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0462 - Wo der Orlock haust

0462 - Wo der Orlock haust

Titel: 0462 - Wo der Orlock haust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dort blieb sie stehen, drehte den Kopf nach links, um in die Nische hineinschauen zu können. Vielleicht wollte sie auch die Fackel an sich nehmen, das wußte wohl nur sie selbst.
    Plötzlich geschah es!
    Aus der Nische löste sich ein Schatten, wurde zu einer Gestalt und kippte auf Alex zu.
    In einer Reflexbewegung fing sie diese Gestalt auf und hielt sie wie einen Geliebten in den Armen.
    Bis sie erkannte, um was es sich dabei handelte. Um eine uralte, halbvermoderte Frauenleiche.
    Alexandra schrie wie noch nie zuvor in ihrem Leben!
    ***
    Auch ich schrie!
    Nicht so sehr vor Angst, mehr vor Überraschung, weil der Stein unter meinem Schuh weggebrochen war und seine Reste in die Tiefe polterten.
    Die Einzelteile prallten noch gegen die Burgmauer, rutschten weiter, und ich hörte sie unten in der Tiefe aufschlagen.
    Auch ich wäre gefallen, aber da war mein Freund Suko, dessen Handgriff mit einer Metallklammer zu vergleichen war, so hart und auch sicher hielt er mich fest.
    Nach dem Brechen des Steins hatte mein Herz wild angefangen zu schlagen. Und erst jetzt beruhigte es sich, aber ich zitterte noch immer. Suko hing halb über mir aus dem Fenster. Natürlich gab er seinen bissigen Kommentar ab. »Hast du es so eilig gehabt, John? Du willst wohl so schnell wie möglich zu den jungen Girls, wie?«
    »Verflucht, du hast gut reden!« keuchte ich.
    »Dann sieh mal zu, daß du einen Halt erwischst. Die ganze Nacht über will ich dich nicht festklammern.«
    »Die Steine sind brüchig.«
    »Umweltverschmutzung«, erwiderte Suko lakonisch. »Warum sollte es der Burg anders ergehen als dem Wald?«
    Das stimmte auch wieder, half mir aber nicht weiter. Ich schabte mit dem Fuß an der Burgmauer entlang und suchte nach einer Stelle, die mein Gewicht aushielt.
    Verdammt, wo lief denn dieser Sims entlang? Schließlich hatte ich ihn gesehen!
    Ich fand Halt. Zuerst mit der Fußspitze, dann mit der schräggestellten Sohle.
    »Alles klar?« fragte Suko.
    »Fast.«
    »Kann ich loslassen?«
    »Noch nicht.«
    Mit der freien Hand suchte ich nach einer Stütze.
    Einen Vorsprung entdeckten meine tastenden Finger nicht. Dafür einen Riß in der Wand, in den ich die Kuppen hineinschieben konnte. So hielt ich mich fest.
    Mit dem Fuß stand ich auch auf dem Sims, und der wirkte so, als könnte er mein Gewicht halten.
    Suko ließ meine Hand los. Sofort klemmte ich auch deren Finger in den quer über die Wand laufenden Spalt und hatte so einen wesentlich besseren Halt bekommen.
    Tief atmete ich durch. Allmählich ließ auch das Zittern nach, mir ging es wieder – etwas besser. Den Schweiß auf meinem Gesicht hatte der Wind getrocknet. Ich atmete durch den offenen Mund und schmeckte auf den Lippen Staub, der von der Burgmauer geweht wurde. Er brannte auch in den Augen, kratzte im Hals. Ich hustete leicht. Dann warf ich einen Blick nach oben.
    Suko schaute aus dem Fenster. Er hatte sich noch immer weit vorgebeugt. Über ihm und gar nicht mal so weit entfernt, befand sich das Dach des alten Schlosses. Es war zwar schräg angelegt worden, aber durch zahlreiche Gauben aufgelockert. Die Fenster dort bestanden nicht aus Vierecken, sondern aus Kreisen. Sie sahen aus wie schmutzige Pupillen und glänzten wie stumpfes Erz.
    Hoch über dem Dach sah ich den Himmel. Sehr weit und so dunkel wie die Bergschatten der schottischen Mountains.
    »Willst du dich ausruhen?« fragte Suko.
    »Nein, ich überlege nur, ob ich in die Tiefe klettern soll oder eine Scheibe einschlage?«
    »Die zweite Möglichkeit wäre besser.«
    »Okay, ich versuche es. Wart du solange.«
    »Sonst zerreiß ich Bettücher und knote sie zusammen. Ein alter Ausbrecher wie ich hat darin Routine.«
    »Ja, ja, mach mal. Aber später.«
    Danach hielt ich den Mund, weil ich mich voll auf die Aufgabe konzentrieren mußte. Die eine Warnung hatte mir vollauf gereicht.
    Jetzt war ich noch vorsichtiger.
    Es klappte.
    Seitlich kam ich voran und fand auch immer wieder Lücken, in die ich meine Finger schieben konnte. An der Wange brannte die noch offene Wunde. In ihr tuckerte und hämmerte es. So ein Rasiermesser konnte man schon mit einem kleinen Fallbeil vergleichen.
    Ich orientierte mich nach rechts. Die Scheibe lag dort näher als das Fenster links. Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.
    Das merkte ich in den folgenden Sekunden. Es war chon ein Kriechen, so wie ich mich vorwand und mich als männliche Schnecke fühlte. Manchmal preßte ich mich so dicht an die Wand, daß ich mit den

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