0463 - Der Leopardenmann
Von den anderen hatten jene noch Glück, die von der Fremdenpolizei aufgegriffen und zurückgeschickt wurden, auch wenn sie das nicht als Glück ansahen. Wer Pech hatte, fiel auf falsche Versprechungen von Kriminellen herein und landete dadurch selbst auf der schiefen Bahn, die nur in den allerseltensten Fällen keine Einbahnstraße in den Untergang war.
Riker zeigte ein gewinnendes Lächeln. »Mister Tendykes Flugziel möchten Sie wissen? Wie kommen Sie darauf, daß ausgerechnet ich Ihnen da weiterhelfen könnte? Warum fragen Sie nicht an den Terminals der Fluggesellschaft am Airport nach?«
»Weil ich keine Detektivlizenz besitze, Riker«, gab Zamorra zurück. »Aber Sie… als Tendykes Kronprinz sollten Sie doch wohl informiert sein, wo Sie Ihren Boß im Notfall erreichen können.«
Riker schüttelte den Kopf. »Ich weiß es aber nicht«, gestand er. »Und, ehrlich gesagt, gibt es auch keinen Grund, weshalb ich es wissen müßte. Mister Tendyke setzt sein vollstes Vertrauen in mich.«
Da war Zamorra anderer Ansicht. Tendyke hatte längst erkannt, daß er sich mit Riker ein Kuckucksei ins Nest gelegt hatte. Aber er sah auch keine Möglichkeit, Riker zu feuern, weil es niemanden gab, der ihn und seine genialen Fähigkeiten adäquat ersetzen konnte. Also mußte Tendyke vorerst mit dieser Schlange an seinem Busen leben.
Es gab in Rikers Büro nicht nur das große Panoramafenster, es gab auch eine Glaswand zum Vorzimmer. Nichts, was sich dort abspielte, blieb unbeobachtet. Vermutlich war die Scheibe zur anderen Seite hin undurchsichtig; Zamorra hatte beim Hereinkommen nicht darauf geachtet. Jetzt sah er aber einen kleinen, glatzköpfigen Mann im grauen Anzug hereinkommen und mit der Sekretärin reden.
Riker hatte es natürlich auch bemerkt. »Sie entschuldigen mich bitte für einen Augenblick?« bat er. »Es scheint wichtig zu sein.«
»Bitte…«
Riker verließ das Büro. Zamorra blieb in seinem Sessel. Er widerstand der Versuchung, die Zeit zu nutzen und ein wenig an Rikers Computerterminal herumzuspielen. Rikers Schreibtisch war das reinste High-Tech-Paradies. Es gab hier fast nichts, was es nicht gab. Über seine technischen Einrichtungen konnte Riker sich jederzeit über alles informieren, was sich in der Firma abspielte. Trotzdem blieb für viele Informationen immer noch die Bringe-Verpflichtung durch die zuständigen Mitarbeiter.
Durch die Glasscheibe konnte Zamorra verfolgen, was drüben gesprochen wurde. Er vernahm zwar keine Laute, aber er konnte das Gesprochene an den Lippen ablesen. Allerdings nur das, was der kleine Mann im grauen Anzug sagte, weil Riker mit dem Rücken zu Zamorra stand.
Offenbar ging es um eine Mitarbeiterin, die in Zaire einen Vertrag mit einer Kupferminen- und Verhüttungsgesellschaft unter Dach und Fach gebracht hatte, damit ein gewisses »Projekt 8« endlich ins nächste Stadium gebracht werden könne. Aber offenbar habe Miß Rogers vor Ort Schwierigkeiten gehabt und sei in einen rätselhaften Mordfall verwickelt worden? Ihr Begleiter habe jedenfalls vorsichtshalber Schutzmaßnahmen für die Dame erbeten.
Riker starrte auf seine Schuhspitzen, dann hob er den Kopf und stellte eine Frage. Sein kleiner Gesprächspartner antwortete ihm. Zamorra war etwas abgelenkt. Projekt 8 , durchfuhr es ihn.
Wer dachte sich bei dieser Zahl schon etwas?
Nur jemand, der diese 8 in Gedanken umkippen sah und wußte, daß das Zeichen so nicht nur das mathematische Symbol für »Unendlichkeit« ist, sondern auch als Erkennungs-Emblem für DYNASTIE DER EWIGEN fungierte!
Projekt oo - Projekt »Dynastie«!
Riker arbeitete also tatsächlich mit den Ewigen zusammen und schien gerade in Afrika etwas angeleiert zu haben, was mit der Dynastie zu tun hatte! Kupferabbau und Kupferverhüttung - vielleicht für das Sternenschiff-Projekt? Versuchte Riker hier zusätzlich Kapazitäten zu schaffen, um die Dynastie entsprechend bedienen zu können?
Ich muß Sara Moon danach fragen , nahm er sich vor. Bis vor kurzem hatte sie als ERHABENE an der Führungsspitze der Dynastie gestanden. Wenn jemand etwas über die Zusammenarbeit wußte, dann war sie es. Zamorra schalt sich einen Narren, daß er nicht schon viel früher auf den Gedanken gekommen war, sich über diese Angelegenheit mit Sara zu unterhalten, nachdem sie geläutert war und wieder auf der Seite des Guten stand.
Andererseits hatte er auch keine Gelegenheit dazu gehabt, weil ständig etwas anderes los gewesen war, das seine ganze Aufmerksamkeit in
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