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0462 - Der Witwenmacher von New York

0462 - Der Witwenmacher von New York

Titel: 0462 - Der Witwenmacher von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
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Er konnte nur dem Gangster Ruffioso gelten, dem Mann, der von seinem Vater zum Mafia-Führer von New York ernannt worden war.
    »Bitte Schwimmwesten anlegen, die Schlauchboote liegen bereits vor den Schotten«, versuchte die Stewardeß den Passagieren Anweisungen zu geben. Aber ihre Stimme ging in dem Angstgeschrei der Menschen unter. Entsetzt starrten sie aus den Fenstern des Flugzeuges.
    Sie sahen die Meeresoberfläche in rasendem Tempo auf sich zuschießen. Sie hörten das berstende, tosende Splittern des metallenen Flugzeugrumpfes und spürten den salzigen, tödlichen Geschmack, als die ersten Wogen des Atlantiks über uns hereinbrachen.
    ***
    »Da soll es einem nicht in den Fingern zucken«, knurrte mein Freund Phil zerknirscht, »hat man endlich einmal sämtliche Gangstergrößen New Yorks in einem Raum versammelt und nicht einen einzigen Haftbefehl in der Tasche.«
    Mr. High' lächelte. Er verstand Phil nur zu gut. Sie befanden sich im Restaurant des Kennedy Airports von New York und warteten auf die Landung der planmäßigen Boeing 907 von den Azoren.
    Die Gangster waren aus dem gleichen Grund anwesend. Sie wollten Enrico Ruffioso begrüßen, den Mann, der von nun an ihr Boß sein sollte.
    Sie kannten Enrico nicht und wußten nur aus den Erzählungen ihres ermordeten Anführers, daß der junge Ruffioso seinem Vater in nichts unterlegen sein sollte.
    Stan Brewster, der grauhaarige Leiter der Air Base, trat plötzlich mit leichenblassem Gesicht in den Raum. Sein Gang war schleppend, seine Schultern eingefallen, und seine Augen blickten trostlos in die Runde.
    Er spürte die lauernden Blicke der Gangster, aber er hatte nur Augen für Mr. High und Phil. Direkt steuerte er auf ihren Tisch zu.
    »Was ist passiert, Mr. Brewster?« fragte Mr. High mit einem unguten Gefühl.
    Der Flughafenleiter griff in die Tasche und reichte dem Chef ein Funkspruehformular. »Da, lesen Sie«, sagte er mit leiser, heiserer Stimme. Aus seiner Hosentasche holte er ein Schnupftuch und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Es war kalter, eiskalter Schweiß des Grauens.
    Mr. Highs Gesichtszüge bekamen die eingefrorene Härte einer Bronzemaske. Wortlos, mit einer müden Handbewegung reichte er den Funkspruch an Phil weiter. Der überflog den Text mit raschem Blick.
    »Ein Attentat?« fragte er heiser.
    Brewster nickte. Unschlüssig blickte er sich um. »Wir haben von dem Piloten eine PAN-Meldung aufgefangen. Wahrscheinlich befand sich in einer Tragfläche eine Zeitbombe.«
    »Steht es schon fest, daß die Maschine abgestürzt ist?« erkundigte sich Mr. High. Ein winziger Hoffnungsschimmer schwang in seiner Stimme mit.
    Brewster zuckte müde mit den Schultern. »Ja. Der letzte Funkspruch, den wir auffingen, zeigte eine Notwasserung an.«
    »Gibt es denn Rettungsboote an Bord der Maschine?« wollte Phil wissen.
    Brewster nickte nur.
    »Dann bestehen auch noch Hoffnungen auf eine Rettung«, sagte Mr. High. Seine grauen Augen suchten die des Flughafenleiters und hofften auf eine Bestätigung. Doch sie kam nicht. Brewster holte nur ein weiteres Formular aug der Tasche. »Der Wetterbericht«, sagte er leise.
    Mr. High faltete schnell den Bogen auseinander. Seine Bewegungen wirkten fahrig. Dann las er, was die Wetterfrösche in Cap Kennedy von der allgemeinen Lage hielten: »Der Hurrikan Betsy tobt in voller Stärke über der errechneten Absturzstelle. Wegen des hohen Seegangs, der bestehenden Sichtverhältnisse und der Sturmböen kann der Einsatz von Rettungsschiffen nicht verantwortet werden.«
    Phil hatte die Meldung auch gelesen. Er ballte die Fäuste und ließ sie in einer ohnmächtigen, hilflosen Wut wieder sinken.
    In diesem Augenblick wurde die Tür des Flughafenrestaurants aufgerissen. Lionel Ventura, bekannter Gangster unter dem verstorbenen Ruffioso, trat in den Raum. »Die Maschine ist abgestürzt, der Vogel, der uns den neuen Boß bringen sollte, liegt im Teich!«
    Viele der Gangster sprangen von ihren Plätzen auf. Sie wollten Einzelheiten hören, drängten sich an Ventura und redeten auf ihn ein. Hatte der neue Boß überlebt? Welche Ursache hat der Absturz?
    Phil und Mr. High beobachteten die Gangster genau. Jede einzelne Reaktion notierten sie in ihrem Gedächtnis. Sie lasen die unverhohlene Bestürzung in den Augen einiger Männer, beobachteten das listige Funkeln oder befriedigte Blinzeln in den Pupillen anderer.
    Einige zeigten sogar unverhohlene Freude. Die Freude, die skrupellosen, brutalen Gangstern eigen ist, wenn ihnen

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