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0462 - Der Witwenmacher von New York

0462 - Der Witwenmacher von New York

Titel: 0462 - Der Witwenmacher von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
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fallen, der nur drei Yard von seinem Dienstwagen entfernt am Bordstein parkte.
    »Was soll das eigentlich?« fragte er, aber die Gangster hatten nur ein unwilliges Brummen für ihn übrig.
    Mit leisem Surren reihte sich der Wagen in den zähflüssigen New Yorker Verkehr ein. Phil liebte die Stadt, in der er wohnte. Er war mit ihrer hektischen Art, ihrer Superlativen Schönheit und ihrem Lärm so vertraut, daß sie sein zweites Ich wurde.
    Er konzentrierte sich jetzt auf die beiden Männer, die neben ihm saßen. Sie hielten ihre Pistolen noch in der Hand. Phil kannte den Grund für die Spazierfahrt, zu der man ihn eingeladen hatte.
    Man wollte ihn irgendwo hinbringen. Irgendwo, wo es einsam war, wo der Knall einer Pistole keine unliebsamen Zeugen auf den Plan rief.
    Phil wußte, daß er dem Tod entgegenfuhr. Ihm blieb einfach nichts anderes übrig, als sich zu wehren. Er hatte keine Chance, aber er mußte irgend etwas tun. Er wollte sich nicht wehrlos von diesen Killern ermorden lassen.
    Seine Muskeln spannten sich mit einem Male wie Geigensaiten. Mit einer verzweifelten Bewegung warf er sich auf den Gangster, der links von ihm saß. Seine Hand grub sich in den Körper des Gorillas. Er hörte das Aufschreien und schlug wieder zu.
    Seine Rechte tastete zum Türgriff und bekam ihn zu fassen. Der Plan war einfach. Er wollte mit diesem Mann auf die Straße fallen. Vielleicht würde das die Aufmerksamkeit von Passanten erregen, die die Polizei alarmierten.
    Er spürte, wie das Knie seines Gegners hochfuhr und ihn in die Herzgrube traf. Dann durchloderte plötzlich ein greller Schmerz seinen Kopf. Der schwere Kolben einer Pistole hatte ihm einen Scheitel gezogen. Phil spürte die Wirkung des Schlages, war aber noch nicht erledigt. Die Wagentür öffnete sich unter seinem Griff, und der Fahrtwind schlug ihm ins Gesicht. Phil wollte sich nach vorne werfen. Er sah den grauen Asphalt der Straße.
    Dann sauste wieder der Revolverknauf auf seinen Kopf. Phil spürte die bleierne Schwere, die von ihm Besitz ergriff. Verzweifelt wollte er sich dagegen wehren. Seine Hände griffen ins Leere, seine Finger verkrampften sich wirkungslos in der Luft.
    Dann kam der dritte Schlag.
    Mit einem leisen Aufstöhnen sackte Phil zur Seite. Der rosarote Schleier vor seinen Augen wurde mit einem Male zu einer undurchdringlichen Wand. Zu einer Wand des Schweigens und der Dunkelheit.
    ***
    »Natürlich halten Sie mich für einen Verbrecher«, sagte Ruflioso bitter. »Schließlich hält mich jeder dafür. Warum sollten ausgerechnet Sie eine Ausnahme machen.«
    »Man kann schlecht den zukünftigen Mafia-Boß von New York für einen Heiligen halten«, gab ich zurück.
    »Wer sagt, daß ich das werde?«
    »Das Testament Ihres Vaters.«
    »Natürlich, mein Vater. Immer mein Vater. Mein Vater sagt: Enrico ist ein Verbrecher, Enrico ist ein Mörder, vor ihm muß man Angst haben, und die Unterwelt zittert. Kein Mensch kümmert sich aber darum, wie es in Wirklichkeit aussieht.«
    Ich schwieg verdutzt. Mühsam kroch ich so weit ins Boot, daß ich liegen konnte. Ruffioso streichelte sanft den Kopf des kleinen Mädchens. Es war eingeschlafen. Die Strapazen waren einfach zu groß für die Kleine gewesen.
    Irgend etwas an den Worten des Verletzten faszinierte mich. Ich wußte nicht, was es war. Er sprach bitter, manchmal auch unlogisch. Aber trotzdem strömte Glaubwürdigkeit von ihm aus.
    Behutsam untersuchte ich seine Verletzungen. Es sah schlimm aus. Nur noch schnelle ärztliche Hilfe hätte ihm Rettung bringen können.
    Er hatte meine Feststellungen natürlich genau beobachtet. Als ich aus der kleinen Bordapotheke Mull auf die Wunde legte, grinste er bitter.
    »Warum tun Sie das, Cotton? Ich bin doch ein Verbrecher!«
    Ich blickte ihn ruhig an. Sein Gesicht war bereits eingefallen, und die Blässe des Todes stand in seinen Zügen. Nur seine Augen funkelten noch lebhaft.
    »Ich weiß nicht, ob Sie ein Verbrecher sind«, sagte ich rauh. »Für mich zählt nur, daß Sie ein Mensch sind.«
    Ruffioso erwiderte meinen Blick. Dann, nach einer ganzen Weile, senkte er die Lider. »Danke«, murmelte er. »Danke. Überall begegnet man mir mit Mißtrauen und Abscheu«, sagte er bitter. »Richtig, ich bin der Sohn eines Verbrechers, eines Mannes, den ich mein ganzes Leben lang nie gesehen habe. Ich wurde von meiner Mutter drüben in Europa erzogen. Ich habe studiert und wollte eine Zahnarztpraxis aufbauen. Natürlich haben wir von dem Geld gelebt, das mein Vater uns

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