Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0462 - Der Witwenmacher von New York

0462 - Der Witwenmacher von New York

Titel: 0462 - Der Witwenmacher von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Brett gehockt hatten.
    Phil war beleidigt. Bevor er etwas sagen konnte, schrillte das Telefon.
    Ich klemmte mir den Hörer ans Ohr und meldete mich.
    »Leitstelle, Ben Hook am Apparat«, tönte es mir aus der Muschel entgegen. »Jerry, Mr. High hat noch einen Auftrag für Sie. Ich stelle um.«
    »Okay«, seufzte ich ergeben. Der freie Abend bestand mit einem Male nur noch in meiner Traumvorstellung. Dann knackte es in der Leitung.
    »Hallo, Chef«, sagte ich und malte mit dem Zeigefinger unsichtbare Ornamente auf den Tisch. »Wo brennt es denn?«
    »Es tut mir sehr leid; Jerry, daß ich Ihnen und Phil den freien Abend verderben muß. Ist Phil noch bei Ihnen?«
    »Klar, er trinkt meinen letzten Scotch.«
    Ich spürte direkt, wie Mr. High am anderen Ende der Leitung schmunzelte. »Jerry«, sagte er dann, »bringen Sie leichtes Reisegepäck mit. Sie müssen einen längeren Trip machen.«
    »Okay, worum geht es eigentlich?«
    »Mafia«, sagte Mr. High. Nur dieses eine Wort. Mehr nicht. Aber nach diesem Wort wäre jeder FBI-man in den Vereinigten Staaten sofort aus der tiefsten Bewußtlosigkeit erwacht und wieder taufrisch geworden.
    Wir hatten einen großen Gegner. Die Mafia. Und wenn es gegen sie geht, dann sind wir niemals zu müde. Ich legte den Hörer auf, schnappte mir meinen kleinen Reisekoffer und zog Phil das Schachbrett weg.
    »Schnall die Schulterhalfter um, alter Junge«, sagte ich leise.
    »Elender Job«, antwortete Phil schlicht und treffend. »Ich war gerade so schön am Gewinnen...«
    »Angeber«, knurrte ich. Dann machten wir uns auf den Weg. Zwanzig Minuten später entwarf uns Mr. High seinen Schlachtplan.
    Er ging davon aus, daß Ruffioso einen Nachfolger und Senator Arkwright genug Belastungsmaterial gegen die Mafia in den letzten Monaten gesammelt hatte.
    Wir sahen uns schon am Ziel. Der Traum, gegen die Mafia wirkungsvoll vorzugehen, lag greifbar nahe vor uns.
    Das war unser großer Irrtum —.
    ***
    Der Mann hatte meine Gesichtszüge, meine Figur und meine Haarfarbe. Sonst hatten wir nichts gemeinsam, denn der Mann war ein Mörder.
    Ich saß in der Boeing 907, der planmäßigen Maschine von den Azoren nach New York, und las in einem Magazin. Von Zeit zu Zeit schielte ich zu dem Mann, der mir so ähnlich war und nur drei Bänke weiter saß.
    Er hieß Enrico Ruffioso, war 32 Jahre alt und Sohn des vor drei Tagen ermordeten Gangsterführers von New York.
    Enrico galt als Kronprinz der Mafia. Wenigstens hatten unsere V-Männer das gesagt. Deswegen hatte mir auch Mr. High den Auftrag gegeben, diesen Mann zu beschatten.
    Ich war bis zu den Azoren gereist und hatte mich unter die wild quirlende Menge der Touristen gemischt. Ruffioso wußte nichts davon, daß ein G-man mit ihm im gleichen Flugzeug saß. Wahrscheinlich hätte ihm dann der eisgekühlte Whisky nicht so gut geschmeckt.
    Es war genau drei Uhr nachmittags New Yorker Zeit, und wir befanden uns 40 Grad westlicher Breite, 312 Grad östlicher Länge von Greenwich. An dieser Stelle ist der Atlantik gute 6000 Fuß tief.
    Mit einem Male wurde das Dröhnen der Strahltriebwerke von einem ohrenbetäubenden Knall übertönt. Ich blickte aus dem Fenster und sah, wie sich ein brennendes Strahltriebwerk wie ein führerloser Ballon aus der Tragfläche löste und in die Tiefe raste.
    Eine Explosion!
    Gleichzeitig kippte die Boeing auf die Nase und glitt in rasender Fahrt trudelnd auf den nassen Teich zu. Ich hörte das angstvolle Schreien der Passagiere und spürte einen starken Druck im Magen.
    »Wir stürzen ab!« dachte ich verzweifelt und versuchte die Sicherheitsgurte zu lösen.
    Ich merkte am Zittern im Rumpf der Maschine, daß der Pilot noch alles versuchte, den Sturz abzufangen.
    Plötzlich, zögernd zog die spitze Nase der Boeing wieder in die Waagerechte. Die Menschen atmeten auf. Aber ich wußte, daß es nur eine Verschnaufpause war.
    Die Maschine verlor ständig an Höhe. Sie glitt in rasendem Flug auf die Meeresoberfläche zu.
    Wir waren geliefert. Meine Augen wanderten zu dem Mann, den ich beobachten sollte. Zu Enrico Ruffioso. Ich sah sein bleiches Gesicht, seine hervorquellenden, angstvoll geweiteten Augen.
    In der Maschine waren 53 andere Passagiere, zwölf Besatzungsmitglieder. Sie alle beachteten Ruffioso nicht. Aber er war es, dem sie ihr Schicksal verdankten, davon war ich überzeugt.
    Das Strahltriebwerk war in der Tragfläche explodiert. Ich hatte deutlich jede Einzelheit gesehen. Es war ein Bombenanschlag auf die Maschine verübt worden.

Weitere Kostenlose Bücher