0462 - Der Wissende
Lichtjahre zurücklegen, genau auf das Hauptsystem zu. Dann plante er den Kurs fast rechtwinklig zu ändern, um eventuelle Verfolger irrezuführen. Zwei weitere Etappen würden ihn dann zu seinem endgültigen Ziel bringen, falls die Verfolger nicht aufauchten.
Sein Respekt vor den Fremden mit dem riesigen Kugelraumer war in den vergangenen zwei Wochen erheblich gestiegen.
Er verspürte nicht die geringste Lust, noch einmal mit ihnen in Berührung zu kommen, und wenn er an eine Entscheidungsschlacht dachte, wurde ihm ganz flau im Magen, ob - er alles andere als ein Feigling war.
Schließlich war sein eiförmiges Schiff nur ein paar hundert Meter lang, der Kugelraumer hingegen ...
Ein Summsignal unterbrach seinen unerfreulichen Gedankengang.
Es war der Gefangene.
In diesem Fall direkt eine erfreuliche Abwechslung.
Er stellte die Verbindung her.
„Nun, Schekonu, was gibt es denn diesmal?
War die Verpflegung nicht gut genug? Haben Sie irgendwelche Beschwerden?"
Schekonu blieb kühl, aber höflich.
„Ich kann mich nicht über die Behandlung in diesem Schiff beklagen, Kommandant. Aber ich verlange endlich eine eindeutige Erklärung, was mit meinem Schiff und meinen Leuten geschehen ist."
„Aber, Schekonu, diese Erklärung verlangen Sie doch wohl besser von dem Taschkar. Er wird Sie ihnen nicht verweigern."
„Soll er mir vielleicht mitteilen, daß Sie meine Freunde umbrachten? Weiß er es denn überhaupt, wenn Sie es auch ihm verschweigen?"
Der Kommandant bemühte sich, Fassung zu bewahren.
„Ach, Und woher wollen Sie wissen, daß ihre Freunde tot sind? Haben Sie einen sechsten oder gar siebten Sinn?"
„Vielleicht, Farenda, vielleicht. Jedenfalls weiß ich, daß sie nicht mehr leben." Schekonu hielt es für besser, den Offizier nicht zu verraten, sondern den Kommandanten in dem Glauben zu lassen, er verfüge über übernatürliche Gaben. „Wollen Sie mir nicht endlich die Wahrheit sagen?"
„Nein!" Farenda stellte bei sich fest, daß er doch lieber über die Terraner nachdachte, als sich mit Schekonu zu unterhalten. „Sonst noch was?"
„Das Übliche. Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten, aber nicht über Interkom. Besuchen Sie mich in meiner Kabine."
Farenda überlegte.
Vielleicht wäre es gar nicht so falsch, sich einmal mit dem Gefangenen unter vier Augen zu unterhalten. Jeder wollte etwas vom anderen wissen.
Konnte doch möglich sein, daß man einen Handel abschloß.
„Mal sehen, Schekonu. Vielleicht Vor Einbruch der Nachtperiode. Bevor ich mich zur Ruhe begebe."
„Ich würde mich freuen."
„Gut, ich werde kommen. Aber wenn ich Ihnen gewisse Dinge mitteile, sollten auch Sie nicht so sparsam mit Ihren Äußerungen sein. Sie wissen: Offenheit beruht auf Gegenseitigkeit."
„Wir werden beide zufrieden sein", meinte Schekonu in doppeltem Sinne.
Als der Bildschirm erlosch, kümmerte sich Kommandant Farenda wieder um den großen Panoramaschirm, der oval gekrümmt vor ihm die ganze Wand einnahm. Man hatte den Eindruck, durch ein riesiges Fenster direkt in den Weltraum zu blicken. Im rechten Eck schwebte der Ball der flammenden, blauen Sonne, gefährlich nahe, drohend und doch schützend. Die von ihr ausgehenden Strahlungen Waren so Intensiv, daß sie jede Ortung verhinderten. Es mußte schon ein unwahrscheinlicher Zufall sein, wenn man sie hier entdeckte.
Dem Mittelpunkt der Galaxis zu ballten sich die Sterne zur unvorstellbaren Dichte, während sie auf der anderen Seite nur spärlich standen. Aber die Karten der Takerer waren relativ genau, wenn auch noch immer nicht vollständig.
So war das von hier aus genau 9413 Lichtjahre entfernte System Arnsot mit dem Reparaturplaneten Haygasch auf Farendas Karten nicht eingetragen.
Schekonu hatte mit der Bitte um einen Besuch des Kommandanten keine besonderen Absichten verbunden.
Sicher, er wollte fliehen, bevor die ALTAON das Hauptsystem der Takerer erreichte, aber so genau wußte er noch nicht, wie er seine Absichten verwirklichen sollte. Je öfter er mit dem Kommandanten sprach, desto mehr erfuhr er über dessen Absichten. Und um so besser ließ sich ein Plan schmieden.
Nach dem Essen legte er sich hin. In seiner Zelle spielte es keine Rolle, ob im Schiff Tag oder Nacht herrschte. Solche Zeiteinteilungen waren im Weltraum relativer Natur, wurden aber aus Gewohnheit eingehalten. Der natürliche Lebensrhythmus sollte nicht gestört werden.
Schekonu war sich darüber im klaren, daß es ihm nicht gelingen konnte, den Kommandanten derart mit
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