht solltet ihr es euch wenigstens ansehen«, schlug Morgana vor. »Es ist nicht weit von hier.«
Ich schaute Suko an und wartete auf einen Kommentar. Er sagte nichts in der Richtung und meinte nur: »Es ist deine Entscheidung, John.«
»Du bist dafür, nicht?« fragte ich.
»Morgana hat im Prinzip recht. Mandragoro gehört auch zu unseren Feinden. Dieser Wald, der trotz allem unter seiner Kontrolle steht, wird uns verschlingen. Menschen haben ihn gezeichnet. Glaubst du denn im Ernst, daß er auf Menschen noch Rücksicht nehmen wird, auch wenn sie mit der anderen Sache nichts zu tun haben?«
»Da kannst du recht haben«, gab ich zu.
Morgana Layton mischte sich wieder ein. »Ich weiß, daß ich praktisch etwas Ungeheuerliches verlange, in diesem Fall aber ist Mandragoro wichtiger als Lupina.«
»Wie könnten wir sie retten?« fragte ich. Und, Freunde, bei dieser Frage war mir verdammt nicht wohl.
»Ich habe keine Ahnung. Es war nicht einfach für mich, überhaupt wegzukommen. Ich konnte im letzten Augenblick fliehen. Ich hörte sie nur schreien.«
»Die komischen Monstren vielleicht?« fragte Suko.
»Das ist alles drin.« Mein Blick traf Morgana. »Du hast eines dieser Wesen zerrissen.«
»Ja, vielleicht.«
»Bestimmt sogar.«
Sie senkte den Blick. »Manchmal ist es so, daß man sich an gewisse Dinge nicht mehr erinnern kann.«
»Oder
Weitere Kostenlose Bücher