0462 - Die Rache des Schlangendämons
Kult die Gunst gewähre, sich wieder neu zu etablieren. Antworte auf meine Frage oder geh.«
Panshurab schluckte heftig. Er starrte zu der Dämonin hinauf, deren Schwingen sich jetzt ganz langsam fächelnd bewegten.
»Ich werde den Kult der Kobra in seiner angestammten Heimat zu neuer Größe führen, meine Fürstin«, sagte er rauh.
»Wie du es schon einmal plantest?«
»Wie ich es plante, nachdem jener Schurke Zamorra, dessen Seele im tiefsten Feuer dieser Hölle brennen möge auf ewig und immerdar, Ssacah erschlug und den mächtigen Geist der großen Schlange in ein Zwischenreich verbannte.«
»Und du hoffst, daß Ssacahs ehemaliger Machtbereich mittlerweile nicht an andere Dämonen weitergegeben wurde, um das Machtvakuum zu füllen? Panshurab, du bist ein Narr.«
Der Schlangenmensch senkte den Kopf. »Ich bin bereit, darum zu kämpfen, wenn es erforderlich ist«, sagte er.
»Du bist ein Narr und bleibst ein Narr«, stellte die Dämonin fest. »Aber du könntest Glück haben. Falls ich dir und dem Kult die Rückkehr gestatte, werdet ihr auf den Großraum Indien beschränkt bleiben. So, wie es früher einmal gewesen ist. Indien ist eure Domäne, der Rest der Welt geht die Kobra nichts an.«
Panshurab verneigte sich. »Ich danke Euch, Herrin«, sagte er erleichtert.
»Du dankst zu früh«, dämpfte die Fürstin seinen Optimismus. »Ich sagte, du könntest Glück haben, falls ich die Rückkehr gestatte. Doch noch ist es nicht soweit. Laß uns über ein Geschäft reden, Schlangenmann.«
»Ich höre, Herrin«, sagte er.
»Ich will es für dich hoffen«, sagte sie schroff. »Also sperr deine Schlangenohren gefälligst auf und höre sehr gut zu. Denn ein solches Angebot wirst du nie wieder von mir bekommen.«
»Sprecht zu Eurem aufmerksamen Diener, Herrin«, säuselte Panshurab.
Die nackte Dämonin faltete die mittlerweile ausgebreiteten Flügel wieder auf ihrem Rücken zusammen und setzte sich. »Du hast die Wahl, zuzustimmen oder nicht, aber du entscheidest dabei zugleich über das Schicksal deines Kults. Du wirst mir einen Dienst erweisen.«
»Dazu bin ich jederzeit bereit, Herrin«, versicherte er.
»Es kann geschehen, daß ich diesen Dienst dann verlange, wenn es dir nicht genehm ist«, warnte sie. »Und es kann sein, daß du dich damit gegen die Hölle stellen mußt. Bist du dazu bereit?«
Er stutzte. »Herrin…?«
»Ich frage dich, ob du dazu bereit bist.«
»Herrin, wie kann ich Zusagen, wenn ich immer noch nicht weiß, um welche Art von Dienst es sich handelt?« wich er aus. Ihm gefiel die Bemerkung nicht, daß er sich gegebenenfalls gegen die gesamte Hölle zu stellen habe. Was sollte das? Wie konnte er allein ein solches Wagnis auf sich nehmen? Und Ssacah… Ssacah war immer noch mächtig, aber Ssacah würde es auch nicht akzeptieren, daß Panshurab seine Macht mißbrauchte, um einen persönlichen Vorteil daraus zu gewinnen, daß er der Fürstin der Finsternis einen Dienst erwies…
»Ja oder nein? Chance für Ssacah oder nicht? Panshurab, willst du mit deinem Kult immer wieder von einer Welt zur anderen fliehen müssen, weil man euch fortjagt oder die Welt aufhört zu existieren?«
Alles für Ssacah, dachte er.
»Ich bin dazu bereit, Herrin. Ich werde tun, was Ihr verlangt, was auch immer es sein mag. - Solange es nicht gegen die Interessen Ssacahs verstößt, dem ich aus tiefstem Herzen in Treue diene.«
Die Dämonenfürsten grinsten böse. »Mehr habe ich dir auch nicht abgefordert, Panshurab«, sagte sie. »Nun gut, erfahre, was ich von dir will.«
***
Im versteckten Hauptquartier des Kobra-Kultes in Ash’Cant fand eine Verwandlung statt. Sahri, die Gefährtin und Vertraute Mansur Panshurabs, nahm Schlangengestalt an. Aber nur kurz berührte sie einige der Ssacah-Ableger in der Echsenwelt. Dort ging alles seinen geregelten Gang; sie brauchte nicht steuernd einzugreifen. Das Schneeballsystem funktionierte auch ohne lenkende Impulse, die Messing-Kobras vermehrten sich wie geplant und sorgten dafür, daß immer mehr dieser Echsen unter Ssacahs Kontrolle kamen.
Wichtiger erschien es Sahri, sich um den Ableger zu kümmern, der von Gryf nach Caermardhin gebracht worden war. Sahri hoffte, daß die Schlange noch nicht entdeckt und zerstört worden war.
Vorsichtig nahm sie Kontakt auf.
Das war schwieriger, als sie gedacht hatte. Aber dann begriff sie, daß sie sogar wesentlich leichter durchgekommen war, als es eigentlich hätte sein dürfen. Denn immerhin verfügte Caermardhin über
Weitere Kostenlose Bücher