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0463 - Das Drehbuch, das der Satan schrieb

0463 - Das Drehbuch, das der Satan schrieb

Titel: 0463 - Das Drehbuch, das der Satan schrieb
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warteten die Wortberichterstatter der Presse. Sie qualmten wie die Schlote, und den Kaffee tranken sie literweise.
    Sie saßen sich gegenseitig auf der Pelle. Trotzdem befanden sie sich noch in einer direkt beneidenswerten Lage. Die Bildreporter und die meisten Fernsehkameraleute saßen draußen im Park. Zum Teil hatten wir sie unter die Polizisten geschmuggelt, zum Teil saßen sie mit ihren Teleobjektiven hinter Büschen und auf Bäumen.
    Die Feuerwehr, die Stunden zuvor mit einer bravourösen Leistung Phils Leben gerettet hatte, war auch jetzt informiert und bereit zu helfen. Die Scheinwerfer des großen Gerätewagens waren auf die Haustür und den Vorgarten des Higgold-Hauses gerichtet. Auf der Rückseite des Hauses sah es ähnlich aus.
    Sollte Noody mit seinen Leuten und seinen Geiseln noch während der Dunkelheit das Haus verlassen wollen, so würde seine Flucht in gleißendes Licht getaucht.
    Über die Fluchtgelegenheit waren wir uns längst einig. Entweder mußte Noody zu Fuß das Weite suchen oder mit Higgolds Wagen. Es war ebenfalls ein Buick, neuestes Modell. Wir hatten uns alle notwendigen Angaben inzwischen aus der Kartei geben lassen. Längst war Higgolds Wagen in allen Staaten bekannt — es lief eine All-Staaten-Fahndung nach ihm, bevor er überhaupt aus der Garage gefahren war.
    Auf meinem Scheibtisch, der sonst dem Golfklub-Manager gehörte, stand eine eiserne Kassette. Inhalt: 900 000 Dollar, gespendet von der New Yorker Presse, ausgezahlt nachts um halb drei von der New York State Bank.
    Ich mußte lächeln, als ich an das Gespräch mit dem Bankdirektor Mills dachte.
    »Können wir die Nummern der Scheine…«, hatte ich zu einer Frage angesetzt.
    Mills hatte gelacht und mir eine Liste in die Hand gedrückt.
    »Können Sie Gedanken lesen, oder können Sie zaubern?« hatte ich gefragt.
    »Nichts von beidem«, hatte Mills gelächelt. »Aber ich habe Sie schon einmal bedient. Damals waren es nur 100 000 Dollar. Sie wollten damals kleine, nicht neue Scheine ohne fortlaufende Nummern haben. Da es damals eilig war, hatten wir keine Möglichkeit, die Nummern zu notieren. Daraus habe ich gelernt. Wir haben immer einen bescheidenen Vorrat an Beträgen, die ganz zufällig zusammengekommen aussehen, die aber säuberlich registriert sind.«
    »Kundendienst!« hatte ich gesagt.
    »Ein bescheidener Beitrag«, war seine Antwort gewesen, »es wird trotzdem für Sie noch schwierig genug sein, aus diesen irrsinnig vielen Nummern eine wiederzufinden.«
    Trotzdem war es besser als nichts. Jede Kleinigkeit konnte uns einen Schritt weiterbringen.
    Instinktiv blickte ich auf die Uhr.
    Es war genau vier.
    Ich saß vor dem Schreibtisch und schaute auf das Telefon. Knisternde Spannung lag über dem jetzt mit Menschen überfüllten Raum. Die letzten Unterhaltungen waren erstorben. Alle achteten jetzt nur noch auf das Telefon.
    Die Sekundenzeiger auf unseren Armbanduhren liefen emsig weiter. Behäbig sprang der Minutenzeiger auf der großen Wanduhr von Teilstrich zu Teilstrich.
    Die Zeit verrann.
    Und das Telefon schwieg.
    ***
    Der Mann mit dem Namen Gregory Craws erwachte aus einem kurzen bleischweren Schlaf. Er hatte ihn mehr erschöpft als erfrischt. Draußen war es noch stockfinster, doch die Leuchtzeiger der Uhr standen auf 5.17 Uhr.
    Langsam erhob sich Gregory Craws von seinem Bett. Er ging zum Waschbecken und ließ es mit heißem Wasser vollaufen. In das heiße Wasser tauchte er beide Unterarme bis zum Ellbogen. Das Wasser war so heiß, daß er die Zähne zusammenbeißen mußte. Eine Drehung am Hahn ließ kaltes Wasser sprudeln. Craws ließ es über seine Unterarme laufen. Er merkte, wie dieses Wechselbad wirkte und seine Müdigkeit aus dem Blut trieb.
    Er schaute in den Spiegel und sah einen einigermaßen passablen Gregory Craws vor sich.
    Er konnte wieder eiskalt überlegen.
    Sein Blick fiel auf den kleinen schwarzen Agentenkoffer, in dem er alle Unterlagen aufbewahrte, die ihm vom fremden Geheimdienst zur Verfügung gestellt worden waren. Karten, Beschreibungen, verschlüsselte Anweisungen, ein Kompaß, die Minox, Filmkassetten.
    Dämlich, dachte Craws. Sie brauchen mich nur festzunehmen und einen Blick in diesen Koffer zu tun. Jedes Gericht würde mich daraufhin verurteilen.
    Er ahnte, was diese Unvorsichtigkeit zu bedeuten hatte. Es war keine Unvorsichtigkeit, es war System. Seine Auftraggeber wollten ihn zwingen, in voller Kenntnis der Tatsachen zu arbeiten. Schon mit dem ersten Auftrag sollte er sich fest
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