0463 - Der Leopardenmann
können.
Nun war sie fast wieder zu Hause. Aber immer wieder mußte sie an den Leoparden denken.
Shackleton war noch nervöser als sie. Er schien ehrlich um ihre Sicherheit besorgt zu sein und hatte sich erst beruhigt, als sie den afrikanischen Kontinent hinter sich gelassen hatten. Er hatte darauf gedrängt, daß sie selbst im Flugzeug die Pistole bei sich trug; die Waffe war ordnungsgemäß registriert und genehmigt worden. Seitdem wußte Tiffany definitiv, daß der Mann, der sie offiziell als Assistent begleitete, einen Dienstausweis des Firmensicherheitsdienstes der TI in der Tasche trug.
Immerhin scheine ich für die TI ziemlich wertvoll zu sein , dachte sie. Auch eine Art von Kündigungsschutz. Für wen man einen solchen Aufwand betrieb, den feuerte man nicht so bald wieder.
Die Maschine setzte auf und rollte auf der Landebahn aus, kam zum Stillstand. Auch die letzte Phase des mit den Zwischenstops nahezu einen ganzen Tag dauernden Fluges über zehn Zeitzonen hinweg war damit beendet. Erleichtert löste Tiffany den Sicherheitsgurt und erhob sich. Neben ihr richtete sich Shackleton auf. Er lächelte ihr etwas verkrampft zu.
Im gleichen Moment glaubte sie, das Blut müsse ihr in den Adern gefrieren.
Der schwache Hauch eines ihr nur zu gut bekannten Duftes strich an ihrer Nase vorbei. Ganz kurz nur und kaum wahrnehmbar, aber…
Raubtiergeruch. Leopard!
***
»Ich verstehe es einfach nicht«, sagte Zamorra im Fond des Taxis, mit dem sie zum Flughafen unterwegs waren. »Warum bezahlt er uns so locker die Flugkarten und das Hotel, gerade so, als wären wir wichtige Firmenmitarbeiter? Sicher, die TI kann das Geld locker verschmerzen und abschreiben. Für eine Firma dieser Größe ist das nicht mal ein Trinkgeld. Aber trotzdem weiß er doch, daß wir auf verschiedenen Seiten stehen. Ich würde doch niemals meinem Gegner einen Flug finanzieren…«
»Auch nicht, wenn du sicher sein möchtest, daß er wirklich ganz schnell aus deiner Nähe verschwindet?« erwiderte Nicole. »Vielleicht hoffte er auch nur, daß wir uns Rob anschließen und gemeinsam mit ihm ins Gras beißen. Dann ist er zwei Probleme zugleich los.«
»Dritte Möglichkeit: er will ablenken«, überlegte Zamorra. »In der Affäre um Robs Identifizierung hat er sich durch seine Versuche, Rob als Hochstapler abzustempeln, nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Vielleicht will er nach außen demonstrieren, daß er absolut loyal ist.«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Möglich«, gestand sie ein. »Irgendwann werden wir es erfahren. Sieh dir das an. Wenn Riker schon so spendabel war, hätte er uns doch wenigstens das Taxi ersparen und uns von einem Firmenwagen zum Airport bringen lassen können.«
Zwei schwarze Limousinen zogen mit hoher Geschwindigkeit an dem Taxi vorbei. Ganz dezent am Heckblech befand sich das Firmenzeichen der Tendyke Industries . Weniger dezent waren die »Kojak-Leuchten« auf den Wagendächern, die aber nicht eingeschaltet waren.
»Verdammte Rowdies«, schimpfte der Taxifahrer und sprudelte eine Flut von spanischen Verwünschungen hervor, weil der zweite TI-Wagen ihn beim Einscheren nach dem Überholmanöver geschnitten hatte.
»Das sind die Jungs vom Firmensicherheitsdienst, die Miß Rogers abholen sollen. Die angeforderte Schutzmaßnahme«, vermutete Zamorra. »TI-Angestellter müßte man sein. Die Firma kümmert sich um die Sicherheit ihrer Leute intensiver als die örtliche Polizei…«
»Für so etwas war Rico Calderone also auch zuständig, als er noch Sicherheitschef war«, murmelte Nicole. »Diese Miß Rogers muß tatsächlich wichtig sein.«
»Liebend gern möchte ich mich mit ihr mal über ein gewisses Projekt 8 unterhalten«, sagte Zamorra.
»Glaubst du im Ernst, daß sie eingeweiht ist?«
»Vielleicht. Falls nicht, kann sie uns zumindest etwas über den Inhalt des Vertrages erzählen, den sie in Zaire abgeschlossen hat. Es muß einfach etwas mit der Dynastie zu tun haben.«
»Und was tun wir, wenn es so ist? Wir können doch nichts unternehmen, nichts rückgängig machen. Mehr als Informationen sammeln können wir nicht. Ja, wenn wir Sara wieder einschleusen könnten, daß sie ihre Rolle weiterspielte… aber es ist zu befürchten, daß sich inzwischen ein anderer Alpha als ERHABENER etabliert hat. Genug Zeit ist mittlerweile vergangen, um nach dem Verschwinden des ERHABENEN einen neuen Machtkristall zu schaffen! In einem Zweikampf möchte ich Sara aber nicht geschickt sehen.«
Zamorra zuckte mit den
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