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0462 - Der Witwenmacher von New York

0462 - Der Witwenmacher von New York

Titel: 0462 - Der Witwenmacher von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Ausführung eines Verbrechens gelungen ist.
    »Kommen Sie, Phil«, sagte Mr. High. »Ich gebe Jerry nicht verloren. Wir müssen einfach etwas unternehmen. Ich halte es nicht aus, hier zu sitzen, um auf seine amtliche Todesnachricht zu warten.«
    ***
    Der Mann ging allein durch die alten engen Straßen in der Südspitze von Manhattan. Es war abends gegen zehn, und die Gehwege waren vollgestopft von Passanten. Der Mann war etwa fünfzig Jahre alt, wirkte klein und schmächtig und war von Beruf Kassierer in der Riverside-Bank.
    Er hatte Frau und Kinder. An sie hatte er zwanzig Jahre gedacht. Jetzt nicht mehr. Er hatte einen Prospekt von Südamerika in der Tasche und in seinem Kopf eine Menge wirrer Pläne.
    Mittelpunkt seiner Gedanken war eine Frau. Eine Frau im grünen Kleid, jung, lockend, verführerisch.
    Der Mann war zeit seines Lebens ein ehrbarer, anständiger Bürger gewesen. In seiner Nachbarschaft besaß er großes Ansehen. Auch jetzt noch. In seinen Gedanken entwickelte sich der Plan eines Verbrechens. In den letzten Wochen hatte er sich immer mehr damit beschäftigt. Die Frau war schuld daran. Sie hatte in ihm den Traum von einem sorgenfreien, luxuriösen Leben geweckt. Sie hatte ihn langsam aber sicher für ein Verbrechen reif gemacht.
    Aber davon ahnte der Mann nichts. Er hielt sogar noch seine verbrecherischen Pläne für seine eigenen Gedanken.
    Die Frau, die er kennengelernt hatte, war geschickt, raffiniert und ausgekocht. Der Mann hatte viele Kollegen in den anderen Filialen der Bank. Auch ehrbare Bürger. Wenigstens bis vor wenigen Wochen.
    Der Mann ahnte nicht, daß die Frau auch die anderen Kollegen kannte. Daß die Kollegen auch verbrecherische Pläne mit sich herumtrugen.
    »Hallo, Mac«, sagte plötzlich eine warme, weiche, verführerisch lockende Stimme neben ihm. Mac atmete auf. Sie war also da. Sie war gekommen, um bei ihm zu sein. Mit einem Male war alles für ihn klar. Seine Zweifel, Gewissensbisse und seine Ehrbarkeit waren mit einem Male weggewischt. Jetzt war sie da. Jetzt zählte nur sie.
    »Ich habe es mir gründlich überlegt«, keuchte er mit heiserer Stimme. »Ich mach es. Gleich morgen mach ich es!«
    »Mac, ich bewundere dich. Du bist ja so mutig«, girrte die Frau. Der Mann hing an ihren Lippen. Er sah nicht die Augen der Frau. Ihm entging das kalte Glitzern in den Augen und der triumphierende, spöttische Zug um den rotgeschminkten Mund.
    Er wußte nicht, daß er mit diesem Entschluß sein Todesurteil ausgesprochen hatte, und er ahnte nicht, daß noch vor einer Stunde einer seiner Kollegen der gleichen Frau die gleichen Worte gesagt hatte.
    ***
    Mit hellwachem Verstand registrierte ich jede Einzelheit der grauenhaften Katastrophe. Ich spürte, wie mich die Woge erfaßte und in einem mächtigen Sog aus dem Innenraum der Boeing spülte. Um mich herum war das ängstliche Schreien der Passagiere, der verhangene, düstere Himmel und mächtige, peitschende Sturmböen.
    Mit einem Male schwamm ich im Meer. Schwer hingen die patschnassen Kleider an mir. Dann sah ich die Schlauchbote. Die automatischen Luftpatronen der schwimmenden Rettungsinseln bliesen sich mit leisem Zischen auf.
    Ich versuchte eins von diesen Gummidingern zu erreichen. Die hohen Wellen ließen mich hilflos im Wasser treiben. Erst beim zweiten Versuch schaffte ich es, ein Tau des Bootes zu erwischen.
    Ich spannte meine Muskeln und hangelte mich immer näher zum Boot. Dann hatte ich den Rand erreicht. Für einen Augenblick lag ich keuchend auf dem Wulst des Gummis. Zischend füllten sich meine Lungen mit Sauerstoff. Die Kraft strömte allmählich wieder in meinen Körper zurück. Meine Glieder waren durch die eisige Kälte des Wassers fast unbeweglich geworden. Aber dann spürte ich schließlich den taumelnden Boden des Bootes unter mir. Schnell raffte ich mich auf. Suchend sah ich mich nach den anderen Passagieren um. Die meisten hatten schon ein Boot erreicht. Nur wenige trieben noch im Wasser.
    Die Besatzung des Flugzeuges warf von den Schlauchbooten Rettungsringe aus. Gierig griffen die Schwimmenden danach. Ganz in der Nähe meines Bootes sah ich plötzlich das Gesicht Enrico Ruffiosos. Mit ruhigen Zügen zerpflügten seine Arme die Wellen. Langsam schwamm er genau auf das Boot zu, in dem ich saß.
    Man hatte mir gesagt, daß dieser Mann ein Mörder war. Und ich wußte, daß er der zukünftige Mafia-Boß von New York sein sollte.
    In diesem Augenblick war er aber für mich nur ein Mann, der um sein Leben kämpfte.

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